Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
Nerven gehen und dabei riskieren, von einer Fliegenklatsche erschlagen zu werden! Sie schmunzelte. Die Vorstellung von einer Fliege, die weise Ratschläge gab, war schon sehr komisch!
Während sie sich unterhielten, sahen sie sich suchend um. Sie hatten trotz der Aufregung Odens Späher nicht vergessen. Sie konnten sich nicht sicher sein, dass die Suche nach-was-auch-immer in dieser Region beendet war. Außerdem waren sie nicht scharf darauf, von dem neugeborene n Lindwurm überrascht zu werden. Weise hin oder her, man konnte nie genau wissen!
Die Hitze war fast unerträglich, die Luft schien still zu stehen. Kein noch so kleiner Windzug schlich durch die bunten Blätter der mickrigen Büsche auf Gymers Berg.
Seltsam, dachte Charlie und sah sich um. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass der Busch hinter dem Tora und sie sich vor Hugin und Munin versteckt hatten, Herbstfarben trug.
»Sag mal...« Charlie blieb an einem weiteren Strauch stehen, dessen längliche Blättchen ebenfalls gelb, rot und braun waren. Tora blickte auf und betrachtete dann den kleinen Strauch an dem Charlie stehengeblieben war.
»Das gibt's doch nicht!«, entfuhr es ihr. »Kunar, sie mal! Haben wir nicht erst Anfang Höst Monat? Für Herbstfarben ist es doch viel zu früh!« Kunar musterte stirnrunzelnd die Blätter des kleinen Busches und sah sich um.
»Ihr habt recht«, sagte er dann nachdenklich. »Die Blätter färben sich sonst erst Ende dieses Monats!« Charlie sah sich suchend um. Überall war der Einzug des Herbstes eindeutig zu sehen. Die Sträucher und vereinzelte Laubbäume, die auf dem kargen Felsboden halt gefunden hatten, warfen ihre Blätter ab.
»Die Reise muss aber viel Zeit gefressen haben!«, sagte Kunar verwirrt.
»Fast einen Monat«, murmelte Charlie. Seltsam, dachte sie wieder. Diese Zeitverschiebungen waren wirklich sehr verwirrend! Tora sah sich nochmals suchend um.
»Lasst uns zur Höhle gehen, mir ist irgendwie unwohl bei der Sache«, sagte sie. »Obwohl...!«, plötzlich lachte sie auf. Charlie und Kunar sahen sie verdutzt an.
»Falls wirklich ein ganzer Monat vergangen ist, sind wir wohl zumindest Hugin und Munin los!« Tora hatte recht! Ein ganzer Monat! Was auch immer Oden hier suchte, entweder er hatte es gefunden oder die Suc he ging woanders weiter. Sogar für den Fall, dass sie gesehen worden waren - solange würde bestimmt niemand hier nach ihnen suchen. Sie mussten d och glauben, sie wären geflohen.
»Dann lasst uns mal hoffen, dass sie die Höhle nicht entdeckt haben«, sagte Kunar und ging zielstrebig weiter. Ja, dachte Charlie, das wäre natürlich sehr schlecht.
Charlie, Tora und Kunar standen in der ersten größeren Höhle und sahen sich um. Es war angenehm kühl hier, nach der drückenden Hitze auf den Berg.
»Scheint alles zu sein, wie immer«, raunte Kunar und sah sich gründlich um, so gut es im Dunkel der Höhle eben ging.
Kunar hatte recht. Charlie ging zur Feuerstelle hinüber. Es schien eine Weile her zu sein, dass hier ein Feuer gebrannt hatte, aber das passte zu ihrer Theorie, dass sie fast einen Monat fort gewesen waren. Charlie wollte gerade durch den Bogen in die zweite nierenförmige Höhle gehen, als plötzlich eine tiefe Stimme sagte:
»Bevor ihr aus Angst und ungewollt zu euren Waffen greift, solltet ihr wissen, dass ein sehr alte r und mächtiger Jordvätte diesen Teil des Berges und somit auch diese Höhle bewohnt. Macht euch nicht unglücklich und seid willkommen in meiner Höhle!« Schritte kamen aus dem Dunkel auf Charlie zu, die starr vor Schreck und wie gelähmt vor dem Eingang stand! Auch Tora und Kunar verharrten regungslos. Plötzlich loderte ein Feuer direkt im Eingang auf! Für einige Sekunden dachte Charlie, dass der kleine Feuerball in der Luft schweben würde. Hatte dieser Mann gerade Feuer aus dem Nichts geholt?
Dann wurde das Feuer größer und stärker und enthüllte, dass es an einem Stab brannte. Eine Fackel.
Die Fackel erleuchtete einen jungen Mann, groß und hager in einem dunklen Umhang, der langsam mit hoch erhobenem Kopf auf sie zuschritt. Trotz ihrer Angst, wiederholten sich die letzten Worte des Mannes in Charlies Kopf. Seine Höhle? Wo kam der denn so plötz lich her! So lange waren sie auch nun wieder nicht fort gewesen!
Der Fremde hatte lange blonde Haare, die er zu einem Zopf gesammelt im Nacken trug und ein markantes Gesicht mit einem männlich ausgeprägten Unterkiefer. Als er näher trat und die Fackel etwas höher hob, wurde
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