Die Entscheidung der Hebamme
Weile in Magdeburg zurücklassen würde, sondern schien eher erleichtert darüber.
Lukas hingegen bestand darauf, auf seinen Braunen zu steigen, als sie aufbrachen.
»Erst wenn ich nicht mehr aus eigener Kraft von einem Stein aus auf mein Pferd komme, wäre das ein Grund, mir das Erbe abzusprechen und einem Jüngeren zu übertragen«, protestierte er.
»Du vergisst, dass du gar kein Erbe hast – und auch keinen Sohn, der es übernehmen könnte«, zog Christian ihn auf.
Dabei graute ihm selbst vor dem Moment, wo er mit seiner kaum verheilten Wunde aufsitzen musste, doch Lukas’ Verletzung war noch tiefer, und der Freund sah beunruhigend grau im Gesicht aus.
Er gab seinen Männern ein Zeichen, damit sie sich abwandten, um nicht zuzusehen, wie mühsam sich Lukas mit Hilfe des Knappen auf seinen Braunen zog. Der Blondschopf wankte, als er endlich im Sattel saß, und hatte das letzte bisschen Farbe aus dem Gesicht verloren.
»Nur ein paar Meilen«, versuchte Christian ihn aufzumuntern. »Ihr bleibt in Magdeburg, du und Bertram. Kommt nach, wenn eure Verletzungen ausgeheilt sind.«
»Soll Bertram sich aufs Krankenlager legen«, widersprach Lukas. »Ich lasse mir doch den Anblick nicht entgehen, wie Albrecht dir die Schlüssel zur Burg zurückgibt!«
Christian beschloss bei sich, nicht mit Lukas darüber zu streiten. Der Freund würde nach den ersten Meilen selbst am besten einschätzen können, ob er die Reise durchzustehen vermochte oder nicht.
Dann konzentrierte er sich ganz darauf, trotz der pochenden Wunde auf dem Rappen aufzusitzen, ohne sich vor seinen Leuten zu blamieren.
Kurz vor Magdeburg kam ihnen der junge Meißner entgegen. »Ich habe sie gefunden. Sie erwartet Euch«, berichtete er stolz.
Christian sah fragend zu Lukas, der an seiner Seite ritt. Doch der schüttelte den Kopf. »Ich reite weiter«, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Christian verzichtete darauf, den Freund umstimmen zu wollen. Wenn sie beide den Heimweg überstanden hatten, würde sich Marthe um ihre Wunden kümmern.
Christian hatte bereits bei Otto um Erlaubnis nachgesucht, einen Verletzten nach Magdeburg schaffen und dort gesund pflegen zu lassen. So bat er ihn jetzt nur, sich kurz entfernen zu dürfen, um sich davon zu überzeugen, dass Bertram gut untergebracht würde. Der interessierte Blick Ekkeharts, der an Ottos Seite ritt, war für Christian ein Zeichen, nun doppelt sorgsam auf seinen Rücken zu achten.
Für die Zeit seiner Abwesenheit übergab er erneut Reinhard das Kommando über seine Männer und beauftragte Dietrich, nicht von Lukas’ Seite zu weichen, solange er selbst fort war.
Während sich das heimziehende Heer die alte Handelsstraße gen Osten entlangwälzte, ritt Christian mit dem jungen Meißner und Kuno nach Magdeburg hinein. Den verletzten Bertram hatten sie auf eine Stoffbahn zwischen zwei Packpferden gebettet.
Die Alte empfing ihn mit neugieriger Miene.
»Ich vertraue dir einen guten Mann an, den Verlobten meines Mündels«, sagte er, ohne sich um Bertrams Einspruch zu kümmern. »Pfleg ihn gesund. Und wenn du willst, komm dann mit ihm in mein Dorf. Ich verspreche dir, es wird für dich gesorgt sein, ohne dass du mit deinem Marketenderkarren hinter dem Krieg herziehen musst.«
»Danke, Herr. Jetzt bin ich ja gerade vor dem Krieg hergezogen«, erwiderte die Alte. »Und es hat sich gelohnt. In der Stadt sind Korn und Bohnen mittlerweile knapp, weil in fast allen Dörfern der Gegend Scheunen und Speicher niedergebrannt sind.«
Christian wollte ihr eine Pfennigschale voll Münzen in die Hand drücken, aber sie wehrte ab. »Lasst mich erst einmal sehen, ob ich tatsächlich etwas für den Burschen da tun kann!«
Vorsichtig nahm sie den Verband von Bertrams Bein ab und besah es, ohne ein Wort zu sagen. Doch Christian konnte von ihrem Gesicht genug ablesen.
»Ich werde mein Bestes tun. Aber Ihr solltet für ihn beten«, sagte sie. »So Gott will, bringe ich Euch Euren Gefolgsmann nach Hause.«
»Dieser junge Mann hier wird dir zur Hand gehen und für eure Sicherheit sorgen«, entschied Christian und wies auf Kuno. So schnell der Rotschopf sicher heim zu Frau und Töchterchen wollte – falls Bertrams Bein tatsächlich abgenommen werden musste, würde er am ehesten dem Freund beistehen und helfen können, irgendwie damit klarzukommen, nun ein Krüppel zu sein.
Christian bemühte sich, nichts von seinen Sorgen zu zeigen, als er sich von der Alten und seinen beiden jungen
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