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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Christiansdorf, denn wenn stimmte, was Elmar sagte, dann hatte sich der Münzmeister hoch verschulden müssen, um die Münze pachten und überhaupt erst einrichten zu können. Was bei den feisten Krämern in den Truhen und Verstecken unter dem Herdfeuer schlummerte, konnte niemand wissen, doch die hatte er heute schon erfolgreich um etliches Geld erleichtert.
    Ja, bei dem Bergmeister war womöglich sogar so viel Silber zu holen, dass er zumindest einen Teil seiner Wettschulden bezahlen konnte.
    Den aufsässigen Stallburschen würde er sich schon noch irgendwann vorknöpfen, und die heulende Witwe war ihm im Grunde genommen egal. Das Pack hier im Dorf würde seine Lektion begriffen haben und sich ihm künftig furchtsam vor die Füße werfen, wenn er nur mit dem Finger schnippte.
    »Ich will Euch zuliebe Gnade vor Recht ergehen lassen, Bergmeister«, verkündete er großspurig. »Zahlt mir eine Mark Silber, und Ihr bekommt Eure Dienstmagd in einem Stück zurück.«
    Die Höhe des Preises sorgte für aufgebrachtes Raunen unter den Dörflern. Eine Mark Silber – das galt so viel wie zweihundertvierzig Pfennige. Für die meisten war das eine unvorstellbare Summe. Würde der Bergmeister so viel für Bertha aufbringen?
    »Ich schicke auf der Stelle jemanden, der das Geld holt«, stimmte Hermann zu, der wusste, dass er jetzt nicht feilschen durfte.
    Da er es nicht wagte, selbst zu gehen, weil Albrecht in der Zwischenzeit seine Meinung ändern könnte und er auch keinen Knecht an seine Geldtruhe lassen konnte, bat er den Kaplan, diesen Weg zu erledigen. Er händigte Hilbert den Schlüssel aus und beschrieb ihm genau, wo im Haus er suchen musste.
    Erleichtert, dass es ohne Blutvergießen abgegangen war, eilte der junge Geistliche los.
    Wenig später war der Handel perfekt. Hermann konnte die vor Entsetzen wie gelähmte Bertha mit nach Hause nehmen, und Albrecht löste den Gerichtstag auf.
    »Den entflohenen Dieb erkläre ich für vogelfrei«, verkündete er zuvor noch mit triumphierendem Blick in die Runde. »Wer ihn findet, kann ihn erschlagen, wer ihn mir lebend bringt, wird belohnt!«
    Dann warf er Elmar das Silber des Bergmeisters hinüber.
    »Verwahrt es gut für mich! Und nun lasst uns endlich zur Jagd reiten!«
    Völlig unbeachtet von Albrecht, richtete sich Marthe wankend und frierend in ihrem schlammbedeckten Kleid auf.

Die Heimkehr
    Es war wohl selten ein Heerlager ohne Fluchtbefehl so schnell abgebrochen worden wie das der Wettiner vor Haldensleben. Beinahe jeder war froh, endlich dem heimtückischen Moor, der Kälte und dem Schlamm zu entkommen, selbst wenn die Burg nicht erobert und keine Beute gemacht worden war.
    Christian allerdings bereitete es Sorge, wie Lukas und Bertram in ihrem derzeitigen Zustand die weite Heimreise überstehen sollten.
    Der Mönch mit den grauen Löckchen um die Tonsur war auf seine Bitte hin noch einmal gekommen und hatte Bertrams Bein neu gerichtet, doch lange würde Maries Verlobter auch auf einem Karren liegend die Reise über holprige Wege nicht überstehen. Und Lukas war zu stolz, um den Heimweg anders als im Sattel zurückzulegen. Christian malte sich schon mit Schaudern aus, welche Schmerzen allein das Aufsitzen dem Freund bereiten musste. Also ließ er nach denjenigen von seinen Leuten suchen, die die Marketenderinnen nach Magdeburg geleitet hatten.
    »Wisst ihr, wo ich ihre Anführerin finde, diese Grete, die weißhaarige Alte?«, erkundigte er sich bei ihnen.
    »Sie sagte, sie wolle ihre Vorräte in Magdeburg verkaufen und für eine Weile hinter den dicken Stadtmauern ausharren, bei einer Gevatterin«, berichtete ein Meißner, den Christian als zuverlässig kennengelernt hatte.
    »Gut. Ich habe einen dringenden Auftrag für dich. Reite voraus, mach sie ausfindig und frag sie in meinem Namen, ob sie zwei Verletzte bei sich aufnehmen und gesund pflegen kann. Ich werde sie reichlich entlohnen.« Christian hatte nicht vergessen, dass sich die Alte auch aufs Heilen zu verstehen schien.
    Er gab dem Meißner noch einen Reisigen als Begleitung mit und verabredete mit ihnen, wo sie ihn und die Verwundeten erwarten sollten.
    Nachdem das Lager abgebaut und die Karren beladen waren, ließ er Bertram vorsichtig auf einen davon hieven. Dabei erwachte der Verletzte stöhnend. Sein Gesicht war wächsern, auf seiner Stirn stand kalter Schweiß, und sein Bein war immer noch erschreckend angeschwollen und verfärbt. Er wagte keinen Widerspruch, als er hörte, dass Christian ihn für eine

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