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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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wollte er etwas Lästiges loswerden.
    Âsa, eine sportliche Frau mittleren Alters mit kurzen, braunen Haaren und Brille, grüßte zurück und reichte dem ungeduldigen Linus das erste Heft. Er begann voller Freude zu blättern und aufgeregt auf Fotos zu zeigen.
    Abgesehen von Jonas, Âsa und Linus gab es lediglich zwei weitere Besucher. Eine ältere Dame und ein junger Student, der konzentriert an einem der bibliothekseigenen Computer saß und mit Kopfhörern über das Internet die Berichtserstattung über die Katastrophe verfolgte, die vor wenigen Stunden Salzburg dem Erdboden gleich gemacht hatte.
    Wahrscheinlich war die Bibliothek der einzige Ort in Storby – wenn nicht in ganz Schweden – in dem kein Fernseh- oder Radiogerät über das unvorstellbar dramatische Ereignis berichtete.
    Eva warf Jonas einen weiteren kritischen Blick zu. Er hatte seine Beine unter dem Tisch hervorgezogen und keilte die dreckverkrusteten Stiefel nun hinter den Stuhlbeinen fest. Weitere Drecksbrocken fielen ab und garnierten jetzt auch den Boden um den für Jonas viel zu kleinen Stuhl herum. Er hatte sich vornüber gebeugt und stützte seinen kahlen Kopf auf einer seiner riesigen Hände.
    Nordische Mythologie! Eva schüttelte wieder den Kopf.
    Jonas las so ziemlich alles, am liebsten allerdings Kriminalromane. Am Vortag hatte er für Charlie und die beiden anderen Jugendlichen die Bücher Nordische Mythologie und Fabeltiere ausgeliehen. Und heute, gleich kurz nach Öffnung der Bibliothek um 10 Uhr, waren zwei der seltsam gekleideten Kinder noch einmal dagewesen. Jonas wusste nichts davon. Er reagierte auch sehr überrascht, als Eva ihm davon erzählte.
    Nun saß Jonas bereits mehr als eine Stunde an diesem Tisch und studierte alles, was die Bibliothek über das Thema hergab. Jonas blätterte zur nächsten Seite und kratzte sich geistesabwesend am Oberarm, um den sich das Tattoo eines feuerspeienden Drachen wickelte.
    Nachdem Charlotta, genannt Charlie, und ihre merkwürdigen Begleiter am frühen Morgen bei der kleinen Jagdhütte am Trollsee im Nebel verschwunden waren – einfach verschwunden! Wie vom Erdboden verschluckt! – hatte Jonas noch lange am See gesessen und nachgedacht. Charlie hatte ihm von einer anderen Welt erzählt. Einer Welt namens Godheim. Er hatte ihr natürlich nicht geglaubt. Aber jetzt ...? Nun saß er hier und suchte in der nordischen Vergangenheit nach möglichen Anhaltspunkten.
    Falls all das Unglaubliche stimmte, was Charlie ihm erzählt hatte ... Nicht auszudenken!
    In welche Gefahr hatte sie sich da begeben? Sie war doch erst 14 Jahre alt. Jonas seufzte. Falls das mit dem unterschiedlich schnellen Zeitablauf, von dem Charlie erzählt hatte, ebenfalls stimmte, war sie zum jetzigen Zeitpunkt bereits 15 Jahre alt und in ein paar Erdentagen würde sie in der seltsamen anderen Welt erwachsen sein. Jonas hätte dann Charlies Jugendjahre verpasst.
    Seine Charlie , wie er sie immer nannte. Eigentlich waren sie nicht einmal verwandt. Aber Jonas hatte nach dem tödlichen Unfall von Per und Lena eine Patenrolle übernommen. Er hatte sich gewünscht, mehr für sie tun zu können. Anstatt sie bei ihm wohnen zu lassen, hatten die Behörden sie von einer Pflegefamilie zur nächsten weitergereicht. Dabei musste Charlie furchtbare Dinge erleben. Vor zwei Tagen war sie endgültig davongelaufen, hatte sich ihre schönen, langen Locken abgeschnitten und sich dank ihres knabenhaften Körperbaus als Junge ausgegeben.
    Jonas versuchte, sich wieder auf das Buch zu konzentrieren. Er las gerade einen Abschnitt über den Fimbulwinter, der gemäß der nordischen Mythologie dem Raknarök, dem Untergang der Welt, wie wir sie kennen, vorausging. Eine Art Armageddon oder Jüngstes Gericht.
    Der Fimbulwinter wurde als ein furchtbar langer, kalter Winter beschrieben. Der Fenriswolf würde die Sonne verschlingen, und eine unerträgliche Kälte und markerschütternde Winde sollten der Sage nach alle Welten befallen.
    Draußen vor der Bibliothek braute sich unterdessen ein Sturm zusammen. Den Frühnebel hatte er längst verjagt und es wurde zunehmend kälter.
    Der Wind zerrte an den Ziersträuchern und eine heftige Windböe ließ den mächtigen Ahorn am Parkplatz erzittern. Erste Schneeflocken fielen ...
    Jonas registrierte die ungewöhnlichen Vorgänge draußen erst, als etwas laut zu Boden krachte. Eva schrie auf und sprang hinter ihrem Tresen hervor.
    »Das gibt‘s doch nicht!«, rief sie und starrte entsetzt durch die Glastür auf den

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