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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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zittern.
    »Da gab es doch noch einen steinernen Torbogen vor dem Gladsal. Wenn der hier nach unten führt, führt der andere vielleicht nach oben!«, meinte er.
    »Schon möglich«, gab Hanna zu. »Aber erst will ich wissen, wo dieser Weg endet!«
    Sie versuchte Aslak wieder anzuschieben. Der wehrte sich und kreuzte störrisch die Arme. Hanna wurde ungeduldig.
    »Willst du nicht von Asgârd weg?«, zischte sie.
    »Und wie soll dir die Dunkelheit von Asgârds Gängen bei deiner Flucht helfen?«, gab Aslak zurück, ohne auf Hannas rhetorische Frage einzugehen.
    Natürlich wollte er fort. Wer wollte schon an diesem Ort bleiben?
    Aber Aslaks Angst vor Oden und seinen Bärsärkern war groß. Solange er zurückdenken konnte, war er schon Sklave auf der Burg. Er hatte vieles mitmachen und mit ansehen müssen. Er war als kleiner Junge nach Asgârd entführt worden. Vanaheim und Godheim kannte er nur von Erzählungen. Sein ganzes Leben hatte er hier verbracht. Viele Jahre gefangen auf der Felseninsel. Der Gedanke an die große, weite Welt ließ ihn träumen, machte ihm aber auch höllische Angst.
    Hanna schien vor nichts wirklich Angst zu haben.
    Aslak seufzte.
    »Müssen wir da hinunter?«, fragte er vorsichtig.
    »Ja«, gab Hanna knapp zurück. »Wenn es hier keine Pegasus gibt, dann will ich zumindest wissen, was es hier gibt. Jede Information über Odens Machenschaften kann uns irgendwann von Vorteil sein«, erklärte sie. »Ich gehe weiter. Du kannst ja umkehren, wenn du willst!«
    Aslak atmete tief durch und schüttelte dann entschieden den Kopf.
    »Nein. I … ich komme mit dir!«, sagte er mit einer Stimme, die überzeugend hätte klingen sollen, aber durch das Stottern seine innere Anspannung verriet.
    Hinter der nächsten Ecke öffnete sich der Gang unvermittelt in ein großes Kellergewölbe mit einer Reihe von schweren Gittertüren. Sie hatten das neue Bild noch nicht richtig verarbeitet, als ein langgezogenes Heulen ihnen durch Mark und Bein schnitt! Hanna blieb wie angewurzelt stehen. Das Blut schien ihr in den Adern zu gefrieren.
    Was war das?
    Es klang beunruhigend nahe.
    Die Fackeln an den Wänden tauchten den Kerker von Asgârd in ein grausam gespenstisches Licht. Die geschmiedeten Gitter schimmerten grünlich und es stank nach Abfällen, Exkrementen und nach etwas anderem, Beängstigendem.
    Der strenge Geruch ließ Hanna die Nackenhaare sträuben. Neben ihr klapperte Aslak mit den Zähnen. Ein tiefes, bedrohliches Knurren kam näher.
    »Zwei Schritte zurück, sofort!«, befahl eine raue Stimme aus dem Inneren des Kerkers genau vor ihnen!
    Hanna gehorchte umgehend. Aslak dagegen blieb wie festgewachsen stehen. Plötzlich schoss etwas Dunkles, Haariges, auf ihn zu! Hanna schnappte nach Aslaks Umhang und riss ihn daran zurück. Im allerletzten Moment! Weiße Fangzähne blitzten auf und schlugen unmittelbar vor ihnen mehrmals laut krachend ins Leere! Glibberiger, entsetzlich übel riechender Speichel troff aus dem Maul des Ungeheuers, das Hanna nun im Halbdunkel besser ausmachen konnte.
    Ein Werwolf!
    »Fast hätte er euch erwischt, der Garm «, tönte die raue Stimme aus dem Inneren des Kerkers. » Gleipners Fesseln hindern ihn daran, das Gewölbe von Gnipahâl zu verlassen … Ihr hattet Glück, dass ich gerade wach war.«
    Die Stimme klang müde.
    Hanna, die Aslak immer noch am Umhang hielt, kam langsam wieder zu sich. Doch auch sie zitterte wie Espenlaub.
    Der Garm wütete weiter, lief aber in Richtung des einzigen Fensters, das hoch oben unter der Decke des Gewölbes lag. Helles Vollmondlicht fiel herein. Ein weiteres, langgezogenes Heulen ertönte.
    »Was macht ihr hier überhaupt«, fragte die Stimme. Hanna konnte ein schleifendes Geräusch vernehmen, dann erschien eine in Lumpen gekleidete, alte Frau an den grünen Gitterstäben.
    Lange graue Haare hingen ihr wirr über Schulter und Rücken.
    »Ihr seid wohl kaum hier, um mich zu befreien?«, betrachtete die Alte die zitternden Gestalten im Eingang zum Gnipahâl. »Keine Angst, ich tue euch nichts«, sagte sie spöttisch. Sie lachte freudlos über ihren eigenen Scherz. Dann machte sie eine Handbewegung zu dem Garm hinüber, der nun in seinem vom Vollmond angestrahlten Verlies hin und her wanderte.
    »Freke hat sich auch wieder beruhigt. Allerdings solltet ihr nicht näher kommen …«
    Die Alte betrachtete Hanna von oben bis unten.
    »Falls ihr nicht zufällig etwas zu essen habt, solltet ihr hier wieder verschwinden. Es ist kein Ort für junge Leute

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