Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
Wunder, dass die Schlampe dort stehlen geht!« Verächtlich stieß sie mit dem Fuß in den Sand. Charlie und Kunar wurden langsam ebenso sauer wie Tora. Charlie atmete wütend zweimal tief durch und presste dann hervor:
»Dafür haben wir keine Zeit! Kommt, wir gehen einfach. Was bildet die sich überhaupt ein? Diese aufgeschneckte, versnobte Kuh!« Charlie und Kunar gingen los. Tora folgte ihnen widerwillig.
»He! Was soll das!«, rief das Mädchen. »Ich zeige euch an, wenn ihr nicht stehen bleibt!« Das Mädchen zog ein Mobilfunkgerät hervor und hielt es drohend hoch. Die drei liefen weiter und versuchten das Mädchen zu ignorieren.
Dieser Vorsatz erwies sich allerdings als äußerst schwierig, denn das Mädchen blieb ihnen dicht auf den Fersen. Nur noch eine Straße, dann waren sie am Stadtpark, wusste Charlie. Der idyllische kleine Park lag direkt am Ân, dem Fluss, der sich durch Storby schlängelte.
»Euer Lumpenmädchen versteckt übrigens noch mehr unter ihrem Umhang!«, zeterte das Mädchen. Tora blieb stehen und funkelte sie böse an.
»Halt deinen Mund!«, zischte sie. »Das geht dich gar nichts an!« Kunar zog seine aufgebrachte Schwester wortlos weiter. Sie würden sich später um ihre Eskapaden kümmern. Zu ändern waren diese nun nicht mehr, aber abgesehen davon, musste Charlie zugeben, dass ihr der Gedanke an die grüne Kontaktlinse gefiel.
Die Flussniederung kam in Sicht, grau und trist lag sie da. Vereinzelte dünne Nebelschwaden hingen über den Wiesen des Parks.
»Glaubst du, dass der Nebel ausreicht?«, fragte Kunar und sah sich skeptisch um.
»Das werden wir ja gleich sehen«, antwortete Charlie und lie ß ihr Amulett unter das Hemd gleiten.
Ohne sich um das lästige, versnobte Mädchen zu kümmern, griff sie nach Kunar und Toras Händen und ging quer durch eine der hauchdünnen Nebelschwaden. Nichts passierte!
»Mist!«, fluchte Charlie und sah Kunar an. Er zuckte mit den Schultern. Was nun? Charlie starrte in den Nebel. Man müsste ihn irgendwie dichter bekommen! Aber wie? Sie hatte keine Zauberformel, wie der alte Mann in der Nornenvision! Und...
»Verdammt! Kannst du nicht mal still sein? Ich muss mich konzentrieren!«, fuhr Charlie das Mädchen wütend an. Diese hatte gerade über den Akzent von Tora und Kunar her gezogen. Verächtlich sah sie Charlie an.
»Konzentrieren? Worauf denn? Aufs Händchen halten vielleicht?« Schnell ließen Kunar und Charlie einander los. Charlie kochte vor Wut, warf dem hämisch lachenden Mädchen einen letzten Blick zu und widmete sich wieder dem Nebel.
Wütend starrte sie durch die Millionen kleinen Tropfen der dünnen Schwaden. Froh darüber, dem Mädchen zu entfliehen, zwang sie gedanklich ein Standbild herauf. Gerade als sie sich in ihrem friedlichen Bild erholen wollte, wurde sie von hinten angestoßen. Plötzlich zog sich der Nebel vor ihr wie von Geisterhand zusammen!
Im Nachhinein konnte Charlie sich nicht genau erklären, wie sie es gemacht hatte. Ihr war nur noch eine unendliche Kraft bewusst, die plötzlich in ihr hochgestiegen war. Die Kraft wollte als Wut über das Mädchen aus ihr herausbrechen, stattdessen hatte diese Kraft vermutlich ihren letzten Gedanken verstärkt - den Wunsch, dass alle diese Millionen Tropfen dichter zusammenrücken würden!
Verblüfft starrte Charlie auf die dichte Nebelwand, die direkt vor ihr lag. Keiner sagte ein Wort. Sogar das lästige Mädchen schwieg und starrte Charlie mit einer Mischung aus Ungläubigkeit, Verwirrtheit und Ehrfurcht an. Obwohl Charlie nicht genau wusste, wie sie den Nebel dazu gebracht hatte, sich zu verdichten, konnte die sich einen bissigen Kommentar nicht verkneifen.
»Dafür!«, sagte sie ironisch. »Genau dafür wollte ich mich konzentrieren.« Sie wandte sich den sprachlosen Geschwistern zu.
»Wie...«, begann Tora, aber Charlie unterbrach sie.
»Später! Lasst uns jetzt gehen!« Wieder ergriff sie Kunars und Toras Hände und zog sie in den Nebel.
»Wartet!«, hörte sie das Mädchen rufen, dann wurde alles um sie herum totenstill. Der dichte Nebel, den sie selbst erschaffen hatte, umschloss sie vollkommen und erstickte jegliches Geräusch. Zwei Schritte noch, dann traten sie ins Freie!
Strahlender Sonnenschein empfing die Weltenreisenden in Vanaheim. Die Nebelwand verschwand genau in dem Augenblick, als sie verlassen wurde und Charlie atmete erleichtert auf. Sie hatten es geschafft. Vor ihnen lag der schmale Spalt, der Eingang zu ihrem Zuhause!
»Oh nein!«, hörte
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