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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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vor Augen hatte. Als stünde sie vor ihm. Mit einem Stöhnen ließ er sich in den Sessel gleiten.
    » Habe ich dich erschreckt, Mr Bram Stoker? Das tut mir leid.«
    Die elfenhafte Gestalt der Vampirin glitt lautlos ins Zimmer. Sie trug wieder dieses fließend silberne Gewand, das so gut zu ihrem langen, offen bis auf die Hüfte fallenden Haar passte. Unter dem Saum des Kleides lugten ihre nackten Füße hervor.
    » Ivy«, stieß Bram noch einmal hervor. Er blinzelte. » Träume ich oder bist du es wirklich?«
    Mit diesem Lächeln, das ihm den Rest an Verstand raubte, trat Ivy näher. » So wirklich, wie ein Vampir sein kann.« Sie ließ sich auf der Kante des zweiten Sessels nieder.
    Sein Verstand war langsam bereit, das Unmögliche zu akzeptieren. Die Vampirin war tatsächlich hier im Salon seiner Eltern aufgetaucht!
    » Woher wusstest du, dass ich hier bin? Ich meine, wie hast du mich gefunden?«
    Ivy hob die Schultern. » Oh, das war nicht so schwierig. Ich habe in den vergangenen Tagen einige deiner Kritiken in den Dubliner Zeitungen entdeckt. Also konnte ich annehmen, dass du in Irland weilst. Und da du deine Wohnung in Dublin aufgegeben hast, war es naheliegend, im Haus deiner Kindheit in Clontarf nachzusehen. Wie ich gesehen habe, gehören die Balcombes zu euren Nachbarn«, fuhr sie plaudernd fort.
    Bram nickte. » Ja, ich kannte Florence, seit sie ein kleines Mädchen war.«
    » Und dennoch hat sie sich für dich entschieden und dem Dichter Oscar Wilde mit der düster geheimnisvollen Aura entsagt.« Ivy nickte. » Das spricht für Florence’ Instinkt und Verstand.«
    Bram hob ein wenig kläglich die Schultern. » Ich weiß nicht. Vielleicht bereut sie ihre Entscheidung inzwischen. Vielleicht wäre sie mit Oscar glücklicher. Ich war in vergangener Zeit kein guter Ehemann und habe ihr mit meinem Entschluss, Latona als Mündel anzunehmen, eine arge Last auferlegt, die sie tapfer mit mir trägt, obgleich ich sie nicht einmal gefragt habe.«
    » Es war gut und richtig von dir, dich um Latona zu kümmern, und es war gut und richtig für Florence, sich für dich zu entscheiden. Mach dir keine Gedanken. Florence hat klug gewählt. Dein Freund Oscar ist ein liebenswürdiger Mensch, dennoch wird er viel Unglück über die Frau bringen, die er heiraten wird, denn sein Wesen ist zerrissen. Er wird seine Frau lieben und seinen Kindern ein guter Vater sein, aber die Leidenschaft wird ihn auf den düsteren Pfad des Verbotenen drängen. Und es sind nicht die Frauen, zu denen es ihn zieht und von denen er nicht wird lassen können.«
    Bram sah sie erstaunt an. » Wie kannst du so etwas behaupten? Du hast ihn doch kaum kennengelernt.«
    Ivy hob die Schultern. » Ich spüre so etwas. Du musst mir nicht glauben, doch ich bin mir sicher, dass der Pfad seines Lebens mit dem Genie seiner Dichtung und mit dem Skandal seiner verbotenen Neigungen gepflastert sein wird.«
    Darüber musste Bram eine Weile nachdenken. Dann fiel ihm wieder ein, dass er noch immer nicht wusste, warum Ivy ihn aufgesucht hatte. Ehe er fragen konnte, sprach sie weiter. Vermutlich war sie die ganze Zeit seinen Gedankengängen gefolgt.
    » Du hast recht. Ich habe die Einsamkeit der Moore und Berge nicht verlassen, um mit dir über deine Ehe und über deinen Freund Oscar zu plaudern. Ich dachte mir, du trittst vielleicht bald deine Heimreise nach London an, und offensichtlich komme ich gerade zur rechten Zeit.« Sie machte eine ausladende Handbewegung, die die verschiedenen Gepäckstücke auf dem Boden erfasste.
    » Ja, ich wollte eben die Kutsche rufen, die mich zum Hafen bringen wird.«
    Ivy nickte. » Gut, wann wird das Schiff ablegen?«
    » Die Passagiere müssen bis ein Uhr an Bord sein, damit der Kapitän die Flut nicht verpasst«, gab Bram Auskunft, der noch immer nicht verstand, warum Ivy das wissen wollte.
    » Das hört sich gut an. Darf ich dich begleiten?«
    Bram zwinkerte. Er glaubte sich verhört zu haben. » Du willst mit mir nach London reisen?«
    » Ja, hast du etwas dagegen?«
    Er schüttelte verwirrt den Kopf. » Nein, ich meine nur: Warum willst du dorthin? Und warum ausgerechnet mit mir?«
    Ein nachdenklicher Ausdruck trat in Ivys Miene. » Eine interessante Frage, oder vielmehr zwei. Die erste ist rasch geklärt: Weil sich die anderen Erben in London befinden. Die zweite bedarf schon einer genaueren Überlegung und ist nicht so einfach zu beantworten. Sagen wir einfach, deine Gesellschaft wäre mir angenehm.«
    Das musste Bram erst einmal

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