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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Breitseite abfeuerte, und im selben Rhythmus brachten die Kugeln Verderben.
    Eine der Tavernen am Ufer wurde getroffen. Seiner Stabilität beraubt, gab das Fachwerk nach und brach zusammen. Auch in einen Stapel Kisten und Fässer schlug ein Geschoss – Trümmer und Holzsplitter, die nach allen Seiten fegten, forderten etliche Opfer.
    Aber der Hafen war nicht das eigentliche Ziel, auf das die Kanoniere es abgesehen hatten. Die restlichen Geschosse, die diePinasse abfeuerte, galten den Schiffen, die in der Bucht vor Anker lagen. Niemand sollte eine Chance bekommen, die Angreifer nach getaner Arbeit zu verfolgen, und so kamen Kettengeschosse zum Einsatz, die aus zwei eisernen, durch eine Eisenkette verbundenen Halbkugeln bestanden und furchtbare Schäden in Rumpf und Takelage verursachten. Wie vernichtende Blitze zuckten sie über die Decks der wehrlosen Gegner, schlugen Lecks, die kein Zimmermann zu stopfen vermochte, knickten Rahen und Masten wie dürre Zweige.
    Der Tod war aus dem Dunkel der Nacht über Tortuga hereingebrochen und hielt blutige Ernte.
     
     
     
    Damian Bricassart begutachtete die Schäden, die seine Kanonen anrichteten. Er sah die Gebäude in Flammen stehen, sah, wie die Brigantine und die Ketsch, die im Hafen vor Anker lagen, sich unter den Einschlägen seiner Geschosse in Wracks verwandelten.
    Mit hässlichem Bersten brach der Großmast der Brigantine, kippte zur Seite und versetzte dem Schiff solche Schlagseite, dass das Oberdeck überflutet wurde. Die Seeleute, die noch an Bord gewesen waren und versucht hatten, die allerorten ausgebrochenen Brände zu löschen, sprangen schreiend ins Hafenwasser. An Gegenwehr dachte niemand mehr – und natürlich würde auch niemand die Leviathan verfolgen können, wenn sie die Bucht wieder verließ. Das Flackern der Feuer erhellte die zuvor stockfinstere Nacht, warf unstetes Licht auf die Barkasse, die zum Ufer ruderte. Noch vor dem ersten Schuss hatte der junge Bricassart sie zu Wasser gelassen und mit fünfzig seiner besten Männer bestiegen. Mehr würde er wohl kaum brauchen, um Nick Flanagan seine wertvolle Beute abzujagen.
    »Sie sinkt! Sie sinkt!«, schrie Cutlass Joe wie von Sinnen, der neben Bricassart im Heck der Barkasse hockte. Aufgeregt sprang er von der Ducht 17 und deutete zu der Brigantine, die bereits schlagseitig im Wasser lag und nun von einem weiteren Geschoss mittschiffs getroffen wurde. Unter den enormen Kräften, die an ihm zerrten, brach der Rumpf berstend entzwei, und Cutlass Joe verfiel in begeistertes Triumphgeschrei.
    »Sinke!«, rief er aus Leibeskräften. »Sinke auf den Grund der See! Soll ich dich nicht haben, so soll auch der verdammte Flanagan nicht mehr auf deinen Planken stehen!«
    Die Barkasse erreichte das Ufer. Kaum hatte der Bug des Bootes den Steg berührt, setzten die ersten von Bricassarts Leuten schon an Land. Ihre Pistolen hielten sie schussbereit in den Händen, die Augen glommen in blutrünstiger Gier. Unter wüstem Geschrei fielen sie über alles her, was sich ihnen in den Weg stellte.
    Die meisten der Männer, die den Kai bevölkerten, stellten keine ernst zu nehmenden Gegner dar. Von den Einschlägen alarmiert, waren sie aus den Häusern gelaufen, die meisten halbnackt und sturzbetrunken. Die Pistolen und Säbel der Piraten richteten ein entsetzliches Massaker unter ihnen an. Von den Bukanieren, die im Hafen Wache gehalten hatten, waren einige dem Kanonenbeschuss zum Opfer gefallen, andere hatten die Flucht ergriffen. Eine Hand voll leistete den Angreifern jedoch Widerstand.
    Das Geklirr von Waffen und das Geschrei der Kämpfenden drang durch die Gassen, der Geruch von Blut vermengte sich mit dem bitteren Odem des Feuers. Rauchschwaden zogen vom Kai landeinwärts und legten sich wie ein tarnender Umhang über die Eindringlinge. Hier und dort fielen Schüsse, und bald darauf waren die grellen Schreie von Frauen zu hören – Dirnen, die um ihrLeben fürchteten, als die Piraten in die Freudenhäuser einfielen. Bricassart hatte seinen Leuten erlaubt, sich zu nehmen, wonach ihr Herz begehrte, und so raubten, plünderten und vergewaltigten sie ohne Rücksicht.
    Ein Haus nach dem anderen ging in Flammen auf, Tod und Zerstörung regierten in Cayenne. Ungerührt durchschritt der junge Capitain das lodernde Chaos und folgte Cutlass Joe, der ihn zielstrebig durch die Gassen führte.
    »Hatte ich Euch nicht gesagt, dass es ein Kinderspiel sein würde, Tortuga anzugreifen?«, rief der rothaarige Mann gegen das Geschrei

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