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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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zu haben«, brummte Pollux mit unterdrücktem Zorn. »Immerhin wäre der Allvater ganz umsonst zu uns heraufgekommen. Als ob das unsere Schuld gewesen wäre!« Ursa Major zog an seiner Pfeife und brummte Unverständliches in sich hinein. Er sah wild und zornig aus. Seine Augen blitzten unter den buschigen Augenbrauen.
    Pollux stampfte mit dem Huf auf.
    »Sleipner sollte der neue Zuchtvater werden. Er hatte bereits einen erfolgversprechenden Nachkommen gezeugt, eine kräftige, schnelle Stute. Seit Oden Sleipner entführt hat, ruht unsere Hoffnung nun weiter auf Svadilfare, Sleipners Vater. Doch Svadilfare ist alt. Hravn war und blieb Svadilfares letzter Nachkomme. Und Hravn … na ja, du hast ihn ja selbst gesehen.«
    Libra ergriff wieder das Wort. Ihre klingende Stimme besänftigte die Gemüter.
    »Man sagt Rappen gewisse Fähigkeiten nach.«
    »Ja«, mischte Gemini sich ein. Es soll einmal einen gegeben haben, der Klauen entwickelte wie ein Lindwurm und Reißzähne dazu.«
    Libra lächelte ihrer Tochter zu.
    »Es gibt Legenden über sie. Die Menschen – und sicherlich auch Oden – kamen her, um sich zu vergewissern. Doch unser Hravn zeigte keine außergewöhnlichen Neigungen. Bis auf seine Feindseligkeit natürlich.«
    »In den Legenden heißt es, dass schwarze Pegasus ihre Fähigkeiten entwickeln«, sagte Pollux. »Hravn ist jetzt sieben Jahre alt. Er müsste bald fliegen, doch nicht einmal dazu scheint er in naher Zukunft fähig zu sein. Seine Schwingen wollen einfach nicht richtig wachsen. Wie Mutter schon sagte, sind sie fransig und glanzlos. Ja, und nun kommst du daher«, sagte Pollux zu Sora mit einer gewissen Leichtigkeit in der Stimme, »und hast nichts Besseres vor, als im Auslauf des gefährlichsten Pegasus von Trymhem einzuschlafen!«
    Sora musste unwillkürlich lächeln.
    »Ich habe nicht gewusst, wer oder was er ist«, sagte sie nachdenklich.
    Pollux schlug mit dem Schweif, als wollte er seine Worte untermalen.
    »Es ist wie Taurus sagt: Du bist erwählt worden, Sora. Es gibt Legenden«, wiederholte er die Worte seiner Mutter. »Nicht nur über besondere Fähigkeiten. Lass es dir von Gemini erzählen. Sie glaubt daran.«
    Pollux fing sich einen scharfen Blick seiner Zwillingsschwester ein.
    »Du glaubst nicht daran?«, fragte Sora Pollux. Er trat unschlüssig umher.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er dann. »Eigentlich nicht. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.« Er sah seine Schwester auffordernd an. Sie zog eine Grimasse, dann wandte sie sich an Sora.
    »Der Legende nach sucht sich ein schwarzer Pegasus seinen Begleiter selbst aus und ist ihm dann auf ewig treu«, sagte Gemini.
    Sora nickte. Menschen erfanden gerne Geschichten mit besonderen Personen und Beziehungen. Es faszinierte also nicht nur die Kinder Euripides, sondern schien auch hier auf Godheim Gang und Gebe zu sein.
    Trotz der Existenz von Magie , dachte Sora überrascht. Menschen suchten und verehrten immer wieder das Außergewöhnliche.
    »Es ist also Zufall«, sagte Sora. »Reiner Zufall, dass er gerade zu mir gekommen ist.« Sie dachte an den mageren Pegasus, der überall an ihr herum geknabbert hatte. Ihr war nicht ganz wohl in ihrer Haut.
    Zufall … ein schwarzer Pegasus. Ein kleines Mädchen …
    Sie spürte wie ihre Hand in dem pechschwarzen Fell des Tieres verschwand. Spürte die Bewegungen des kräftigen Tieres unter sich. Sie sah wie es seine blauschwarz glänzenden Schwingen ausbreitete … Ein alter Mann …
    »Das habe ich nicht gesagt«, riss Gemini Sora aus ihren Erinnerungen an eine verlorene Zeit. »Manche werden es Zufall nennen. Ich nenne es Schicksal.«
    »Siehst du«, spöttelte Pollux. »Gemini hält dich für etwas ganz Besonderes!« Dabei zwinkerte er Sora vergnügt zu, während Gemini die Augen verdrehte.
    »Tu doch nicht so. Im Grunde glauben doch alle, dass an den Legenden etwas Wahres dran ist!«
    Pollux seufzte, widersprach seiner Schwester aber nicht.
    »Wie dem auch sei«, sagte er dann. »Auf dich wartet ein gutes Stück Arbeit!«
    Und damit sollte Pollux recht behalten.
    Sora trainierte seit diesem Tag fast täglich mit Hravn – unter Zodiaks und Pollux‘ Anleitung. Obwohl Hravn auch weiterhin Vertrauen zu ihr zeigte, war es ein weiter Weg. Der Pegasus war aufmüpfig, schlau und durchtrieben. Oftmals hatte Sora das Gefühl, dass er mit ihr spielte und seine Ausbildung für komplett überflüssig hielt. Doch die viele Zeit, die Sora mit Hravn verbrachte, stärkte ihre Bindung. Sie lernten

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