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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Dorfpfarrer überhaupt zu sehen wünschte, sollte Albrecht selbst entscheiden.
    Doch Elmar wusste, wer ihm nur zu gern ein paar nützliche Informationen zuflüstern würde.
    »Hol mir die Haushälterin des Pfarrers!«, befahl er einem seiner Knechte. Der verbeugte sich und hastete davon.
    Wenig später tauchte er mit der Gewünschten auf.
    Ehrerbietig sank sie vor ihm auf die Knie, doch in ihren Zügen sah er schon die Gier flackern, sich anzubiedern und ihm jede noch so winzige Kleinigkeit zuzutragen, die dieser lästigen Marthe und seinem Erzfeind Christian schaden konnte.
    »Wie ich sehe, hast du inzwischen Unterschlupf bei euerm Pater gefunden«, meinte er herablassend, nachdem er die Alte mit kaltem Blick gemustert hatte.
    »Vater Sebastian war so gütig, sich einer armen Witwe zu erbarmen, nachdem mein Mann gestorben war, der Herr hab ihn selig«, antwortete Griseldis und schlug ein Kreuz.
    »Der vorige Burgvogt wollte dich wohl nicht in deiner Stellung belassen?«, erkundigte sich Elmar hämisch. Dabei wusste er alles über die Alte. Schließlich war er oft genug hier gewesen, als sein Freund Randolf noch über Burg und Dorf herrschte.
    Der Mann dieser klatsch- und rachsüchtigen Griseldis war der erste Dorfschulze von Christiansdorf gewesen. Wegen seiner Feigheit hatten ihn die Siedler bald aus dem Amt verstoßen und dafür einen aufsässigen Schmied gewählt. Doch mit Randolfs Einzug als Burgvogt von Christiansdorf setzte das hiesige Krämerpack durch, dass anstelle des Schmiedes einer der Ihren Dorfschulze wurde. Und die hässliche, griesgrämige Alte und ihr Nichtsnutz von einem Mann waren die Ersten, die zu Randolf überliefen. Dafür bekamen sie die Aufsicht über das Gesinde auf dem Burghof übertragen und waren glücklich, endlich wieder bestimmen zu dürfen, wenn auch nur den Mägden und Knechten.
    Nach Christians Sieg über Randolf hatte dieser die beiden Überläufer nicht in seine Dienste genommen. Bald darauf starb der Mann der Alten, und sie verdingte sich als Haushälterin bei jenem widerwärtigen, aber nützlichen Eiferer von einem Pfaffen. Elmar konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen, als er sich ausmalte, wie die beiden trieben, was man Priestern und ihren Haushälterinnen gemeinhin unterstellte, meistens nicht einmal zu Unrecht.
    Doch diese beiden – nie und nimmer! Die größte und einzige Befriedigung würde es ihnen verschaffen, die Dorfbewohner auszuspionieren und jede Kleinigkeit aufzuspüren, die sie anderen vorwerfen konnten. Dass sich dabei ihr gemeinsames Interesse ganz besonders auf Christian und Marthe richtete, die sie beide inbrünstig hassten, wenn auch aus sehr verschiedenen Gründen, machte sie zu nützlichen Werkzeugen.
    Albrecht brauchte den Pfaffen gar nicht erst zu befragen. Sollte sich der Junge derweil lieber mit der blonden Magd vergnügen. Die Alte würde ihm, Elmar, nur zu gern alles erzählen, was ihnen nützen konnte.
     
    »Du kannst gehen. Du hast mir gute Dienste erwiesen«, beschied Elmar Griseldis, nachdem sie mit ihrer Litanei fertig war. Verächtlich warf er ihr einen Hälfling vor die Füße. »Komm wieder, wenn dir noch etwas einfällt«, wies er sie an, während sich die Alte eifrig vor ihm verbeugte. Doch als sie ihm gar die Hände küssen wollte aus lauter Dankbarkeit, stieß er sie angewidert von sich.
    »Gewiss, Herr«, beeilte sie sich zu sagen, bevor sie verschwand. »Ich erfülle nur meine fromme Christenpflicht.«
    Schwungvoll verließ er die ihm zugewiesene Kammer und ging in die Halle. Was er soeben erfahren hatte, musste mit einem kräftigen Schluck gewürdigt werden. Ob wohl Albrecht noch mit der Blonden beschäftigt war?
    Doch der war jung, da war man schnell fertig mit Weibern im Bett.
    Elmar nahm einen tiefen Zug aus dem Krug, den ihm eine Magd gebracht hatte, dann stieg er hinauf zu Albrechts Quartier.
    Davor hielten zwei Mann Wache, die breit grinsten, als er fragte, ob der Burgvogt allein oder in Gesellschaft sei.
    »Sie ist noch drin, Herr«, meinte einer und zwinkerte vertraulich. »Wie es sich angehört hat, muss er gerade erst wieder von ihr gestiegen sein.«
    »Erweise dem künftigen Markgrafen gefälligst mehr Respekt!«, fuhr Elmar ihn an. »Sonst lasse ich dich ab sofort Schweine hüten!«
    Augenblicklich erstarb das Grinsen. »Selbstverständlich, Herr«, stammelte der Getadelte.
    »Ist es erlaubt, einzutreten, Herr?«, rief Elmar, nachdem er kräftig angeklopft hatte. »Ich bringe interessante

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