Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
in den Bann zogen.
»Juno«, antwortete die Frau mit sanfter Stimme.
»Ich bin Sora, aber das weißt du vermutlich bereits«, sagte Sora freundlich. »Setzt dich doch eine Weile zu mir und leiste mir Gesellschaft, Juno.« Sora wies auf den Stuhl, der einladend an ihrem Tisch stand. Juno zögerte.
»Bitte«, lächelte Sora. »Ich fühle mich zuweilen hier etwas einsam.« Juno kämpfte mit ihrem Gewissen. Man sah deutlich, dass sie nicht gerade scharf auf ein Gespräch mit ihrer vermeintlichen Rivalin war, andererseits war es unhöflich abzulehnen. Sora wartete den inneren Kampf geduldig ab und nahm sich eine Scheibe Brot mit Käse. Dann goss sie sich eine Tasse Kaffee ein. Juno setzte sich vorsichtig auf die Kante des Stuhls. Wie alt sie wohl war? Sora musterte Juno ganz nebenbei. Sie wirkte noch sehr jung. Ähnlich wie sie selbst. Sora hob fragend die Kaffeekanne und zeigte auf eine zweite Tasse auf dem Tablett, die offensichtlich für Archimedes bestimmt war. Juno nickte.
»Um es kurz zu machen«, begann Sora und goss Juno Kaffee in die Tasse. »Archimedes ist sicher ein attraktiver Mann.« Sora setzte sich und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, während Juno, wenn möglich noch steifer auf ihrem Stuhl saß als zuvor. Junos Kopf schoss in die Höhe, sie atmete schneller und ihr Gesicht wurde rot wie eine Tomate. Da keine Haare vorhanden waren, erstreckte sich die Röte weit über ihren kahlen Kopf. Sora lachte freundlich und griff nach ihrer Tasse mit dem dampfenden Kaffee. Das grüne Getränk roch wie immer angenehm aromatisch und versprach Vitalität und Kraft. Sie nippte daran und fuhr fort.
»Da man mindestens 20 Minuten nach deinem Auftritt kaum ein vernünftiges Wort mit dem armen Mann reden kann, müssen wir etwas unternehmen.« Juno starrte Sora fassungslos an.
»Vergiss nicht zu atmen und nimm einen Schluck Kaffee, Juno.« Juno zuckte nicht einmal mit ihren langen geschwungenen Wimpern. Sora fuhr fort. »Was ich hier brauche sind Freunde und Menschen denen ich vertrauen kann. Sich Feinde machen ist nicht schwer.« Sie dachte grimmig an Anaximedes und den Rest des Teams, das ihr Amulett untersuchte. Archimedes und auch Sapfo hatten ihr durch die Blume erklärt, dass Anaximedes äußerst aufgebracht war und beim Hohen Rat auf das Recht der Allgemeinheit auf archäologische Fundstücke plädieren wollte. Und zwar nicht nur ihr Amulett betreffend, sondern auch Sora selbst.
Juno nickte und verzog leicht das Gesicht. Sie hatte also davon gehört. Na ja, das war ja auch kein Wunder. Das Sora Gesprächsthema Nummer eins im Wissenschaftszentrum war, konnte man kaum jemanden verübeln. Sie war bekannt wie ein bunter Hund. Die Frau, die 13.000 Jahre geschlafen hatte und unversehrt erwacht war. Eine Sensation! Auch in einer so fortschrittlichen Welt wie Euripides.
Sora tippte eifrig auf ihrem Minimobil herum. Die Unterhaltung verlief holprig und langsam, aber durchaus für beide verständlich.
»Ich versichere dir«, sagte Sora leicht säuerlich, »ich bin weitaus weniger interessant, als alle vermuten.«
»Archimedes findet dich sehr interessant«, sagte Juno leise. Aha, dachte Sora. Sie schüttelte den Kopf.
»Als wissenschaftliches Objekt vielleicht. Aber als Frau? Ich bitte dich!« Juno hob die Augenbrauen.
»Glaube mir, er wäre mindestens genauso interessiert, wenn ich ein Mann wäre!« Juno musterte sie skeptisch. Sora beugte sich vor und sprach über den Tisch hinweg.
»Er ist an mir interessiert. Als spannendes Objekt, als Artefakt aus einer längst vergangenen Welt und irgendwann vielleicht auch als Freund.«
»Er will dir helfen«, sagte Juno. Sora nickte.
»Ja, glücklicherweise sieht er mich auch als Mensch und nicht bloß als sensationellen, einmaligen Fund des Jahrtausends!« Sora merkte, dass ihre Stimme leicht sarkastisch klang. Juno lächelte zum ersten Mal, seit sie gebeten wurde Platz zu nehmen. Sora lächelte zurück.
»Wie ich schon sagte, Juno, ich suche Freundschaft. Ich bin hier die einzige meiner Art!« Sie schlug mit den Armen aus und verdrehte die Augen. »Obwohl ich sagen muss, dass ihr viel aus uns gemacht habt«, fügte sie hinzu. Juno hob die Augenbrauen.
»Du meinst unsere unterschiedlichen Kasten?« Sora nickte.
»Tja«, sagte Juno ernst. »Du bist eine weitere Frau in einer neuen Kaste, deiner Kaste, um die die Männer von Euripides buhlen können. Du bist einzigartig. Eine echte Herausforderung für jede Frau, egal welcher Kastenzugehörigkeit.« Sora sah Juno
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