Die Erben der Schöpfung
Und ich fürchte, ich habe etwas leicht Unethisches getan.«
»Niemand ist ohne Fehler«, beruhigte ihn Susan.
»In meiner Branche ist Information das A und O. Ich beschaffe mir meine Daten auf allen erdenklichen Wegen. Auf Sie bin ich im Zusammenhang mit Informationen gestoßen, die ich über eine große pharmazeutische Forschungsfirma namens BrainStem Therapeutics gefunden habe.«
»Die kenne ich.«
»Ja, ich weiß. Ich habe vor zwei Wochen Ihren Beitrag im Radio gehört.«
Susan musste trotz allem lächeln. Es war der Königsweg, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.
Nathan fuhr fort. »Kürzlich bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass im Labor von BrainStem in Brasilien irgendeine große Sache im Gange ist.«
»Woher wollen Sie das wissen?« Susan trat von einem Bein aufs andere, da ihr langsam die Füße wehtaten.
»Wenn man Finanzdaten verfolgt, merkt man sofort, wenn jemand auf einmal mit Geld um sich wirft, als gäbe es morgen keines mehr. Man weiß einfach, dass etwas im Busch ist. Auf jeden Fall habe ich jemanden, mit dem ich gelegentlich Geschäfte mache, auskundschaften lassen, was genau diese plötzlichen Aktivitäten ausgelöst hat.«
»Eine Art Industriespion?«
»So könnte man es nennen.«
»Und was hat es nun mit diesen Aliens auf sich?«, fragte sie mit hochgezogener Augenbraue.
»Ich zeige Ihnen mal ein paar Fotos.« Er machte seine Aktentasche auf und zog einen großen braunen Umschlag heraus. Aus einem dicken Stapel Papier zog er ein paar Blätter heraus. »Was sehen Sie hier?«
Susan griff nach einer gefaxten Seite mit einem Foto. »Das ist ein Affe.« Sie überlegte, ob er mehr erwartete.
»Ein Schimpanse, genauer gesagt. BrainStem Therapeutics baut gerade in seinem Laborkomplex am Amazonasbecken eine Zuchtanlage auf. Allerdings habe ich herausgefunden, dass in ihrem Zuchtprojekt dort etwas Außergewöhnliches vor sich geht. Sie haben einen genetisch veränderten Schimpansen erschaffen, der voll empfindungsfähig ist.«
»Empfindungsfähig?«
»Bewusst, intelligent, wie auch immer Sie es nennen wollen. Irgendwie haben sie eine Methode entwickelt, um einen Schimpansen mit einem enorm vergrößerten Gehirn zu erschaffen, dessen Intelligenz an die von Menschen heranreicht. Sie haben sozusagen eine neue Art erschaffen.«
Susan runzelte die Stirn. »Wer?«
»Der Chefwissenschaftler heißt Nakamura. Er ist ein überragender Entwicklungsgenetiker und hat mehrere gute und erfahrene Molekularbiologen als Mitarbeiter. Wenn irgendjemand so etwas zustande bringen kann, dann er.«
»Wie alt ist der Schimpanse?« Nun war ihr Interesse geweckt.
»Fünf Jahre. Aber sie haben wohl irgendwie erst in den letzten Monaten gemerkt, was in dem Tier steckt.«
»Woher wissen sie, dass er intelligent ist?«
»Tomografische Aufnahmen des Gehirns, Intelligenztests, Verhaltensstudien. Ich habe alles anhand der firmeneigenen Unterlagen dokumentiert. Sie bringen dem Vieh sogar Lesen bei.«
»Aber warum ich? Was haben Sie davon, und worauf soll es hinauslaufen?«
Nathan ignorierte ihre Fragen. »Es kommt noch mehr. Mein, äh, Freund hat noch etwas anderes entdeckt, als er dort war. Irgendwie ist er in eines ihrer Labors gelangt und hat dabei etwas sehr Verstörendes gefunden.« Nathan flüsterte beinahe. »Sämtliche Dokumente, die ich habe, äußern sich sehr geheimnisvoll darüber, wie die notwendige genetische Verbesserung entdeckt wurde. Aber ich glaube, ich weiß es, und seither kann ich nicht mehr schlafen.«
Sie beugte sich vor. »Erzählen Sie es mir«, raunte sie hypnotisierend.
»Meine Quelle hat sich in dem Labor umgesehen und eine Reihe von Käfigen mit trächtigen Schimpansen entdeckt. Er ist auf eine komplizierte Dosierungsanleitung für Immunsuppressiva gestoßen, die man den Tieren offenbar regelmäßig gibt. In einem abgesperrten Gefrierschrank neben den Käfigen hat er die Überreste Dutzender menschlicher Feten gefunden, sorgfältig datiert und mit Gewebeproben aus den Gehirnen der Feten.«
»Haben Sie Fotos?« Sie hielt den Atem an.
»Nein. Er musste verschwinden, ehe er Bilder machen konnte. Aber er konnte einen von ihnen näher untersuchen. Der Fetus war perfekt erhalten, nur der Kopf war von einem erfahrenen Chirurgen abgetrennt worden. Die Proben waren sehr sorgfältig präpariert.«
»Könnte ein Labor denn nicht Zugang zu einem Vergleichsset abgetriebener Feten haben?«
»Ausgeschlossen. Zuerst einmal ist es zumindest in den Vereinigten Staaten schon seit Jahren
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