Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad
rief Tammo und verdrehte die Augen. » Das hat sie doch gerade gesagt.«
Ivy gebot ihm, zu schweigen. » Unter anderem, ja«, sagte sie zu dem Dracas. » Es muss schnell gehen! Darauf kommt es an.«
» Ich bin kein Diener«, widersprach Karl Philipp. » Nimm dir doch ein paar von den Servienten. Die Vyrad haben genug Unreine für solche Arbeiten.«
» Die Vyrad können die Kirche nicht betreten, wie du weißt. Außerdem werden sie in dieser Nacht nicht da sein«, widersprach Ivy.
» Warum nicht?«, hakte Alisa sogleich nach.
» Weil ich sie aus dem Weg haben will. Ich kann es mir nicht leisten, dass Lord Milton oder irgendein anderer Vyrad sich einmischt– selbst wenn es gut gemeint ist– und meinen Plan verdirbt. Daher ist es besser, wenn die, die etwas zu sagen haben, die ganze Nacht dem Temple fernbleiben.«
» Wie willst du das anstellen?«, bohrte Alisa neugierig, doch Ivy war nicht bereit, mehr zu verraten.
» Ich habe alles in die Wege geleitet«, sagte sie nur. » Ihr werdet es beizeiten erfahren.«
Sie gab die letzten Anweisungen und schärfte den Erben noch einmal ein, wie wichtig es war, dass jeder sich daran hielt und zum richtigen Zeitpunkt an dem ihm zugewiesenen Ort war. Alle nickten, außer Karl Philipp und Marie Luise. Ivy wandte sich noch einmal speziell an die beiden Dracas.
» Nun, wie habt ihr euch entschieden? Werdet ihr mithelfen oder zieht ihr euch lieber in eure Kammern zurück, denn das würde ich euch empfehlen, wenn ihr nicht in etwas hineingezogen werden wollt, was vielleicht größere Kreise zieht, als wir es bislang erwarten.«
Karl Philipp schnaubte durch die Nase. » Natürlich werde ich mich nicht in meinem Sarg verstecken, wenn es gilt, Dracula zu bekämpfen. Mir wäre es nur lieber, dies mit einem Schwert in der Hand zu tun statt mit einer Schaufel!«
Ivy lächelte freundlich. » Ja, das weiß ich. Ein Schwert macht schon mehr her, doch glaube mir, in diesem Fall würde es nichts ausrichten.«
» Ist mir schon klar«, brummte Karl Philipp. » Dann eben eine Schaufel, wenn es unbedingt sein muss.«
» Ich danke dir«, sagte die Lycana schlicht und wandte sich an Marie Luise.
» Und du? Es ist keine Schande, wenn du dich zurückziehst. Ich bitte dich nur, mit niemandem darüber zu sprechen.«
Stolz reckte die Dracas die Nase. » Ich habe Anna Christina in Irland kämpfen sehen. Ich weiß, sie würde auch hier und jetzt vor nichts zurückschrecken. Ich bin dabei. Schon um zu sehen, ob du recht behältst oder nur eine kleine, irische Aufschneiderin bist.«
Alisa wollte aufbrausen, doch Franz Leopold legte die Hand auf ihren Arm. » Lass es. Weiter kann sie Ivy nicht entgegenkommen, wenn sie nicht ihren ganzen Stolz verlieren will.«
Alisa spürte, wie die Berührung durch ihren ganzen Körper lief. Krampfhaft bemüht, sich nichts davon anmerken zu lassen, erwiderte sie: » Pah, was zählt jetzt Stolz? Wichtig ist einzig und allein der Erfolg, und dass keiner von uns dabei zu Schaden kommt.«
» Du als Vamalia darfst so denken. Wir Dracas wurden anders erzogen«, wandte Leo ein. Alisa sagte nichts, obgleich ihr noch vieles dazu eingefallen wäre.
So viel Selbstbeherrschung bin ich von dir ja gar nicht gewohnt.
Nur, um der großen Sache zu dienen!, gab sie würdevoll zurück.
Gut! Ich verspreche dir auch, dass du, wenn alles vorbei ist, so viel über uns Dracas schimpfen darfst, wie du willst, und ich werde dir nicht widersprechen.
Alisa sah Franz Leopold mit glitzernden Augen an. » Führe mich nicht in Versuchung! Ich werde darauf zurückkommen– je nachdem, wie ihr euch angestellt habt!«
Die Nacht der Wintersonnwende
Die Nacht der Wintersonnwende brach an. Alisa fühlte kribbelnde Wellen durch ihren Körper wandern. Energisch schob sie den Deckel auf und sprang aus ihrem Sarg. Während sie noch überlegte, was sie in dieser entscheidenden Nacht anziehen sollte, trat Hindrik nach einem kurzen Klopfen ein.
» Was gibt es?«, fragte sie in bemüht leichtem Ton, ohne ihn anzusehen.
Er schien mit seinen Gedanken woanders. Zum Glück! So fiel ihm ihre ungewohnte Nervosität nicht auf.
» Die Vyrad haben uns gefragt, ob wir ihnen helfen.«
» Wobei?«, erkundigte sich Alisa und entschloss sich, zuerst doch in eines ihrer Kleider zu schlüpfen, um keine unangenehmen Fragen zu provozieren.
» Sie haben sich vorgenommen, heute Nacht Jack the Ripper zu fangen.«
» Wen?«, fragte Alisa verwirrt.
» Den Frauenmörder von Whitechapel.«
» Und der heißt Jack
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