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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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Dann eilte er hinter den Tresen und hob den Hörer des Bibliothekstelefons ab.
    »Ich habe ein Freizeichen. Welche Nummer soll ich wählen?«
    »Oh, Gott sei Dank!«, rief Âsa. »Ich möchte ein Taxi rufen, um mit Linus zur Notunterkunft in der Schule meiner Kinder zu fahren«. Inzwischen war es draußen richtig finster geworden. Jonas wandte sich Eva zu.
    »Habt ihr hier ein Notstrom-Aggregat?«.
    »Ja ...«, sagte sie verwirrt. »Ich glaube, ja. Im Keller. Da hinunter«, fügte sie hinzu, als sie sich wieder im Griff hatte.
    Jonas eilte mit ihr im Schlepptau die Treppe hinunter. In einem der vielen Kellerräume befand sich tatsächlich ein Notstrom-Aggregat, daneben ein Kanister mit Treibstoff.
    »Ich schaue mal, was hier sonst noch so zu gebrauchen ist«, sagte Eva. Jonas nickte und hob den Kanister hoch.
    »Geh nur, ich mach das hier schon«, murmelte er, ohne den Blick zu heben.
    Kurz darauf flackerte das Licht ein paar Mal und dann wurde es stockdunkel.
    »Verflixt!«, brummte Jonas und tastete über die Konsole. Ein langgezogener Kinderschrei drang zu ihm herab und lautes Trampeln war zu hören.
    Ein Lichtkegel erschien in der Kellertür.
    »Das ist Linus«, sagte Eva und leuchtete mit einer Taschenlampe den Raum aus, bis sie auf Jonas’ breiten Rücken stieß.
    »Ich hab‘s gleich«, brummte Jonas, während die Linus-Sirene über ihnen an Stärke zunahm.
    »Die plötzliche Dunkelheit muss ihm entsetzliche Angst bereiten«, erklärte die Bibliothekarin.
    Jonas versuchte, sich trotz des Geschreis zu konzentrieren. Endlich lief das Aggregat lärmend an und das Licht ging an. Gleichzeit verstummte Linus’ Geschrei.
    »Alle unnötigen Stromverbraucher sollten wir jetzt abschalten«, sagte Jonas und stand schnaufend auf. Eva nickte und knipste das Licht hinter ihnen aus, als sie gemeinsam den Kellerraum verließen.
    Oben hatte sich Linus wieder beruhigt und blätterte lachend in seinen Zeitschriften.
    Âsa eilte auf Eva und Jonas zu.
    »Das Festnetz funktioniert jetzt auch nicht mehr. Die Verbindung ist mitten im Gespräch abgerissen. Und es kommt auch kein Taxi. Der Mann am Telefon hat mich bloß gefragt, ob ich mal aus dem Fenster geschaut hätte«, klagte sie.
    Wie auf Kommando wendeten sich alle der breiten Glastür zu. Schneeflocken wirbelten umher. Obwohl es Vormittag war, war es dunkel. Der Sturm fegte die vielen Flocken zu Schneewehen vor der Bibliothekstür zusammen.
    Auf einmal war ein lautes Trommeln auf dem Dach zu hören. Es hatte zu hageln begonnen! Tennisballgroße Eisbrocken schossen an der Glastür vorbei und zerbarsten auf dem Asphalt.
    »Das dürfte deinem Auto den Rest geben«, brummte Jonas und erntete dafür einen giftigen Blick von Eva.
    »Es ist wirklich sehr schnell kalt geworden«, äußerte sich eine fremde, aber freundliche Stimme im Hintergrund.
    Es war die ältere Dame, die sich zu Beginn des Sturms ebenfalls in der Bibliothek befunden hatte. Sie hatte nicht nur eine freundliche Stimme, sondern auch ein freundliches Gesicht mit kleinen, runden Augen.
    »Wie es scheint, sitzen wir hier erst einmal fest«, sagte sie und rieb sich dabei ihre Hände. »Wenn ich irgendwie helfen kann?«
    »Ja, wenn Sie bitte im Konferenzraum dort drüben die Heizung aufdrehen würden, wäre das sehr nett«, antwortete Eva. »Ich werde inzwischen alles überflüssige Licht löschen. Die Bibliothek muss ja nicht unbedingt hell erleuchtet sein.«
    Dann lief Eva zu Âsa hinüber.
    »Wir werden den Konferenzraum heizen. Kannst du bitte mit Linus dorthin umziehen? Ich werde im Rest der Bibliothek das Licht löschen«, sagte Eva.
    Jonas starrte indes nachdenklich aus dem Fenster.
    Was war hier nur los?
    So ein Wetter war nun wirklich nicht normal für diese Jahreszeit. Im April, ja, da konnte vielleicht einmal der Winter kurz zurückkehren, das kam vor. Aber Ende Mai sollte der Frühling den Kampf gegen Eis und Schnee endgültig gewonnen haben. Und was hatte der Nachrichtensprecher gesagt? Ein Wirbelsturm? Hier in Smâland? Ein seltsamer Sturm, der sein Zentrum ausgerechnet hier über Storby hatte und sich auf unerklärliche Weise ringförmig auszubreiten schien ...
    Und wenn es kein normaler Sturm war?
    Unter anderen Umständen wäre Jonas niemals auf die Idee gekommen, dass es sich bei dem Unwetter da draußen nicht um einen normalen Sturm handeln könnte. Aber die Ereignisse der vergangenen Tage, die zu Charlies plötzlichem Verschwinden im Nebel geführt hatten, ließen Jonas in ungewohnten Bahnen

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