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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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Treiber um die Wette.
    Ein Kentaur namens Pollux lachte Sora fröhlich und mit rotgefrorener Nase entgegen. Er beschleunigte und schloss bald im gestreckten Galopp zu Hravn auf.
    »Er macht sich gut, dein Schwarzer!«, rief er laut, um die Treiber zu übertönen. Dann fing sein geübter Blick einige Ausreißer ein.
    »Dort!«, rief er.
    Sora trieb Hravn voran. Im Jagdtempo rasten Pegasus und Kentaur nebeneinander her. Hravn war schneller und Sora atmete rasch. Der Eifer hatte sie gepackt. Konzentriert lenkte sie ihr Tier rechts an den Ausreißern vorbei, während Pollux hinter ihr aufschloss und den vielen Pegasus den Weg abschnitt. Eine schnelle Hinterhandwendung und Sora hatte die kleine Gruppe ausgebremst. Schnee wurde aufgewühlt und flog glitzernd umher. Die Ausreißer schnaubten und trampelten aufgeregt auf der Stelle. Schneeweiße Pegasus mit perlmuttglänzenden Schwingen.
    Sora lachte über das ganze Gesicht. Gemeinsam mit Pollux trieb sie die Gruppe Ausreißer zur Herde zurück.
    »Sehr gut!«, prustete Pollux und nickte anerkennend. »Dieser Hengst ist wirklich ein Ausnahmetier! Nicht nur wegen seiner Farbe. Warte nur, bis seine Schwingen ausgewachsen sind!«
    Pollux’ Hufe galoppierten im Takt mit Soras schwarzem Pegasus Hravn.
    Er hat recht , dachte Sora. Dieses Tier war wirklich außergewöhnlich. Hravn war ein pechschwarzer Pegasus mit blau-schwarz glänzenden Schwingen. Das einzige derzeit lebende Tier seiner Art.
    Schwarze Pegasus!
    Es gab Legenden über sie, das hatte Sora bereits von vielen Kentauren gehört. Der letzte schwarze Pegasus hatte demnach vor vielen tausenden Jahren gelebt. Zwei weitere Kentauren schlossen zu Sora und Pollux auf. Eine rotbraune Stute mit ebenso rotbraunem Haar – Pollux’ Zwillingsschwester Gemini – und ein Schwarzschecke, dessen langes, schwarzweißes Haupthaar bei jedem Galoppsprung im Wind flatterte. Er hieß Zodiak und war – genauso wie Gemini und Pollux – in Soras Alter. Mit dem Unterschied, dass sie wahrscheinlich noch ein längeres Leben vor sich hatten. Kentauren konnten weit über hundert Jahre alt werden.
    Pollux befreite seinen rotbraunen Körper vom Schnee, indem er sich pferdegleich schüttelte, und fuhr sich lachend durch seinen ebenfalls rotbraunen Rauschebart.
    Sora fand die doppelte Körperbeherrschung der Wesen, die aus einem menschlichem Oberkörper und dem Unterleib eines Pferdes bestanden, immer wieder faszinierend. Gemini verdrehte die Augen und sah ihren Bruder missbilligend an.
    »Wann rasierst du dich endlich! Du bist viel zu jung für so einen Bart.« Pollux sah Gemini mit gespielter Empörung an.
    »Liebes Schwesterchen, falls du es vergessen haben solltest, ich glaube mich zu erinnern, bereits 23 Sommer hinter mir zu haben. Nach 21 Sommern ist es mir traditionsgemäß erlaubt, einen Bart zu tragen!« Genüsslich strich er sich wiederholt durch die rotbraunen, gekräuselten Barthaare. Gemini seufzte. Dann blitzten ihre braunen Augen spitzbübisch auf.
    »Trotzdem!«, sagte sie nachdrücklich. »Die Tradition sollte sich nach Reife und nicht nach Alter richten!«
    »Na hör mal!«, plusterte sich Pollux auf und streckte seine stramme Brust vor, die sich – sicherlich rotbraun behaart – hinter einer Lederjacke verbarg. Zodiak grinste Sora breit an und warf dann einen langen Blick auf Gemini, der sowohl Respekt als auch Liebe verriet. Zodiak war ein Jahr älter als das Zwillingspärchen und machte seit kurzem Gemini den Hof. Dabei stieß er nicht gerade auf große Gegenwehr. Gemini war durchaus sehr angetan von diesem stattlichen Bild von Mann .
    Oder: Pferd?
    Sora grinste in sich hinein.
     
    Sora war von Libra und Ursa Major – Pollux’ und Geminis Eltern – herzlichst aufgenommen worden. Sie hatte sich gut in Trymhem eingelebt. So hieß das Gebiet des hiesigen Kentauren-Klans. Es umfasste einen Großteil von Jättehem, wie die Berge Godheims hießen.
    Als Sora vor gut drei Monaten zum ersten Mal diese Berge betreten hatte, war sie überwältigt gewesen. Jättehem überstieg all ihr Vorstellungsvermögen. Berge dieser imposanten Größe gab es auf Euripides nicht. Nicht einmal auf einem der vielen Monde.
    Sora war kurz nach ihrer Ankunft von den Kentauren entdeckt worden, die in den Bergen von Godheim zuhause waren. Obwohl alles so fremd war, kam es ihr doch seltsam vertraut vor. Und das Volk der Kentauren nahm sie ohne viele Fragen bei sich auf.
    Sora vertraute ihnen vom ersten Augenblick an und mittlerweile gehörte sie fast wie

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