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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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noch ein oder zwei Jahre auf ein Internat zu schicken, wo sie das lernen würde, was junge Damen eben so können mussten. Er hatte davon keine genaue Vorstellung, aber die brauchte er schließlich auch nicht zu haben.
    Während also Florence seinen Vorschlag als vernünftig lobte, war Latona ganz und gar nicht begeistert gewesen, was ihn nicht wunderte. Dennoch hatte ihn ihre heftige Reaktion überrascht. Sie hatte getobt und gewütet, dann wieder gefleht und gebettelt, in Chelsea bleiben zu dürfen. Für sie schien der Vorschlag einem Verrat gleichzukommen.
    » Nur ein Vorschlag? Einen Vorschlag kann man ablehnen«, protestierte sie.
    » Es ist zu deinem Besten, glaube mir. Wie schnell sind ein oder zwei Jahre verflogen, und dann bist du alt genug, dein Leben selbst in die Hand zu nehmen.«
    » Das kann ich auch jetzt schon. Du hoffst ja nur darauf, dass ich Malcolm bis dahin vergessen habe und irgendeinen dummen Langweiler heirate.«
    Bram hob abwehrend die Hände. » Bitte, ich dachte, das Thema hätten wir erschöpfend ausdiskutiert.«
    » Gar nichts haben wir! Du hast nur immer wieder gesagt, du würdest es nicht dulden, dass ich mein Leben wegwerfe, obgleich dich das nichts angeht und ich keineswegs dieser Meinung bin. Ganz im Gegenteil! Ich gewinne dadurch die Unsterblichkeit. Ist das nicht ein Geschenk?«
    » Eines, das mit Blut bezahlt wird. Dem Blut unschuldiger Menschen!«
    Das Argument wollte Latona nicht gelten lassen. Wieder und wieder hatten sie diese Unterhaltung geführt, doch ohne Ergebnis, denn keiner von ihnen war bereit, von seiner Überzeugung abzuweichen.
    » Ich dachte, wir sind Freunde! Ich habe dir vertraut. Wie kannst du mir das antun?«, hatte sie zum Abschied gesagt, und ihr waidwunder Blick brannte ihm noch immer auf der Seele. Dennoch war Bram überzeugt, richtig gehandelt zu haben. Mehr als nur einmal hatte er sie dabei erwischt, wie sie sich nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Haus zu schleichen versuchte. Wie sollte es ihm sonst weiterhin gelingen, sie von dem Vampir fernzuhalten, der sie gezeichnet hatte?
    Bram hatte das Problem mit dieser Entscheidung nicht gelöst, das musste er sich eingestehen. Er hatte sich lediglich ein Jahr Aufschub verschafft. Aber vielleicht sah danach schon alles ganz anders aus. Man durfte die Hoffnung nicht aufgeben.
    Daher sah er ihre Abreise mit Erleichterung, auch wenn er Latona in den nächsten Tagen mehr vermisste, als er sich eingestehen wollte. Er hatte sich an ihre Gesellschaft gewöhnt. Bram liebte seine Frau von Herzen und freute sich über die Fortschritte, die sein Sohn zeigte, dennoch konnte er mit Florence nicht über die Dinge sprechen, die seine Seele umtrieben und seinen Geist beschäftigten. Florence stand mit beiden Beinen auf der Erde. Ihre Gedanken beschäftigten sich damit, wie man den Haushalt sparsam führen konnte und das Kind zu einem guten Menschen erziehen. Für Vampire und andere nächtliche Wesen war in ihrer Welt kein Platz. Deshalb hatte es Bram geliebt, sich am Abend mit Latona in sein Studierzimmer vor den Kamin zurückzuziehen und über den Werken von Professor Vámbéry und anderen Forschern zu brüten. Bram wusste, dass Florence diese Zusammenkünfte mit Sorge und ein wenig Eifersucht beobachtete. Vielleicht fühlte sie sich zu Recht ausgeschlossen, auch wenn sie sich bemühte, es nicht zu zeigen.
    Ja, vielleicht war es gut so. Latona war bis zu den nächsten Ferien sicher aufgehoben und Bram konnte sich um seine Familie kümmern.
    Warum nur hatte es ihn dann gleich wenige Tage später aus London fortgetrieben, um seine Eltern in Irland zu besuchen? Woher kam diese Rastlosigkeit?
    Bram sah auf sein Reisegepäck hinab. Vielleicht war es gut, dass die Sommerpause vorüber war und das Lyceum Theatre wieder öffnete, sodass er sich in seine Arbeit stürzen konnte. Henry Irving war zwar der Eigentümer, doch der führende Shakespeare-Darsteller war mit seinen Rollen mehr als beschäftigt und überließ daher Bram die Leitung seines Theaters.
    » Auf geht’s«, sagte Bram zu sich selbst und griff nach einer der beiden Ledertaschen.
    Plötzlich hielt er inne. Die Tasche sank wieder zu Boden. Ihn schwindelte, sodass er nach der hohen Lehne des Ohrensessels greifen musste, um nicht zu taumeln. Ein Hauch von Kälte streifte ihn, und dennoch wallte Hitze durch seinen Körper und sein Herz begann in einem schnellen, unregelmäßigen Rhythmus zu schlagen.
    » Ivy«, hauchte er ungläubig, als er ihr Bild ungewohnt eindringlich

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