Die Entscheidung liegt bei dir!
noch Lehrer werden zu können. Er wartet |42| darauf, dass andere aktiv werden und etwas für ihn tun, nämlich ihm eine Lehrerstelle anbieten. Mittlerweile sind einige Jahre ins Land gegangen, die Kulissen sind verschoben, die Chance, in seinem Alter noch Lehrer zu werden, ist gering. Er fährt immer noch Taxi. »Das sind die mir doch schuldig!« Was? »Die Anstellung.« Wer? »Der Staat.«
Zugegeben: Nicht jeder hat immer und gleichzeitig alle Möglichkeiten. Nicht alle können den Weg vom Polier zum Programmierer, vom Bergmann zum Barmann, vom Zugführer zum Fremdenführer gehen. Es gibt viele Hindernisse, viele Unbequemlichkeiten, viele Hürden. Und einige unter Ihnen würden mir jetzt sicher gerne erzählen, was Sie schon alles versucht haben, um einen Job zu bekommen: »Ich habe über 200 Bewerbungen geschrieben, niemand will mich!« Ja, ich kenne viele Menschen in ähnlicher Situation. Aber sich einreihen in die Schlange vor der Klagemauer hilft nicht. Wenn Sie das Problem wirklich lösen wollen, würde es Sie sogar schwächen.
Viele verpassen den Zeitpunkt, wo der Preis, das Spielfeld zu verlassen, noch vergleichsweise niedrig ist. Sie halten fest, möchten bleiben, wollen gleichsam »überwintern«. Sie hoffen, dass der Kelch an ihnen vorübergeht. Wie bei dem Gedanken an den möglichen Verkehrsunfall: »Mich wird es schon nicht treffen.« »Rekordscheidungsraten? Aidsgefahr? Ich doch nicht!« Und dann erwischt es einen doch.
Wenn Sie wirklich das Problem lösen wollen, handeln wollen, dann müssen Sie die eingefahrene Denkschiene verlassen. Wenn Sie auf einem Spielfeld spielen, wo die anderen Mitspieler auf Sie verzichten können und wollen – gehen Sie weg! Sonst beendet der andere früher oder später das Spiel. Und wenn Sie nicht als Arbeitnehmer unterkommen, können Sie auf die Seite der Arbeitgeber wechseln. Prüfen Sie |43| den Gedanken, in die Selbstständigkeit zu wechseln! Ein arbeitsloser ehemaliger Kaufhausdetektiv betreibt heute mit großem Erfolg eine Suchmaschine, die verflossene Jugendlieben wieder ausfindig macht, alte Militärkameraden in aller Welt sucht und Schulfreunde für Klassentreffen zusammenführt. Ein befreundeter Arzt fand nach vielen Bemühungen und mancher Enttäuschung eine vorzügliche Anstellung in Norwegen. Und Sie? Nehmen Sie wirklich alle Möglichkeiten wahr?
Arbeitslosigkeit ist immer
auch
das Ergebnis eigenen Handelns beziehungsweise Nicht-Handelns. Wer keine Arbeit hat, hat
diese
Arbeit nicht. Eine andere könnte er haben. Vielleicht nicht dauerhaft, vielleicht nicht so gut bezahlt, vielleicht nicht seiner Ausbildung entsprechend, vielleicht in einer anderen Branche, einer anderen Stadt, einem anderen Land. Aber ohne Arbeit müsste er nicht sein.
Das mag hart klingen, insbesondere, wenn Sie selbst betroffen sind. Und dass wir als Gesellschaft alle Anstrengungen unternehmen müssen, um möglichst allen Menschen ein Leben in Würde, das heißt mit sinnvollen Arbeitsmöglichkeiten, zu eröffnen, steht wohl außer Frage. Aber, auf den Einzelnen geschaut, gilt:
Jammern hilft nicht!
Wenn Sie auf ein Spielfeld gehen, dann wählen Sie gleichzeitig auch die Spielregeln, nach denen dieses Spiel gespielt wird. Nach den Regeln unseres Wirtschaftssystems haben Sie als Angestellter die Möglichkeit mitgewählt, vom Unternehmen versetzt, befördert, gefeuert zu werden. Diese Fremdbestimmung haben Sie sich ausgesucht … was weder gut noch schlecht ist; es hat nur Konsequenzen. Ganz im Gegensatz |44| zum Selbstständigen: Dieser hat ein anderes Spiel gewählt. Er trägt allerdings auch andere Risiken – keine Aufträge zu erhalten und damit ebenfalls arbeitslos zu werden. Aber auch diese Gefahr besteht eigentlich nicht; es besteht lediglich die Gefahr, dass er
diese
Arbeit nicht mehr ausführen kann.
Wie Sie es auch drehen und wenden: Sie haben die Möglichkeit des Verlusts Ihres Arbeitsplatzes ebenso gewählt wie die Art und Weise, in der Sie auf den Verlust reagieren. Sie können sich lange damit beschäftigen, den Schuldigen ausfindig zu machen. Sie können in Selbstmitleid versinken und zur Flasche greifen. Sie können alle Samariter dieser Welt herbeirufen. Sie können dem Staat die Bürde aufhalsen, er habe gefälligst dafür zu sorgen, dass es Ihnen gut geht. Sie können abwarten, dass es von alleine besser wird, dass andere etwas für Sie tun, dass der Märchenprinz kommt, der alles wieder zum Guten wendet. Sie können Stoßgebete zum Himmel schicken und die Engel
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