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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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selbstverständlich zum Klan von Trymhem.
    Es war natürlich nicht selbstverständlich.
    Das war Sora in den letzten Wochen durchaus bewusst geworden. So nach und nach hatte sie einen Einblick in diese Welt erhalten – durch Erzählungen und Warnungen ihrer neuen Freunde.
    Vor allem Gemini verdeutlichte ihr die Rolle der Menschen in dieser Welt. Sora erfuhr so von Oden und seinen Bärsärkern – und Odens seltsamer Einteilung der Menschen in Blau- und Grünäugige.
    Sora beschloss daraufhin, ihre Augenfarbe zu ändern, was aufgrund der Nanotechnologie aus Euripides kein größeres Problem darstellte. Sie versuchte, den Kentauren diese fremde Technik zu erklären, doch diese lachten nur und gaben ihr zu verstehen, dass dies nichts mit ihrer Lebensweise zu tun hätte.
    Doch die Menschen auf Godheim könnten großes Interesse an dieser Fähigkeit haben. Deshalb warnten sie Sora davor, ihre Geheimnisse preiszugeben. Oden durfte unter keinen Umständen von ihrer Herkunft und ihrer Reise erfahren.
    Sora stimmte ihnen insgeheim zu, fragte sich aber, wie sie unter diesen Umständen etwas über den Sinn und Zweck ihres Orakels erfahren sollte.
    Rheas Orakel .
    Die Inschrift auf Rheas Grabstein. Sora konnte den Text im Schlaf herunterbeten, so vertraut war er ihr – und gleichzeitig doch so unverständlich.
     
    Du wirst kommen, um den Kampf gegen das Böse aufzunehmen.
    Die Vergangenheit holt dich Reisenden ein. Tritt ihr entgegen und heiße sie willkommen.
    Du zweifelst an deiner Bestimmung, doch Idun wird dich überzeugen und dich leiten.
    Du kehrst zurück zu deinen Wurzeln. Deine Suche nach Herkunft führt dich durch den Nebel in die Heimat, wo dich ein Machtstreit um den Thron erwartet.
    Führe zusammen, was zusammengehört und erkenne deine soziale Stellung.
    Unerwartete Begegnungen – durch tiefe Gefühle können sie auf dem Weg behilflich sein.
    Vertraue deinem Gefühl, vertraue deinen Freunden, ob nah oder fern. Hilfe in der Not.
    Idun wird dir den Weg zeigen, dich auf deine Reise schicken,
    auf der du mit starker Willenskraft Hoffnung schenken und Hilfe leisten wirst, bis zum Sieg über das Böse.
    Du wirst kommen, um den Kampf gegen das Böse aufzunehmen.
    Wie sollte sie ihre Herkunft erforschen, wenn sie nichts über sich erzählen durfte?
    Vertraue deinen Freunden, deinem Gefühl …
    Sora hatte sich nach langem Überlegen dazu entschlossen, nicht zu suchen, sondern alles auf sich zukommen zu lassen. Sie hatte es nicht eilig. Euripides hatte Jahrtausende eigenständig bestanden. Dass die Tore zu anderen Welten verschlossen waren, hatte den Menschen und Tieren dort nicht geschadet und würde dort auch in Zukunft niemandem wehtun. Zeit spielte für Sora keine Rolle. Sie wollte die Dinge abwarten und dem Rat des Orakels folgen. Sie wollte ihrem Gefühl vertrauen.
    Eines glaubte sie aber nun zu verstehen. Das Böse . Ihrer Ansicht nach war es durchaus möglich, dass es sich dabei um den Herrscher namens Oden und seine Armee handelte. Die Bärsärker schienen keine angenehmen Zeitgenossen zu sein. In dieser Welt gab es viele seltsame Wesen. Kentauren und Pegasus waren nur einige davon.
    Gemini hatte ihr von anderen Völkern erzählt. Von Schwarzelfen und Lichtelfen zum Beispiel, die zusammen mit den Kentauren bereits vor den Menschen diesen Planeten bevölkert hatten. Und von einer vampirähnlichen Rasse namens Nidhöggs, derentwegen man nachts in den Bergen sehr vorsichtig sein musste.
    Obwohl Nidhöggs die Kentauern fürchteten, kam es immer wieder vor, dass sie Tiere aus der Pegasusherde rissen. Sora hatte bereits einige Male ihre Schatten am nächtlichen Himmel erspähen können. Alte Sagen über Vampire fielen ihr ein, die auf Euripides als Gruselgeschichten erzählt wurden.
    Diese Welt, mit all ihren Fabeltieren, war die Welt aus ihrer Vision. Sora erinnerte sich nur allzu gut an den Tag im Regen, an dem sie und Archimedes Rheas Grab besucht hatten. Sie war einem Impuls gefolgt, einer Eingebung, und hatte den großen Runenstein auf Rheas Grab berührt. In einer Vision war sie daraufhin in Iduns Begleitung über genau jenen Planeten geflogen, auf dem sie nun gelandet war.
    Durch den Nebel in eine andere Welt. Rhea hatte ihr den Weg gezeigt, und nun war sie hier.
    Sora griff sich an die Brust. Sie spürte ihren Stein schwer und warm unter ihrer Lederweste. Erst vor einigen Wochen hatte Sora etwas erfahren, was sie zutiefst aufgewühlt hatte, aber hier in dieser Welt offensichtlich als völlig normal galt.

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