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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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hängt sie schlafend in meinen Armen. Ich werde also gut aufpassen müssen, um es ihr heute Abend bis ins kleinste Detail berichten zu können. Wobei ich hoffe, dass der Dracas– falls der gewinnt– nicht meint, im Anschluss auch noch auf mich losgehen zu müssen, weil ich die Kleine gehalten habe, solange er beschäftigt war«, fügte er mit einem bübischen Grinsen hinzu.
    » Das wird er nicht wagen, Vincent.«
    Ivy setzte sich neben ihn auf die Treppe, ohne die Kämpfenden aus den Augen zu lassen. Sie hatten es inzwischen geschafft, sich beide recht übel zuzurichten. Ihre Gesichter begannen bereits anzuschwellen, und sie bluteten aus mehreren Wunden. Die Platzwunde an der Schläfe hatte sich Malcolm wohl bei seinem Sturz die Treppe hinunter zugezogen. Leo dagegen konnte inzwischen nur noch aus einem Auge schauen, das auch schon recht mitgenommen aussah.
    Seymour umkreiste jaulend die Kämpfenden, die verbissen miteinander rangen, ohne dass einer von ihnen bereit gewesen wäre, nachzugeben. Der Wolf zerrte an Leos Frack und schnappte nach Malcolms Ärmel, doch alles, was er erreichte war, dass er einen Schlag auf die Schnauze erhielt und aufjaulend zurücksprang. Sein vorwurfsvoller Blick richtete sich auf Ivy, die, das Kinn in die Hände gestützt, dem Kampf schweigend zusah.
    » Dein Wolf scheint von diesem Spektakel nicht sonderlich erfreut«, stellte Vincent fest.
    » Ja, er fordert mich auf, dem ein Ende zu setzen.«
    » Und? Wirst du es tun?« Vincent sah das zierliche Mädchen, das kaum größer als er selbst war, interessiert von der Seite an.
    Ivy schüttelte scheinbar ungerührt den Kopf. » Nein, das habe ich nicht vor. Es tut den beiden ganz gut, wenn sie sich ein wenig abreagieren. Viel passieren kann zu dieser Tageszeit nicht. Sie sind beide nicht recht bei Kräften. Ich vermute sogar, dass sie irgendwann mitten in ihrem Kampf einfach einschlafen.«
    » Durchaus möglich«, gab Vincent ein wenig lauter zurück, um das Stöhnen und das Krachen der Faustschläge zu übertönen, mit denen sich die beiden Streithähne bedachten.
    » Au, der war gut«, kommentierte Vincent, als Leo einen sauberen Treffer auf Malcolms Kinn landete. Der Vyrad schwankte und stieß zu allem Übel mit dem Hinterkopf gegen die Treppe. Er knirschte mit den Zähnen und spuckte Blut, dann warf er sich wieder auf seinen inzwischen ebenfalls wankenden Gegner.
    » Weißt du, ich hätte nicht gedacht, dass der Dracas so viel einstecken kann– und noch besser austeilen! Gute Rechte, das muss ich sagen. Scharfes Auge, das jede Lücke in der Deckung erkennt, und schnelle Reflexe. Ja, nicht schlecht. Dabei erschien er mir immer als ein verweichlichtes Bürschchen.«
    » Ja, die Dracas, die verzogenen Modepuppen. So kann das Äußere täuschen«, stimmte ihm Ivy zu.
    Seymour versuchte noch einmal vergeblich, die Kontrahenten voneinander zu trennen. Dann setzte er sich auf die Hinterbeine und jaulte.
    » Nein, lass sie. Sie halten eh nicht mehr lange durch. Und dann werden sie erst einmal in ihre Starre verfallen und sich ein wenig erholen. Warte es ab, die schlimmsten Blessuren werden schon wieder verheilt sein, wenn sie sich heute Abend aus ihren Särgen erheben.«
    Doch Seymour wollte ihre Einschätzung offensichtlich nicht teilen. Er jaulte noch einmal auf, dann begannen sich seine Formen zu verändern. Der weiße Pelz schien sich zurückzuziehen, die Schnauze verkürzte sich und wandelte sich in menschliche Züge.
    Vincent hob überrascht die Augenbrauen und sah Ivy fragend an. Die Lycana zuckte mit den Schultern, » Ja, es wundert mich auch, dass er sich– fast möchte ich sagen, in der Öffentlichkeit– grundlos wandelt. Wobei ich doch annehme, du wusstest, dass mein Bruder Seymour ein Werwolf ist?«
    Vincent antwortete nicht. Er sah fasziniert der Verwandlung zu. Nur Augenblicke später sprang der Mann auf und riss die beiden Kontrahenten grob auseinander. Er fing von beiden Seiten einen Fausthieb ein, was ihn aber nicht zu stören schien. Mit ausgestreckten Armen hielt er die beiden voneinander fern.
    » Schluss jetzt. Seht nur, wie es hier aussieht. Wie auf einem Schlachtfeld! Es ist genug Blut geflossen.«
    Die beiden unternahmen noch einen halbherzigen Versuch, sich dem eisernen Griff des Werwolfs zu entwinden, dann gaben sie auf. Malcolm griff sich an die blutende Lippe und zog den Zahn heraus, der nur noch an einem Faden hing, während sich Leo das Blut von der Wange wischte, das aus einem Riss unterhalb des Haaransatzes

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