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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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einfach alles! In das Gold der Decke waren Kunstwerke eingelassen, als hätte sie jemand in einem Stück gegossen. Ornamente und fantastische Motive zierten die goldenen Wände. Der Saal glänzte, als wäre er soeben poliert worden. Licht fiel durch die vielen hohen, tor-förmigen Fenster. Die große Scheibe des Godheimmondes war durch eines der Fenster zu sehen. Er wurde von der untergehenden Sonne angestrahlt.
    »Es soll eine Kopie des Ratsaales auf Burg Gladsheim in Godheim sein«, flüsterte Aslak. »Ganz Gladsheim soll von außen und innen mit Gold bedeckt sein, heißt es … jetzt, da ich das hier mit eigenen Augen sehe, fange ich an zu glauben, dass es wahr sein könnte …«
    Hanna zählte zwölf goldene Sitze und einen goldenen Thron.
    »Das ist Odens Thron«, erklärte Aslak. »Die zwölf Sitze sind für die Repräsentanten der zwölf Herzogtümer in Godheim und Vanaheim.«
    Hier wurden also Ratssitzungen abgehalten. Wer hier wohl putzte?
    Als ob Aslak ihre stumme Frage gehört hätte, sagte er:
    »Das Gold stammt von Schwarzelfen. Alles, was von Schwarzelfen erbaut oder geschmiedet wurde, reinigt sich selbst und verliert nie an magischer Kraft.«
    Hanna sah sich genauer um. So umwerfend schön dies alles auch war, es half ihr nicht weiter. Offensichtlich war das große goldene Tor der einzige Eingang in den Gladsal, was bedeutete, dass es keine Fluchtmöglichkeit gab.
    »Lass uns verschwinden«, raunte Hanna und zog den staunenden Aslak zum Eingang zurück.
    Sie lugte vorsichtig durch die Tür. Die Luft war rein und kurz darauf standen sie wieder in dem breiten, fackelbeleuchteten Gang.
    »Es muss hier noch weitere Gänge geben«, murmelte Hanna und schritt die steinernen Wände ab. Tatsächlich fand sie auf beiden Seiten torartig eingelassene Öffnungen, die kaum mannshoch waren. Aslak musste sich leicht bücken, um durchzuschlüpfen. Leider führten die Öffnungen nur etwa einen Meter in das Mauerwerk hinein.
    Aslak wurde wieder nervös.
    »Wir kommen hier nicht weiter«, flüsterte er. »Lass uns gehen, bevor wir entdeckt werden. Wenn wir Glück haben komme ich unbemerkt zurück in den Küchentrakt und du nach Vingolf!«
    Hanna ignorierte ihn und begann die grob gemauerten Steinwände mit den Händen abzutasten.
    »Bitte, Hanna«, drängte Aslak und sah sich ängstlich um.
    Hanna legte die Stirn in Falten und tastete weiter die Wand ab.
    »Hier ist bestimmt ein Gang dahinter … Aber es gibt keine Türklinke oder Ähnliches …«, sagte sie.
    Aslak stützte sich mit der Faust an der eingelassenen Wand ab und begann von Neuem zu jammern.
    »Komm schon, Hanna!«, flehte er.
    Da geschah es!
    Ein Stein im Gemäuer gab nach, Aslaks Faust verschwand in der Wand! Er schrie vor Schreck kurz auf, sprang in die Höhe und stieß mit dem Kopf an die Decke. Dann beobachtete er sprachlos, wie die gesamte Mauer nach hinten glitt und einen Gang freigab!
    Hanna erholte sich schnell von ihrem Schreck und spähte ins Halbdunkel. Wie überall in Asgârd leuchteten vereinzelte Fackeln den Weg aus. Sie sah sich noch einmal um, schnappte sich dann den immer noch stocksteifen Aslak und schob ihn vor sich in den Gang hinein. Lautlos glitt die Wand wieder an ihren Platz zurück.
    Der Geheimweg erinnerte Hanna sehr an den schmalen Spiralgang, der zu Odens Turm hinaufführte. Sie mussten sich stellenweise vortasten, denn die rußigen Wände verschluckten das wenige Licht der spärlich platzierten Fackeln.
    Hanna schob Aslak weiter vor sich her. Er zierte sich und versuchte immer wieder, halbherzig zu protestieren.
    »Los! Stell dich nicht so an!«, zischte Hanna.
    »Du hast gut reden! Dich scheint Oden ja auch zu mögen!«, fauchte Aslak zurück.
    »Als ob mir das etwas helfen würde!«
    Aslak wusste natürlich, dass Hanna recht hatte. Er schwieg, während er sich weiter vortastete. Es ging stetig abwärts.
    »Ich glaube nicht, dass es hier Pegasus gibt«, gab Aslak nach einer Weile von sich. Seine Stimme hatte einen gereizten Unterton. Das Gleiche hatte Hanna auch schon gedacht. Pegasus waren Tiere der Lüfte.
    Wie wahrscheinlich war es also, dass sie tief unter der Erde gehalten wurden?
    Obwohl Hanna nicht mehr davon ausging, dass ihr dieser Gang die Freiheit bringen würde, sagte sie:
    »Du warst es doch, der behauptet hat, die Pegasus wären im Südflügel! Also sei still und geh weiter!«
    Aslak hielt so abrupt inne, dass Hanna ihm in der Dunkelheit auf die Fersen trat. Seine Angst und unterdrückte Wut ließen ihn wieder

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