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Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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war die Welt dunkel. Ihre Augen bewegten sich zwar, aber sie fokussierten nicht auf die gleiche Weise, wie es bei Menschen normalerweise der Fall war. Wenn Frau Larsson einen angesehen hatte, hatte sie irgendwie auf seltsame Weise durch einen hindurch gesehen! Genau wie Höders Augen, als er sich in die Runde drehte, bevor er sich in sein Zelt zurückgezogen hatte. Charlie nagte in Gedanken an ihrer Unterlippe. Konnte ein blinder Mann, ohne Hilfe, solch ein Ritual ausführen? Ja, warum eigentlich nicht? Ein Helfer hatte Höder Holzscheite gebracht. Der Ken Magier hatte lediglich den kurzen Weg von seinem Zelt zu seinem Zirkel zurückgelegt. Dort hatte er dann ein Ritual ausgeführt, welches er vermutlich schon sooft vorgeführt hatte, dass e r es im Schlaf beherrschte. Charlie war sich sicher.
    »Er ist blind«, sagte sie leise vor sich hin.
    »Was?« Kunar, der direkt neben ihr stand hatte sie Murmeln hören.
    »Er ist blind«, wiederholte Charlie etwas lauter. »Ich meine Höder«, fügte sie erklärend hinzu.
    »Nein«, Kunar schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich.«
    »Doch!«, sagte Charlie. »Ich bin mir ganz sicher. Er ist blind.« Gedankenverloren starrte sie zu Höders Zelt hinüber.
    »Kann das sein?«, fragte Tora laut. »Kann er wirklich blind sein?« Höders Helfer, der nicht weit von ihnen entfernt im Schatten des Zeltes stand, lächelte Tora freundlich an.
    »Du hast gute Augen«, sagte er mit einer weichen Stimme. »Nicht jeder hätte es bemerkt. Ja, er ist blind. Schon seit Jahren. Die Fähigkeit das Feuer zu beherrschen, bezahlte er mit seinem Augenlicht.« Tora starrte den Mann fassungslos an. Sie wollte gerade klarstellen, dass nicht sie, sondern Charlie Höders Blindheit entdeckt hatte, als er sich mit einem Mantelschlag umdrehte und zu Höder ins Zelt verschwand. Kunar und Tora starrten Charlie ungläubig an.
    »Woher wusstest du es?«, fragte Kunar endlich. Charlie erzählte ihnen von Frau Larsson.
    »Ich habe noch nie davon gehört, dass es blinde Magier gibt«, sagte Kunar nachdenklich. »Ich dachte immer, man muss gesund und perfekt sein, um Magie auszuüben!« Tora zuckte mit den Achseln.
    »Anscheinend ist das nicht so.« Dann fügte sie etwas bissig hinzu:
    »Auch du kannst dich mal irren!« Sie erntete einen blitzenden Blick ihres Bruders.
    »Ich habe nie behauptet, dass ich alles weiß!« Verlegen sah er zu Charlie hinüber.
    »Tust aber immer so!«, sagte Tora und wandte sich zum Gehen.
    »Wir müssen los. Tyrvi wartet auf ihre Sachen.« Tora schritt erhobenen Hauptes, mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen, über den Marktplatz. Charlie und Kunar folgten ihr schweigend. Gyller trottete gehorsam hinter Kunar her. Die beiden großen Säcke mit Wollgras, schwankten unruhig auf seinem Rücken hin und her. Typische Geschwisterkabbeleien, dachte Charlie seufzend und dachte dabei an die Zwillinge in ihrer Schulklasse in Lillby. Niemand hatte sich so sehr gestritten und sich gegenseitig bekämpft wie Alice und Tommy! Aber wenn es darauf ankam hatten sie zusammengehalten! Keiner hatte es dann gewagt die Zwillinge herauszufordern!
     
    Tora, Kunar und Charlie verließen den Marktplatz durch die enge Passage mit dem Haus aus vielen Türmchen. Dieses Mal war sie menschenleer. Sie hatten das Haus mit den vielen Schnitzereien gerade hinter sich gelassen, als direkt vor ihnen ein großer Wagen um die Ecke bog! Die prachtvolle Holzkutsche wurde von acht Einhör nern gezogen und die Ledergeschirre knarrten und quietschten. Das dumpfe Klappern der 32 Hufe wurde von den laut polternden, riesigen Holzrädern der Kutsche auf dem sandigen Weg begleitet. Auf dem Kutschbock saß ein dicker, kahlköpfiger Mann der die acht Einhörner soeben zu einer langsameren Gangart zügelte. Kunar ergriff Charlies Umhang und zog sie hastig zur Seite. Tora, die ein paar Schritte vor ihnen gegangen war, zwängte sich schon an die Hauswand eines flachen Holzhauses. Kunar, Charlie und Gyller taten es ihr nach.
    Die Kutsche polterte geräuschvoll an ihnen vorbei. Vier Menschen saßen auf den hinteren Sitzen. Alle vier trugen lange Mäntel. Die Kapuzen weit ins Gesicht gezogen, war es unmöglich, ihre Gesichter zu erkennen. An ihrer Größe konnte Charlie ausmachen, dass es sich um zwei Erwachsene und zwei Kinder handeln musste. Sicher war sie sich allerdings nicht. Als die Kutsche langsam passierte, schien die kleinste Person Charlie mit ihrem Blick zu verfolgen. Der Kopf drehte sich samt Kapuze langsam mit der

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