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Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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Aber konnte sie ihm so weit vertrauen, oder würde sie ihr Amulett dabei aufs Spiel setzen? Würde er für sie schweigen und damit gegen ein ausdrückliches Urteil des Hohen Rates verstoßen? Und hatte er überhaupt Antworten auf ihre Fragen? Soras Gedanken schweiften in die Vergangenheit zurück.
     
    Archimedes hielt sein Versprechen. Während Sora auf Sapfos Anweisung die nächsten Tage auf ihrem Zimmer verbrachte, brav ihre Medizin einnahm, regelmäßig Mahlzeiten zu sich nahm und trotz einiger Proteste seitens Sapfos mit dem Studium der fremden Sprache begann, drückte Archimedes eine Anhörung vor dem Hohen Rat durch. Er selbst würde sie vertreten und für sie sprechen, da Sora der Sprache nicht mächtig war. Selbstverständlich würde sie dabei sein und bei Bedarf aussagen, mit Archimedes als Übersetzer. Sora hatte kaum eine Wahl. Sie musste auf Archimedes Können vertrauen, war er doch der Einzige der zumindest annähernd verstand, was das Amulett für Sora bedeutete.
    Sora hatte außerdem das Gefühl, dass der Stein mehr war. Mehr als bloß eine Erinnerung an ihr verlorenes Leben. Mehr, als das einzige was ihr aus dem Jahre 513 geblieben war. Der emotionale Wert dieses Amuletts war ihr durchaus bewusst, aber irgendetwas sagte ihr, dass der Stein eine Bedeutung hatte. Nur welche? Bildete sie es sich nur ein? Welche Bedeutung konnte er schon haben? Ihre Eltern hatten immer gesagt, dass er zu ihr gehörte. Er brächte ihr Glück und sie sollte ihn immer bei sich tragen. Wahrscheinlich war sie durch ihr Gerede beeinflusst worden. Aber dieses Gefühl blieb, egal wie oft sie sich sagte, dass es absurd war. Archimedes würde ihr helfen. Er hatte es versprochen.
    Während sie auf den Tag der Anhörung wartete, lernte sie fleißig und kam erstaunlich schnell wieder zu Kräften. Nicht zuletzt durch die nahrhaften und durchaus schmackhaften Gerichte, die ihr mehrmals täglich durch das zierliche, junge Geschöpf mit den ausdrucksvollen braunen Augen gebracht wurden. Sie sprach nie viel, servierte immer höflich lächelnd und warf, falls anwesend, Archimedes schüchterne Blicke zu. Da Archimedes sehr viel Zeit bei ihr verbrachte, konnte Sora nicht umhin, die sehnsüchtigen Blicke der dünnen, jungen Frau zu bemerken. Archimedes hingegen schien ihr jedes Mal bloß abwesend hinterher zu schauen. Wie einer angenehmen Zerstreuung, deren Wirkung man erst bemerkte, wenn sie vorüber war. Archimedes wirkte nach ihren Begegnungen stets leicht gereizt, ohne jedoch den Anlass zu verstehen.
    Nach einigen Tagen begann das zierliche Persönchen, Sora mit eifersüchtigen Blicken zu verfolgen. Ihr Lächeln wurde verkrampfter und weitaus weniger höflich, dennoch war ihr Auftreten weiterhin sanft und keineswegs feindselig. Nachdem das Servieren des Mittagessens wieder einmal von eifersüchtigen und schüchtern sehnsüchtigen Blicken begleitet worden war, entschloss sich Sora zum Handeln.
    Den gesamten Nachmittag verbrachte sie damit, die richtigen Worte aus ihrem Wörterbuch herauszusuchen, um diese junge Frau endlich von ihren Qualen zu befreien. Sie und Archimedes. Das wäre doch absurd. Die Männer von Euripides waren so fremdartig, so anders. Abgesehen davon hatte sie wirklich anderes im Kopf!
    Das Wörterbuch war in Wirklichkeit eine Minidatenbank im Mobilfunkformat, die Archimedes ihr nach und nach aus seinem Gedächtnis zusammengestellt hatte. Unglaublich diese Fähigkeit, alles Wissen auf Abruf bereit zu haben! Noch dazu in alphabetischer Reihenfolge, wie Sora festgestellt hatte. Nun brauchte sie das gesuchte Wort lediglich einzugeben und das Wörtermobil spuckte die richtige Übersetzung aus.
    Wie immer klopfte es ein paar Mal an der Tür, bevor diese fast lautlos geöffnet wurde und die kleine, junge Frau mit einem vollbeladenen Tablett hereinkam. Mit einem raschen umherschweifenden Blick erkannte sie, dass Archimedes nicht da war, und schien erleichtert und enttäuscht zugleich. Sora konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie wartete bis das Tablett auf ihrem Tisch abgesetzt wurde und beobachtete die graziösen Bewegungen dieser sanften Person, die so ganz offensichtlich schwer verliebt war.
    »Wie heißt du?«, fragte Sora dann. Das Persönchen zuckte erschreckt zusammen. Bisher hatten sich ihre Begegnungen auf höfliches Lächeln und ein Danke seitens Sora beschränkt. Die junge Frau senkte den Kopf und blickte verstohlen umher. Sora schenkte ihr eines ihrer strahlenden Lächeln, die ohne weiteres jeden um sie herum

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