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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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wirklich an Zufälle glaubte. Sie war auf Euripides aufgewachsen und in ihrer Jugend unheilbar erkrankt. Aber statt zu sterben war sie in einen mehr als 14.500 Jahre langen Schlaf gefallen, aus dem sie von genetisch veränderten Menschen wieder erweckt worden war. Alles um sie herum hatte sich verändert. Die einzigen Konstanten waren sie selbst und ihr Amulett – ein schneeweißer Stein mit blutroten Linien und Zeichen aus einer vergangenen Zeit – Runen.
    Der Stein wärmte oder kühlte sie, je nach ihrem Befinden, und er hatte ihr laut den euripidischen Ärzten das Leben gerettet. Sie machten ihn für ihren langen Schlaf verantwortlich.
    Und damit nicht genug. Sora hatte angefangen, Visionen zu haben. Visionen über eine fremde und doch so vertraute Welt, über ein junges Mädchen und einen alten Mann. Visionen über Nebeltore, die man passieren konnte, und eine fast greifbare Erinnerung an ein pechschwarzes, geflügeltes Pferd.
    Und dann war da noch das Orakel. Rheas Orakel. Sie – Sora – und kein anderer auf Euripides hatte die verborgene Inschrift, die dem Orakel vorausgegangen war, auf Rheas Grabmal hervortreten lassen. Einzig durch ihre Hände war Rheas Grabstein aktiviert worden und hatte sein Geheimnis preisgegeben. Am Grabmal war sie in einer Vision Rhea begegnet und hatte sich von Idun leiten lassen, durch den Nebel in eine andere Welt …
    Und nun?
    Nun war es schon wieder sie allein, die das Vertrauen des einzigen schwarzen Pegasus auf ganz Godheim erlangt hatte. Ohne ihr Zutun. Der Pegasus war einfach zu ihr gekommen.
    War das Magie?
    Gemini hatte von den magischen Fähigkeiten vieler Menschen auf Godheim erzählt. Besaß Sora solche Fähigkeiten oder war es ihr Amulett, das ihr Kräfte verlieh? Nach all ihren Visionen und Erlebnissen lag die Vermutung nahe, dass sie selbst als Kind durch den Nebel nach Euripides geleitet worden war, von dem alten Mann, der in ihren Erinnerungen immer wieder auftauchte. Aber sicher konnte sich Sora da nicht sein. Ihr Erinnerungsvermögen ließ sie in diesem Punkt völlig im Stich. Ihre Kindheit hatte Sora auf Euripides verbracht, doch ihre Erinnerungen reichten nur bis zu ihrem fünften Lebensjahr zurück.
    Was war davor geschehen?
    Falls sie tatsächlich das Kind aus ihrer Vision war, dann war es durchaus möglich, dass sie ein Mensch mit magischen Fähigkeiten war. Wie gerne hätte sie dies alles mit Archimedes diskutiert …
     
    Trotz der schweren Arbeit des vergangenen Tages schlief Sora unruhig und wachte mehrmals auf. Sie träumte.
    Eine Szene, die ihr seltsam vertraut war, tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Sie sah Tausende von Menschen, die sich offenbar zu einer Art Wettbewerb eingefunden hatten. Mit lauten Zurufen feuerten sie die Teilnehmer an. Es waren Hunderte die sich entlang einer Linie zu Fuß oder auf dem Rücken diverser Reittiere versammelt hatten. Hravn war unter den Pegasus. Doch zu ihrer Überraschung saß nicht sie selbst, sondern ein junges Mädchen mit schwarzen, widerspenstigen Locken zwischen Hravns schwarzblauen Schwingen. Ein lauter Knall zerriss die Luft!
    Sora schlug die Augen auf. Sie hörte ihr Herz laut und kräftig pochen. Langsam beruhigte sie sich. Sie kannte diesen Traum. Er hatte sie schon mehrmals heimgesucht. Sie drehte sich auf die andere Seite und schlief wieder ein.
    Grünes Licht erfüllte den Wald um sie herum. Das schwarzhaarige Mädchen stand an einem Steinbruch und blickte auf das schroffe Gestein, das matt und grün aus der Erde wuchs.
    Plötzlich befand sich Sora in einem dunklen, sehr alten Gemäuer. Ein junges Mädchen und ein schlaksiger, großgewachsener Junge schlichen durch dunkle Gänge. Die Atmosphäre war düster und unheimlich.
    Sora warf sich unruhig auf ihrem Strohlager herum.
    Sie konnte die Insel sehen. Eine Felseninsel weit im Norden. Eine große Burg befand sich dort. So mächtig, dass sie fast die gesamte Insel einnahm. Strahlend weiß und majestätisch lag sie dort im Meer, während die Wellen an die Klippen brandeten.
     
    Als Sora am nächsten Morgen erwachte, kroch sie kraftlos und matt aus dem Stroh. So leise wie möglich verließ sie den häuslichen Stall.
    Es war noch sehr früh. Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen über Trymhems Berge. Sora fröstelte und zog ihre Jacke fester um sich. Der Schnee knarrte unter den Ledermokassins, die sie sich mit Geminis Hilfe genäht hatte. Ihre leichte Bekleidung von Euripides taugte hier in Jättehem nicht viel.
    Wie von selbst trugen ihre Füße

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