Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
Bewegung der Kutsche. Charlie starrte forschend in die dunkle Öffnung der Kapuze und obwohl sie nichts erkennen konnte, war sich Charlie sicher, dass diese frem de Person sie eindringlich von oben bis unten musterte . Der Kutscher lenkte die acht Einhörner vorsichtig und mit sicherer Hand durch die enge Passage. Polternd verschwand der Wagen hinter dem großen Turmbau aus Holz. Charlie starrte nachdenklich auf die leere Passage. Ein Rabe schwang sich von der Spitze des Turmes herab und glitt lautlos über den Marktplatz.
Wer war das bloß gewesen? Was hatte die kleine Person an Charlie so interessant gefunden? Warum war sie der Person überhaupt aufgefallen? Warum nicht Tora oder Kunar? Sie sah sich um und folgte dann hastig dem schwankenden Hinterteil von Gyller, der jetzt wieder mit ten auf dem Weg neben Kunar her trottete. Kunar winkte Charlie zu sich.
»Wie wär's wenn du nicht jeden so anstarren würdest? Ein bisschen auffällig, findest du nicht auch?«, fragte Kunar sarkastisch.
»Wer war das?«, fragte Charlie ohne sich um den Tonfall in Kunars Stimme zu kümmern.
»Das«, sagte Kunar mit einem Drohen in der Stimme, »…das war Lodur! Einer von Odens Helfern. Er, seine Frau Vigdis und seine beiden Söhne wohnen auf Bilskirne.« Als Kunar Charlies fragende Augen sah, fügte er klärend hinzu:
»Bilskirne. So heißt doch das große Schloss nicht weit von der alten Eberesche!« Ach ja, richtig, erinnerte sich Charlie.
Tora, Kunar und Charlie verließen das Dorf und wanderten den sandigen Weg auf den dichten Wichtelwald zu, wie Tora und Kunar den Schuppenfichtenwald nannten.
»Die Kinder«, fragte Charlie. »Wie heißen die? Und wie alt sind sie?« Kunar zuckte mit den Schultern.
»Keine Ahnung. Keiner hat sie je zu Gesicht bekommen. Die Söhne von Odens Helfern werden geheim gehalten, bis sich herausstellt, wer der Nachfolger wird.
»Als ob jemand jemals versuchen würde ihnen etwas zu tun!«, spottete Kunar. Charlie dachte an den kleinsten Sohn, der sie so eindringlich gemustert hatte.
»Und wer wird Nachfolger? Ich meine, wird man gewählt oder muss man eine Prüfung bestehen, oder so?« Kunar schüttelte den Kopf.
»Nee. Normalerweise wird der Erstgeborene Nachfolger. Entwickelt dieser aber keine magischen Kräfte, ist er ungeeignet. Hat keiner der Söhne magische Kräfte, wird ein vollkommen Neuer Odens Helfer. Er muss eben magische Fähigkeiten besitzen und Oden ewige Treue schwören oder so ähnlich.« Genau wusste Kunar also auch nicht Bescheid. Magische Fähigkeiten entwickeln. Hm, überlegte Charlie. Man besaß also nicht von Geburt an magische Kräfte. So was Ähnliches hatte Kunar schon einmal gesagt. Charlie wäre zu jung , ha tte er bei ihrem zweiten Treffen zu Tora gesagt. Während sie so überlegte, huschten einige Fichtenwichtel grummelnd und keuchend über den Weg und verschwanden auf der anderen Seite in den Tiefen des Wichtelwaldes. Zwei der Wichtel hatten bereits grün schimmernde Knospen zwischen ihren rotbraunen Schuppen.
»Wann entwickelt man denn magische Fähigkeiten?«, fragte Charlie schließlich.
»Unterschiedlich. Das kann, so weit ich weiß, keiner voraussagen.« Dabei warf Kunar einen bedeutungsvollen Blick auf Tora. Es war ein ich-weiß-nun-mal-auch-nicht-alles-Blick. Tora verdrehte irritiert die Augen, sodass das Weiße deutlich zu sehen war. Charlie grinste. Würdevoll fuhr Kunar fort:
»Die meisten spüren die ersten Kräfte bevor sie 20 Sommer sind. Ich hab mal gehört, dass noch niemand unter 13 Sommer magische Fähigkeiten entwickelt hat.« Er zuckte wieder mit den Achseln. »Genau weiß ich es eben nicht.«
»Dann ist Lodur also ein Magier«, sagte Charlie mehr zu sich selbst. Kunar nickte.
»Er ist ein Ass Lagu, sagt man!«, stieß Tora hervor. Kunar nickte.
»Ein Ass Lagu? Was ist denn das?«
»Na ja, Höder ist ein Ken Magier, er beherrscht das Feuer. Lodur ist wahrscheinlich ein Ass Lagu. Ass steht für die Luft und Lagu für Wasser.« Charlies Augenbrauen fuhren interessiert in die Höhe.
»Gibt es noch mehr unterschiedliche Magier? Können denn nicht alle das gleiche lernen?« Tora schaute Charlie verständnislos an.
»Was meinst du? Natürlich nicht«, sagte sie. »Ratatosk kann zwar sehr gut springen, aber er wird niemals fliegen lernen, wie ein Nidhögg! Alle können nun mal nicht das gleiche!«
»Wer sind denn Ratadingsta und Nidbomsta?!« Tora kicherte.
»Ratatosk ist der Name eines Eichhörnchens und Nidhögg,…« Sie stockte. »Na
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