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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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Vermutlich war es deshalb ihr gegenüber so lange nicht erwähnt worden. Zumal die Kentauren ohnehin nicht viel über die Menschen sprachen. Doch als Gemini Sora von Oden erzählte, war dann dieses eine Wort gefallen: Magie!
    Sora hatte es kaum glauben wollen.
    Magie! Hier gab es tatsächlich Menschen mit magischen Fähigkeiten!
    Archimedes, ihr Freund auf Euripides und ein leidenschaftlicher Wissenschaftler, wäre begeistert gewesen. Um seine Theorie bezüglich der unbekannten Energie zu beweisen, die er in dem Amulett verortet hatte, hätte er sich – ungeachtet aller seltsamen Wesen auf Godheim – seinen Forschungen gewidmet. Er wäre erst dann wieder ansprechbar gewesen, wenn er zu einem Ergebnis gekommen wäre.
    Juno wäre dagegen sicherlich weniger begeistert, dachte Sora und spürte, dass sie ihre Freunde vermisste.
    Wie es ihnen wohl ergangen ist, nachdem ich plötzlich verschwunden bin?
    Sie waren mit Sicherheit allesamt verhört worden, weil die Behörden sie wohl verdächtigten, ihr, Sora, bei der Flucht geholfen zu haben. Sora hoffte inständig, dass sie keine Probleme bekommen hatten. Schon alleine ihres Sohnes Menes wegen, der seine Eltern brauchte.
    Und Sapfo?
    Sora wurde unsanft aus ihren Gedanken gerissen.
    »Los, komm!«, rief Pollux und stieß ihr hart in die Rippen.
    Sie verlor das Gleichgewicht und rutschte auf Hravns glattem Fell zur Seite. Verzweifelt suchte sie in seiner Mähne Halt. Zu spät. Kurz darauf fand sie sich im tiefen Schnee wieder und rappelte sich fluchend auf. Pollux lachte schallend und zog sie zu sich hoch. Er zwinkerte ihr zu.
    »Du solltest schon etwas besser bei der Sache sein, sonst wird noch auf dir herum getrampelt. Oder noch schlimmer!«, rief er laut, »Gemini könnte dich für unreif halten.«
    Sora machte gute Miene zum bösen Spiel, formte aber aus dem Schnee an ihrer Hose einen Ball. Während Pollux mit Gemini um die Wette tobte, traf ihn Soras Schneeball am Hinterteil. Erschrocken schlug er nach hinten aus und wirbelte herum. Sora schwang sich auf Hravns Rücken.
    »So etwas Schreckhaftes!«, spöttelte sie. »Du könntest recht haben, Gemini: Er ist wohl noch nicht reif für einen Bart!«
    »Na warte!«, rief er und schon hagelte es Schneebälle, sodass Sora lachend die Flucht ergreifen musste.
    Sie schufteten den ganzen Tag. Die Herde in einen Pferch zu treiben, war nur der Anfang ihrer Arbeit gewesen. Die Pegasus zu sortieren, war die eigentliche Absicht.
    Die gesamte Herde bestand aus Jungtieren, die bis zu sieben Jahre alt waren. Die älteren von ihnen hatten schon Nachkommen gezeugt und galten einzig deshalb noch als Jungtiere, weil sie noch nicht flugfähig waren. Die perlmuttglänzenden Schwingen der Tiere waren erst nach sieben Jahren ausgewachsen.
    Kurz bevor ein Pegasus flügge wurde, wurde er von der Herde getrennt und für den Verkauf vorbereitet. Das Heraussuchen dieser ausbildungsreifen Tiere war eine anstrengende, zeitraubende und schweißtreibende Arbeit, die Sora fast bis zur Erschöpfung trieb.
    Müde, aber glücklich stapfte sie neben Pollux und Gemini in die Behausung ihrer Gastfamilie. Das längliche, recht flache Haus glich einem Stall. Der Boden war mit frischem Stroh ausgelegt und ein großer Tisch stand in der Mitte des Raumes. Abgesehen von einem Heuballen für Sora gab es keine Sitzgelegenheit.
    »Kommt herein! Und schließ die Tür, Pollux, es wird kalt!« Libra stand am Herd und rührte in einem großen Topf mit dampfender Suppe. Der lange Tisch war bereits gedeckt. Fünf Holzschüsseln mit groben Holzlöffeln standen dort. Frisch gebackenes Brot, in zwei Teile gebrochen, lag mitten auf dem rustikalen Tisch, an dem Libras Mann, Ursa Major, wie ein Pferd auf der Seite lag und genüsslich seine Pfeife rauchte.
    Ursa Major war ein großer, kräftiger Kentaur mit braunem Pelz und wildem Aussehen. Sein schwarzer Vollbart und sein volles, schwarzes Haupthaar spreizten sich buschig nach allen Seiten ab. Einen Besucher von der Erde hätte er unwillkürlich an einen mächtigen Bären erinnert. Er brummte zufrieden vor sich hin und zog ein paar Mal paffend an seiner Pfeife.
    »Libra, meine Schöne. Was hast du uns wieder Gutes gezaubert?«, fragte er dann und schnüffelte mit seiner knolligen Nase, die vor lauter Bart kaum zu sehen war, zum Kessel hinüber. Libra schenkte ihrem Mann ein bezauberndes Lächeln.
    »Deftiger Gemüseeintopf, mein Hengst«, sagte sie sanft und strich sich eine fuchsfarbene, lange Strähne aus dem Gesicht. Sora

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