Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
letzten Unterhaltungen ab, das Getuschel verstummte und es war vollkommen still im Saal. Der Vyrad wartete noch einige Momente, dann erst erhob er seine tiefe Stimme, stellte sich vor und begrüßte die Erben aller Clans und ihre Begleiter.
    » Lady Margaret hat euch gestern Nacht ja schon einiges über den Ort, den wir Vyrad zu unserem Domizil gemacht haben, erzählt. Ich möchte dort ansetzen, wo sie aufgehört hat: als es im Inner und Middle Temple schon lange keine Tempelritter mehr gab.
    Es war zu der Zeit, da die Johanniter Eigentümer dieses Geländes waren, als die ersten Rechtsgelehrten und ihre Schüler hier Einzug hielten. Die Grundlage hierfür wurde eigentlich schon früher geschaffen. Eine päpstliche Bulle von 1207 verbot dem Klerus, weiterhin Juristerei zu betreiben und zu lehren– abgesehen von Kirchenrecht– und König Heinrich III . untersagte die Rechtslehre innerhalb der Mauern der City of London. Da man nun nicht mehr mit dem Klerus rechnen konnte und die Barrister und Solicitors unter die Aufsicht von weltlichen Richtern gestellt wurden, brauchte man neue Ausbildungsstätten. So entstanden hier zwischen der Stadtgrenze und Westminster vier Rechtsschulen. Die Inns of Court , die heute noch bestehen, wurden im vierzehnten Jahrhundert für Anwälte, genauer gesagt für die Barrister, errichtet, die in einer der vier Inns als Mitglied eingetragen sein müssen. Ganz korrekt spricht man von der Honourable Society of Inner Temple, Middle Temple, Lincoln’s Inn und Gray’s Inn. Die beiden letzteren liegen nur wenige hundert Schritte nördlich vom Temple in Holborn. Der Begriff Inn kommt von Pension oder Stadthaus, in dem die Studenten der Rechtslehre Unterkunft, Verpflegung und Unterricht erhielten. Die Barrister , die bereits ihren Ruf– den Call to the Bar– erhalten hatten und praktizieren durften, hatten Räume– Chambers – in dem Gebäude ihres Inns,die sie als Kanzlei aber auch als Wohnraum nutzten. Man aß und feierte im großen Saal, übte sich in Streitgesprächen oder arbeitete in der Bibliothek an seinen Fällen. Unsere Inns of Court sind also eine Mischung aus Anwaltskammer, Wohn-, Arbeits- und Lehrinstitut, Club und College.«
    » Und was soll das Ganze? Warum müssen wir uns das alles anhören?«, beschwerte sich Tammo leise. Für seine Verhältnisse hatte er erstaunlich lange zugehört, dachte Alisa. Die Pyras brummten zustimmend. Ja, selbst Alisa fragte sich langsam, wohin das alles führen sollte.
    Vielleicht hatte Lord Milton den Einwand vernommen oder er war endlich an dem für ihn entscheidenden Punkt angekommen.
    » Ihr werdet im Laufe eures Akademiejahres noch so einiges über die Rechtsgeschichte Englands und die Geschichte der Inns of Court erfahren. Im Augenblick müsst ihr nur wissen, dass diese Tradition nach wie vor existiert und alle vier Inns lebende Institutionen sind.«
    Während die meisten der jungen Vampire die Worte ohne eine Regung hinnahmen, pfiff Sören erstaunt durch die Zähne und Alisa klappte der Mund auf.
    » Was schaust du so entgeistert?«, erkundigte sich Luciano.
    Alisa schüttelte noch immer ungläubig den Kopf. » Hast du Lord Milton nicht zugehört?«
    » Doch, natürlich.«
    » Und hast du auch verstanden, was er gesagt hat?«
    » Ja, ich bin doch nicht blöd.« Luciano hielt inne, und nun, da er begriff, breitete sich auch auf seinem Gesicht Erstaunen aus. » Das kann er nicht so gemeint haben!«
    Es war Franz Leopold, der das Wort erhob und protestierte. » Lord Milton, Ihr habt alle vier Inns als › lebende ‹ Institutionen bezeichnte. Sie sind also noch immer Kanzlei, Anwaltskammer und College. Das ist ja wohl nicht möglich! Oder haben die Vyrad im Temple Advokaten zur Untermiete?«
    Diejenigen, die nun endlich verstanden hatten, worum es ging, kicherten. Alisa dagegen fragte sich, ob Lord Milton den Einwand oder zumindest den spöttischen Ton als impertinent empfinden und Leo zurechtweisen würde. Stattdessen lächelte der Lord fast übertrieben. In seinen grauen Augen funkelte Vergnügen.
    » Ah, habe ich nun endlich euer Interesse geweckt? Es ist genau so, wie Franz Leopold de Dracas es zusammengefasst hat: Im Inner und im Middle Temple Inn Court leben und praktizieren Advokaten, lernen und üben Studenten, nur dass wir hier ein ganz spezielles Auswahlverfahren für unsere Anwärter eingeführt haben und unsere Studentenzahl bei Weitem nicht an die von Lincoln’s Inn oder Gray’s Inn herankommt. Wir sind auch bei der Auswahl der

Weitere Kostenlose Bücher