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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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zugetan schien.
    Nein, er hat schlicht und einfach genug von dir. Oder war alles von Anfang an nur ein Spiel für ihn gewesen und seine Gefühle eine Lüge?
    Sie überließ sich der Erinnerung an den schönsten Abend ihres Lebens, obgleich es ihr das Herz zerriss. Der Hofball in Wien. Der Walzer mit Leo und dann sein Kuss.
    Sie hatte in seinem Geist und in seinem Gemüt gelesen und ihre Gefühle dort gespiegelt gefunden. Wie konnte das alles eine Lüge sein? Alisa konnte es nicht fassen. Malcolm erzählte ihr irgendetwas, aber sie hörte nicht recht zu.
    » Smithfield liegt im Norden der City of London. Dort gab es von jeher den größten Viehmarkt und damit jede Menge Blut. Du musst dir vorstellen, jeden Morgen wurden riesige Viehherden nach London getrieben und in Smithfield geschlachtet, um die gefräßige Stadt zu ernähren, die stetig wuchs. Dort draußen ist aber nicht nur Tierblut geflossen. Auf dem Platz vor der Kirche St. Bartholomew the Great loderten einst die Scheiterhaufen. Die katholische Königin Mary Tudor, die man auch die Blutige nannte, hat es sich bei Wein und Wildbret im Torhaus gemütlich gemacht und zugesehen, wie man auf dem Smith Field Protestanten bei lebendigem Leib verbrannte. Ihre protestantische Halbschwester hatte Glück, dass sie nur im Tower eingekerkert wurde und nicht gleich hingerichtet. So konnte sie Marys Nachfolge antreten und die berühmte Königin Elisabeth I. werden. Und wie so oft in der englischen Geschichte, drehte sich nun die Fahne. Die Protestanten– oder genauer gesagt, die anglikanische Kirche kam wieder an die Macht, und die Katholiken mussten fürchten, verfolgt zu werden.«
    Alisa nickte und zwang sich zu einem Lächeln, obwohl sie kaum die Hälfte mitbekommen hatte. Angeregt fuhr Malcolm fort, doch sie blendete seine Ausführungen einfach aus. Wenngleich es sie noch mehr quälte, ließ sie ihren Blick über die polierte Holzplatte mit den nun geleerten Zinnbechern wandern und dann auf der anderen Seite über Sören, Chiara, Clarissa und Luciano, bis er Leo erreichte. Auch er saß vor seinem vollen Becher, dessen Inhalt ihn nicht zu verlocken schien, und starrte mit eiserner Miene vor sich hin. Luciano sah ebenfalls nicht glücklich aus. Er blickte zu Mervyn hinüber, der angeregt mit Rowena plauderte. Traurig sagte er zu Leo: » Mervyn ist alleine gekommen – ich meine, abgesehen von den Servienten, die ihn begleitet haben.« Luciano seufzte. » Eigentlich war es schon klar, dass Ivy nicht mehr kommt, aber ich wollte es mir den ganzen Sommer über nicht so recht eingestehen.«
    Franz Leopold folgte seinem Blick. » Was hast du erwartet? Dass ein Wunder geschieht und die Vyrad eine Unreine zur Akademie laden?«
    Luciano hob die Schultern. » Nein, das nicht.« Dabei warf er einen unbehaglichen Blick in Richtung Clarissa. Sie sagte zwar nichts, war aber sichtlich verärgert. » Es scheint mir nur irgendwie falsch, ein Jahr ohne Ivy zu verbringen. Das kann ich mir gar nicht vorstellen.«
    Alisa durchfuhr es kalt. Jetzt, da der Nosferas es aussprach, musste sie sich der Wahrheit stellen, die sie ebenfalls wochenlang vor sich hergeschoben hatte. Irgendwie, hatte sie gehofft, würden es Ivy und Seymour schon schaffen, hier in London aufzutauchen. Aber Mervyn war lediglich mit zwei Servienten der Lycana als Begleiter angekommen.
    » Wir sind doch Freunde und gehören zusammen«, sprach Luciano aus, was auch Alisa dachte.
    » Ach, und du meinst, Ivy könne sich deswegen über alle Verträge und Beschlüsse der Clanchefs hinwegsetzen und einfach herkommen, um ihre Freunde zu sehen?«
    Der Dracas lachte trocken.
    » Es muss einen Weg geben! Und wenn jemand in der Lage ist, ihn zu finden, dann ist es Ivy.«
    » Ja, sie und Seymour hätten die Schatten für Mervyn mimen können, um sich hier einzuschleichen, so wie du es mit Clarissa machst«, spottete Franz Leopold.
    Clarissa atmete scharf ein. Sie schien aufspringen und hinausrennen zu wollen, doch Luciano drückte besänftigend ihren Arm und wandte sich wieder Leo zu.
    » Warum nicht? Wenn ihre Freunde ihr wichtig sind.«
    Der Dracas machte eine wegwerfende Handbewegung. » Freundschaft muss nicht beständig sein. Vermutlich verschwendet sie keinen Gedanken mehr an uns und hat uns längst vergessen.« Er ignorierte Lucianos Protest. » Das Empfinden einer Vampirin ist wechselhaft wie das englische Wetter!«
    Er warf Alisa über den Tisch einen Blick zu, der sich wie ein Stilett in ihrer Brust anfühlte. Sie stöhnte

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