Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad
niederzuprügeln, dass es ihm heute Abend noch mehr als deutlich ins Gesicht geschrieben steht?«
» Er wusste sich durchaus zu wehren«, erwiderte Leo mit einer Grimasse.
» Ja, das sehe ich. Und glaube ja nicht, dass ich auch nur ein Fünkchen Mitleid mit dir habe. Du hast es dir selbst zuzuschreiben, und ich hoffe, deine Schmerzen halten lange an, um dich an dein bodenloses Verhalten zu erinnern.«
Sie war einfach anbetungswürdig in ihrem Zorn! Er hätte sie am liebsten in seine Arme gerissen und geküsst. So wie damals in Wien, nach ihrem aufregenden Fechtkampf. Auch damals war sie ihm in ihrer Wut wunderschön und begehrenswert erschienen. Man war allerdings gut beraten, nicht zu vergessen, dass sie in dieser Stimmung gefährlich sein konnte. Der gut gezielte Tritt war ihm noch deutlich in Erinnerung.
» Ich wusste gar nicht, dass du so rachsüchtig bist«, gab er zurück und trat einen Schritt näher, sodass er sie besser riechen konnte. Ja, selbst in ihrem Duft konnte er den vibrierenden Zorn wittern.
» Das hat nichts mit Rachsucht zu tun. Dein Verhalten ist einfach nur widerlich und nicht einmal eines Dracas würdig. Du hast Malcolm grundlos angegriffen und verletzt.«
» Einen Grund gab es schon«, berichtigte Franz Leopold.
» Welchen denn? Etwa Eifersucht? Zu der du kein Recht hast und für die es auch keinen Grund gibt!«
Täuschte er sich, oder hatte sich ihre Wut ein kleines bisschen besänftigt? Vielleicht sollte er sie doch einfach küssen und abwarten, was passierte. Selbst wenn er noch einmal ihr Knie zu spüren bekam, dass er glaubte, die Sterne würden auf ihn herabstürzen. Womöglich war es das wert. Malcolm hatte kein Recht auf Alisa. Die Vamalia gehörte ihm! Und außerdem hatte der Vyrad Latona für sich gezeichnet. Sollte er seine Energien lieber auf die Suche nach seinem Mädchen verwenden und seine Finger von Alisa lassen!
Er trat noch einen Schritt vor und wollte sie gerade packen, da wich sie zurück. Abwehrend hob sie die Hände.
» Was immer du vorhast, komm nicht näher und wage es nicht, mich auch nur zu berühren!«, warnte sie ihn. » Du wirst dich in Zukunft von mir fernhalten und auch von meinen Freunden. Lass Malcolm in Ruhe und untersteh dich, auch nur einem meiner Freunde jemals wieder etwas anzutun, sonst schwöre ich dir, du wirst es bereuen!«
Franz Leopold spürte, wie der Zorn wieder in ihm aufloderte. Wie sie sich für Malcolm in die Bresche warf und ihn verteidigte wie eine Gluckhenne, die um ihr Junges herumgackerte. Nun, vielleicht brauchte der Vyrad ja den Schutz der Vamalia und war froh, wenn er sich hinter einem Weiberrock verstecken konnte, statt sich noch einmal einem Kampf unter Männern zu stellen. In diesem Augenblick hätte er Alisa lieber geohrfeigt als geküsst! Vielleicht war ihr das bewusst, denn ihre Augen funkelten gefährlich.
» Begeh nicht den Fehler, mich zu unterschätzen. Du wirst keine weitere Gelegenheit bekommen, mir gegenüber dein größtes Talent auszuspielen.«
» Ach, und das wäre?«, erkundigte er sich.
» Als ob du das nicht wüsstest«, schleuderte sie ihm ins Gesicht. » Du bist ein Spross deiner Familie, die sich offensichtlich nicht nur von Blut ernährt, sondern von dem Triumph, andere zu demütigen und zu quälen und ihnen unsagbares Leid zuzufügen. Aber mit mir nicht mehr!«
Alisa wirbelte herum und stürmte in die andere Richtung davon. Franz Leopold rührte sich nicht von der Stelle, nur sein Geist flog ihr hinterher. Hatte er gerade richtig gehört? So recht konnte er ihre Worte nicht verstehen. Sie war es doch gewesen, die ihre Schwüre gebrochen und ihn abserviert hatte wie ein altes Spielzeug, das einem langweilig geworden ist. Was warf sie ihm eigentlich vor? Sein Zorn sackte in sich zusammen und wandelte sich in Verwirrung. Seit Wochen hatte er sich von Alisa ferngehalten und auch seinen Geist ihr gegenüber verschlossen. Was sollte er in ihren Gedanken lesen? Wollte er sich etwa selbst quälen und miterleben, wie sie in ihrem Liebesglück mit Malcolm schwelgte? Nein, so selbstzerstörerisch war er nicht veranlagt. Nach diesen seltsamen Vorwürfen jedoch sandte er ihr seinen Geist nach und drang in den ihren ein. Vielleicht hatte der Ausbruch sie so verwirrt, dass sie alles vergaß, was sie bei den Dracas gelernt hatte, oder er war ihr noch immer so weit überlegen, dass ihr Schutz gegen sein Eindringen keine Wirkung zeigte, jedenfalls stieß er auf keinen Widerstand.
Das Triumphgefühl war nur von
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