Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
dagegen viele. Storby und Umgebung war auf dem Weg z ur Arbeit. Es war fast halb acht Uhr morgens, dass verriet ihnen, die große Standuhr am Marktplatz der kleinen Stadt. Die Geschäfte in der Einkaufsstraße würden erst in ein bis zwei Stunden aufmachen, nämlich um zehn Uhr, genau wie die die Bibliothek.
Da Leb ensmittelläden auch erst um acht Uhr ihre Türen öffneten, schlenderten die drei langsam im Nieselregen durch die Stadtmitte und spähten in die Schaufenster der menschenleeren Geschäfte. Für Charlie waren alle diese bunten ausgestellten Artikel normal. Unzählige Male war sie mehr oder weniger interessiert an ähnlichen Produkten vorbei gelaufen.
Kunar dagegen ging mit weit aufgesperrten Augen und offenem Mund an den prallgefüllten Geschäften vorbei. Sogar Tora erwachte langsam aus ihrer Verdrossenheit und sah sich halbwegs neugierig um.
Da gab es Spielwaren, Kleidung in allen Farben und Formen, Schmuckgeschäfte (Tora blieb lange am Schaufenster stehen und betrachtete sehnsüchtig das reichhaltige Sortiment), einen Laden mit Taschen aller Art, eine Apotheke, ein en Pub, einen Bäcker mit angrenzendem Café und, und, und...!
Vor dem Schaufenster des Optikers blieb Charlie plötzlich wie angewurzelt stehen. Ein großes Sortiment an verschiedenen Kontaktlinsen war dort ausgestellt. Ein kleines Schild pries die Vorteile der jeweiligen Linsen an, aber was Charlie tatsächlich interessierte, war die Auswahl an Kontaktlinsen mit Mustern und in verschiedenen Farben!
»Was ist das?«, fragte Tora gereizt. Sie hatte sich endlich von dem dritten Juwelier der Straße losgerissen.
»Das sind Kontaktlinsen!«, sagte Charlie aufgeregt. »Man kann sie anstelle einer Brille tragen, oder wie diese dort...«, sie zeigte auf zwei Linsen mit jeweils einem Fadenkreuz und einem Spinnennetz, »…die kann man aus Spaß tragen. Die Augen sehen dann wirklich sehr heftig aus. Sie mal da!« Hinter den ausgestellten Linsen, war ein Mann auf einem Foto abgebildet. Er trug eine blutunterlaufene rote Linse im rechten Auge und eine mit einem Smiley im linken Auge.
»Ist ja irre!«, rief Kunar und starrte das Foto an. Tora runzelte die Stirn.
»Wozu sollte das gut sein?«, fragte sie skeptisch. Charlie zuckte mit den Schultern.
»Für Filme zum Beispiel. Du weißt schon, der Fernseher in Jonas Wohnung. Oder für Menschen, die ihre Augenfarbe ändern wollen...«, fügte sie leise hinzu. Tora erinnerte sich an die Kiste, in der sich Menschen bewegten und ganze Landschaften Platz fanden.
»Für Gruselfilme wären die rote Linsen dort bestimmt nicht verkehrt«, erklärte Charlie. Leider musste sie dann erklären, was Gruselfilme waren. Kunar war begeistert. Theater in einem Schrank! Tora verdrehte die Augen und wandte sich ab. Charlie sah sehnsüchtig auf die farbigen Linsen, die neben dem Paar mit Spinnengewebe lagen.
»Wenn ich die Grüne da hätte, bräuchte ich die blöde Augenklappe nicht mehr«, sagte sie und starrte ins Schaufenster.
»Tatsächlich?« Tora drehte sich um. Ihr Interesse war endlich geweckt. Charlie nickte. Leider waren die Linsen viel zu teuer. Mit dem bisschen Geld, das sie von Jonas zugesteckt bekommen hatte, kam sie hier nicht weiter. Aber die Idee war schon nicht schlecht. Eine grüne Kontaktlinse! Keiner in Vanaheim würde etwas bemerken! Und diese lästige und verdächtige Augenklappe wäre überflüssig! Auch Kunar nickte nachdenklich.
»Ja, sie würde schon hilfreich sein«, sagte er dann. Charlie seufzte. Es half nichts, so viel Geld hatte sie nicht und sie wollte auf keinen Fall Jonas um Hilfe bitten. Er hatte selbst kaum Geld. Außerdem hatte sie nicht vor, ihn heute gleich noch einmal in Gefahr zu bringen. Vermutlich musste er sich sowieso gerade bei der Polizei verantworten, weil er einfach nicht anzutreffen war.
»Kommt«, sagte Charlie mit einem letzten Blick auf das Schaufenster des Optikers. Tora stand mit einem grübelnden Gesichtsausdruck da.
»Es ist schon halb neun. Das Kaufhaus dort hinten hat auf. Wir sollten weitere Feuerzeuge besorgen und danach setzen wir uns ins Café und essen etwas. Dafür reicht Jonas Geld!« Obwohl die drei von Kunden und Verkäufern seltsam angestarrt wurden, schien ihre Verkleidung nicht wirklich zu stören. Eine Verkäuferin lachte sogar freundlich und fragte:
»Nicht schlecht dieser Mittelalterlook! Habt ihr heute Kostümfest?« Charlie lachte freundlich zurück.
» Ja, in der Schule. Wir nehmen gerade das Mittelalter durch und üben dafür ein
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