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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Dracula früher auftaucht?«, gab Chiara zu bedenken.
    » Das wird er nicht«, wehrte Ivy ab. » Er glaubt, dass er Erzsébet nur in dem Augenblick vor dem ersten Sonnenstrahl der neuen Wintersonne zurückholen kann. Er wird sich hüten, sich dem Temple zu früh zu nähern. Schließlich legt er keinen Wert darauf, von den Vyrad vorzeitig erwischt zu werden. Er weiß nichts von ihrem Einsatz in Whitechapel. Nicht dass er sich vor ihnen fürchtet, doch sie könnten ihn beschäftigen, bis der rechte Zeitpunkt vorüber ist. Nein, das Risiko wird er nicht eingehen. Er kommt zur festgelegten Stunde, heimlich wie ein Dieb– und wir werden ihn in der Templerkirche empfangen.«
    » Gut, fangen wir an«, sagte Tammo vergnügt und rieb sich die Hände.
    Ivy sah zu Clarissa hinüber. » Du kannst die Kirche nicht betreten und bist auch sonst noch zu verletzlich. Bleib du bitte bei Latona. Nachdem ihr so fest entschlossen seid, dabei zu sein und euch der Gefahr dieser Nacht auszusetzen, soll Latona Bram Stoker und Professor van Helsing empfangen und ihnen alles erklären, wenn sie kommen.«
    Clarissa drückte noch einmal Lucianos Hand und stellte sich dann zu Latona. Die beiden tauschten einen Blick. Obwohl sie sich kaum kannten, hatten sie so viel gemeinsam– das hatten sie schon die gemeinsame Zeit im Geisterhaus in Wien gespürt, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren.
    » Und nun folgt mir.«
    Die Zeit verflog mit den Vorbereitungen. Bald schon schlugen die Kirchturmuhren Mitternacht und draußen vor dem Tor war Hufschlag und das Rattern von Karren zu hören. Die Erben waren bereit und luden die mit Erde gefüllten Särge in Windeseile ab. Leo gesellte sich zu den Fuhrknechten und sorgte dafür, dass sie sich später an diesen nächtlichen Transport nicht mehr würden erinnern können. Rasch trugen sie die Kisten zur Kirche und verteilten den verfluchten Boden aus Draculas Heimat so, dass ein dicker Erdpfad vom Westtor durch das runde Kirchenschiff und den langen Chor bis zum Altar führte, unter dem die Überreste von Erzsébet lagen. Und der Kristall mit dem wertvollen Elixier.
    Als die Erde verteilt und die Kisten weggeschafft waren, versammelten sich die Erben um den Altar. Sie schwiegen einige Augenblicke. Keiner von ihnen konnte sich der Atmosphäre entziehen, die von dem Grab darunter ausging. Es war Marie Luise, die die Stille brach. Fast schüchtern sagte sie:
    » Sie ist unser aller Mutter. Erzsébet, die Fürstin der Walachei. Ich frage mich, wie sie wohl war. Ob sie Dracula geliebt hat? Ob sie nach ihrem Tod gern wiedererweckt worden ist, um an seiner Seite eine Jägerin der Nacht zu werden? Wir werden es nie erfahren. Fast wünschte ich mir, wir könnten sie kennenlernen.«
    » Blödsinn!«, schimpfte Karl Philipp. » Was soll die Gefühlsduselei? Lasst uns lieber den Altar zur Seite schieben und nachsehen, was wirklich darunter zu finden ist. Vielleicht hat sich unsere Lycana ja geirrt?«
    Er stemmte sich mit der Schulter gegen den Steinblock. Die anderen sahen Ivy fragend an. Als sie nickte, sprangen Tammo und die beiden Pyras herbei, um ihm zu helfen. Mit einem schabenden Geräusch gab der Steinblock nach und kratzte Stück für Stück über den Kirchenboden. Darunter kam eine gravierte Platte zum Vorschein, auf der nur ein Wort zu lesen war: Erzsébet.
    Die Grabplatte passte sich sauber und fast fugenlos in die Steinfließen des Kirchenbodens ein. Wie an vielen Grabplatten gab es aber am oberen und am unteren Ende ein kleines Loch. Ivy hatte an alles gedacht und zwei metallene Haken besorgt, mit denen man den Stein herausheben konnte. Fernand und Karl Philipp führten die Haken ein und hoben dann mit einiger Anstrengung die schwere Platte heraus. Alisa fragte sich, wie viele Männer nötig gewesen waren, sie hierher zu bringen und an ihrem Platz einzufügen, denn den Vyrad war es damals wie heute unmöglich gewesen, die Kirche zu betreten.
    Karl Philipp und Fernand setzten die Steinplatte fast geräuschlos ab, ehe sie sich dem Grab darunter zuwandten. Alle Erben drängten heran, um in das Loch sehen zu können.
    Sie blickten auf einen einfachen Holzsarg. Es war Ivy, die sich herabbeugte und den Deckel anhob.
    Da lag sie. Ihre Mutter. Die die ersten Führer der Clans geboren hatte. Alle schwiegen. Nicht einmal Karl Philipp oder Marie Luise war es danach, eine patzige Bemerkung zu machen. Sie war noch immer wunderschön, als könne ihr keine Zeit der Welt etwas anhaben. Die Haut blass und weiß wie

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