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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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hatte sich Wichmann halb erhoben, während seine Hände die Armlehnen umklammerten.
    Gerolf trat mit einem weiteren Ritter auf den Söldnerführer zu, die Rechte fest am Griff des Schwertes. Der Schwarzbart sah sie wütend an, machte kehrt und verließ das Zelt.
    Wichmann wartete, bis die Leinwände wieder geschlossen waren, dann atmete er tief durch.
    »Da wir nun schon bei diesem leidigen Thema sind – habt Ihr etwas mit dem Markgrafen der Ostmark zu bereden?«, wandte er sich an Philipp.
    »Durchaus«, meinte dieser und blickte hochfahrend zu Dietrich. »Wie könnt Ihr es wagen, ohne meine Zustimmung fünf meiner Leute hängen zu lassen?«
    »
Eure
Leute?« Dietrich wiederholte diese Worte mit so viel Verachtung, dass jeder im Zelt sofort begriff, Streit war nun unausweichlich.
    »Ich ahnte nicht, dass Ihr solch ruchloses Pack zu
Euren
Leuten zählt. Sei’s drum, wir sind im Krieg, und sie haben einen meiner Männer getötet und Kriegsgerät zerstört. Selbst der Kaiser hätte sie dafür hängen lassen.«
    »Ihr seid aber nicht der Kaiser …«, hielt ihm Philipp hämisch entgegen und beugte sich vor, »… sondern nur ein unbedeutender Markgraf mit einer unbedeutenden Streitmacht. Ihr hättet mich um Erlaubnis ersuchen müssen!«
    Die Beleidigung war so groß, dass Dietrich mit der Rechten den Knauf seines Schwertes umklammerte, bis die Haut über den Fingerknöcheln fast weiß wurde. Jeden anderen hätte er dafür auf Leben und Tod gefordert. Doch bei einem Erzbischof blieb ihm das verwehrt.
    »Ich brauche Eure Erlaubnis nicht, um ein paar Mörder und Plünderer der schlimmsten Sorte hinzurichten – selbst wenn sie in Euren Diensten stehen, worüber sich Euer oberster Dienstherr im Himmel sehr wundern mag«, erwiderte er mühsam beherrscht.
    Otto hingegen hielt eine höfliche Entgegnung für unnötig.
    »Das ist unerhört!«, polterte er. »Das lassen wir uns nicht bieten!«
    Auch Dedo verschaffte seiner Entrüstung lauthals Ausdruck.
    Der Markgraf der Ostmark wechselte einen kurzen Blick mit seinen Brüdern, dann trat er einen Schritt vor und sah zu Wichmann.
    »Vetter, ich bin Euch als Verbündeter zu Hilfe geeilt. Dafür muss ich mich nicht beleidigen lassen, nicht einmal von einem Erzbischof. Es war mein gutes Recht, diese Verbrecher zu hängen, denn sie haben ihre Schandtaten gegen meine Leute und in meinem Lager begangen.«
    Bekümmert sah der beleibte Wichmann von einem zum anderen. Dann sagte er mit einiger Schärfe zu Philipp: »Ich will keinen Streit unter meinen Verbündeten. Ganz gleich, wie groß die Streitmacht ist, die jeder hierhergebracht hat, eine jede wird von einem Fürsten angeführt, dem Respekt und Dank gebühren.«
    »So?«, höhnte Philipp. »Was habt Ihr denn erreicht in den letzten Wochen ohne mein Heer? Nichts, außer Euch den Boden unter den Füßen wegbrennen zu lassen. Nur mit meinen viertausend Männern werdet Ihr Haldensleben nehmen.
Ich
habe die größte Streitmacht, deshalb steht
mir
auch das Kommando zu. Auf deren paar Leute« – mit dem Kinn wies er herablassend auf die Wettiner – »können wir getrost verzichten.«
    Wichmann wollte einschreiten, aber Otto kam ihm zuvor.
    »Das könnt Ihr haben!«, brüllte er.
    Mit einem Blick verständigte er sich mit seinen Brüdern. »Wir ziehen sofort ab. Von mir aus könnt Ihr hier im Schlamm ausharren bis ans Ende aller Tage!«
    Einmütig verließen die Wettiner das Zelt, mit ihnen auch Christian. Beim Hinausgehen hörten sie, wie Wichmann und Philipp in Streit darüber gerieten, wer von ihnen das Kommando über das Belagerungsheer haben müsse.
    Sie stampften über den vor Nässe aufgeweichten Boden, bis sie das Lager der Magdeburger durchquert hatten. Dann hielt Otto inne und sah seine Brüder an, auf einmal äußerst zufrieden.
    »Schau nicht so wütend, Dietrich! Was soll’s, niemand außer ein paar Leuten hat die Beleidigung gehört, und wir werden schweigen. Dafür kommen wir jetzt endlich weg von hier und sind zu den hohen Feiertagen zu Hause!«
    Beinahe glücklich richtete er dann den Blick auf Christian. »Gebt Befehl, die Zelte abzubrechen! Für uns ist die Belagerung zu Ende. Wir ziehen noch heute ab.«

Rachepläne
    Elmar beschloss, die Zeit für ein paar zusätzliche Erkundigungen zu nutzen, während Albrecht mit diesem neuen Mädchen beschäftigt war.
    Mit dem Dorfschulzen, einem kriecherischen Tuchhändler, würde der neue Burgvogt sicher demnächst selbst reden wollen, und ob er diesen widerlichen

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