Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Anführer betrachten, auf meine Rückkehr warten. Erneut sind ein paar verdächtige Gestalten gesehen worden.« Prüfend betrachtete er den gesamten Hof.
»Lass uns wenigstens eine Kleinigkeit gemeinsam essen.« Bernina ergriff seine Hand. »Wenn wir schon die Gelegenheit dazu haben.«
Am Tisch in der Wohnküche nahmen sie Brot und kalten Hirsebrei zu sich.
»Dir ist es nicht recht, dass ich der Wehr helfe«, sagte Nils Norby plötzlich, mit seiner ruhigen Stimme.
»Nicht recht?«, wiederholte Bernina. »Was soll das schon heißen? Es wäre einfach schön, wenn du mehr Zeit auf dem Hof verbringen könntest.«
»Die Leute in Teichdorf haben Angst. Wieder einmal. Dieser Krieg ist nicht nur bei einer Gelegenheit, sondern mehrfach über diese Gegend hinweggeschwappt.«
»Das brauchst du mir nicht zu sagen, Nils.«
»Und was sich jetzt über unseren Köpfen zusammenbraut, wird womöglich schlimmer sein als alles Bisherige zusammengenommen. Von Osten droht ein Sturm, und womöglich ebenso von Westen. Dein geliebter Schwarzwald könnte zermalmt werden wie zwischen Mühlsteinen.«
»Vielleicht sind es ja doch nur Gerüchte – du weißt, wie häufig sich Gerede in Luft auflöst.«
»Es ist mehr als Gerede.« Nils hob den hölzernen Löffel in die Luft, als wäre er eine kleine Waffe. »Irgendwelche Kriegsherren haben längst ihre Späher ausgesandt, daran besteht für mich nicht der geringste Zweifel. Und denen folgen die Armeen, die über alles hinwegwalzen, was sich ihnen in den Weg stellt. Seit zwei oder drei Monaten werden sie immer wieder gesehen, fremde Gesichter, die in jedem Ort, in jeder kleinen Gemeinde rund um Freiburg herumschnüffeln.«
»Du meinst, die drei Männer mit den dunklen Mänteln?«
»Nicht nur, aber vor allem sie. Vor Wochen sollen sie bei Emmendingen ein Haus niedergebrannt haben. Und jetzt hat man sie in unserer Nähe gesehen.«
»Von dem zerstörten Haus höre ich das erste Mal«, bemerkte Bernina.
»Der Brand an sich wird als weniger bemerkenswert betrachtet als der Umstand, dass niemand in der ganzen Gegend bislang von dem Haus gewusst hat. Es soll eine Verschwörerhöhle, ein Versteck für fremde Soldaten, ein Schlupfwinkel für den Teufel höchstpersönlich gewesen sein – na ja, was halt immer gleich geredet wird.«
»Und die drei Männer bringt man mit dem Brand in Verbindung?«
»Sie hielten sich in Emmendingen auf. In jenen Tagen, als plötzlich der Wald in Flammen stand und man dann auf die verkohlten Überreste des rätselhaften Hauses stieß.«
Bernina musterte ihn. »Und jetzt sind sie hier? Bei uns?«
Er beugte sich ein wenig vor, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen: »Ja. In Teichdorf.«
Das war die kleine Ortschaft, die dem Petersthal-Hof am nächsten lag, sozusagen die einzige Verbindung von Berninas kleinem Reich zu der Welt da draußen.
»Und es waren sicher dieselben Männer?«
»Die langen dunklen Mäntel oder Umhänge, die Hüte, die Waffen, die ausgezehrten Pferde. Ganz sicher. Sie stellen Fragen, kundschaften die Orte aus. Aber wie gesagt – es geht nicht allein um sie. Die Menschen sind alarmiert. Sie fürchten sich nicht nur vor einer großen Armee. Es sind gerade die kleinen Banden raffgieriger Marodeure, die überall Schrecken verbreiten. Erst wird ausspioniert und dann zugeschlagen. Ein Dutzend gewissenloser Schurken kann eine Menge Unheil anrichten.«
Es war bekannt, dass immer wieder Trupps von einer Armee zum Furagieren ausgesandt wurden oder sich auf eigene Faust entfernten – mit einem einzigen Ziel: zu plündern. Gerade jene kleinen Gruppen, die keinem Heer zuzuordnen waren, lösten große Angst aus; sie waren es, die den Krieg noch schrecklicher machten für die Bevölkerung.
»In jedem Fall«, fuhr Nils fort, »sind es mehr als Gerüchte. Geplünderte Höfe und Gemeinden gibt es überall, selbst in den verborgensten Winkeln. Harmlose Bürger und Bauern werden gefoltert, damit sie die Verstecke preisgeben, an denen sie ihre Wertsachen in Schutz gebracht haben. Es wird ihnen damit gedroht, das eigene Heim über dem Kopf anzuzünden – und leider bleibt es oft genug nicht bei der Drohung. Fremde werden noch argwöhnischer gemustert als in den letzten Jahren. Für die Leute hier sind sie die Vorboten neuen Blutvergießens, Vorboten des drohenden Untergangs und Höllenfeuers.«
»Deshalb die Bürgerwehr.«
»Ja«, stieß Nils rasch hervor. »Deshalb die Bürgerwehr. Auch wenn du nicht viel von diesem Einfall hältst.«
Das war ein
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