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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Nick reagierte in einer fließenden Bewegung, dachte noch nicht einmal nach, ehe er handelte. Das Rapier verließ seine Hand und flog dem Seeräuber entgegen; es ereilte ihn, noch ehe er den Schuss abgeben konnte. Bis zum Heft bohrte sich die Klinge in die Brust des Mannes und schickte ihn zu Boden. Fast gleichzeitig stieß Elena einen gellenden Warnschrei aus, und Nick, seiner Waffe beraubt, fuhr rasch herum.
    In diesem Augenblick fiel der Schuss.
    Nick merkte, wie ihn etwas an der Schulter packte und mit Urgewalt zurückriss. Er taumelte und schlug gegen die Wand, sank benommen daran nieder. Dann erst sah er das Blut, das in Strömen an seinem linken Arm herabrann, die Wunde, die in seiner Schulter klaffte.
    Und schließlich kam der Schmerz. Nick stieß einen verhaltenen Schrei aus und unterdrückte ihn, so gut er es vermochte. Vergeblich versuchte er, sich wieder auf die Beine zu raffen, glitt in seinem eigenen Blut aus, während der Franzose grinsend auf ihn hinabsah, die noch rauchende Pistole in der Hand.
    »Euer Spiel ist zu Ende, mon ami «, beschied er ihm gönnerhaft. »Ihr hattet nie wirklich eine Chance.«
    Damit trat er vor und packte Elena, die vor Entsetzen schrie und sich heftig wehrte.
    »Bastard«, stieß Nick hervor, »lass sie in Ruhe!«
    Ungeachtet des Schmerzes, der seine linke Körperhälfte zu zerreißen schien, wollte er auf die Beine, um Elena zu Hilfe zu kommen, aber seine Kräfte reichten dazu nicht mehr aus. Tatenlos musste er zusehen, wie Elena gegen ihren Willen von den Schergen des Fremden gepackt und hinausgezerrt wurde.
    »Grämt Euch nicht, Flanagan«, spottete der Franzose, »sonst verliert Ihr nur den Kopf – Gargnac!«
    Auf seinen Ruf trat einer seiner Leute vor – ein grobschlächtiges Monstrum von einem Mann, das weite Pluderhosen trug und auf dessen Oberkörper ein Totenkopf tätowiert war. Seine Hände umklammerten den Griff einer nicht weniger monströsen Waffe, deren breite, geschwungene Klinge mörderisch im Kerzenschein blitzte.
    »Ich musste dem Conde versprechen, ihm Euren Kopf zu bringen, und wie es sich für einen Ehrenmann gehört, werde ich mein Versprechen halten. Und habt keine Sorge, Flanagan – mein Maat wird das mit einem einzigen Streich besorgen …«
    Breitbeinig baute sich der Hüne vor Nick auf, die Zähne gefletscht, das Schwert beidhändig erhoben. Sein Blick verriet kein Mitleid, ein verächtliches Grunzen war seine einzige Regung.
    Noch einmal versuchte Nick verzweifelt, sich aufzurichten. Mit fliehendem Blick sah er sich nach einer Waffe um, wollte wenigstens kämpfend sterben. Aber der Schmerz war zu stark, und Resignation überkam ihn. Er musste an den alten Angus denken und fragte sich, ob er das Richtige getan hatte. Wer er tatsächlich war, würde Nick nun nicht mehr erfahren. Ob nun Sohn eines Grafen oder eines einfachen Seemanns – es machte keinen Unterschied mehr. Der Stern, dem er gefolgt war, hatte ihn geradewegs ins Verderben geführt.
    Die Klinge des Schurken funkelte, als er zum tödlichen Streich ausholte. Mit furchtbarer Wucht fiel die Schneide herab – aber sie erreichte Nick Flanagans Hals nicht.
    Ein Pistolenschuss krachte, und von einer Kugel in die Brust getroffen, kippte Nicks Henker zurück, fiel in die Meute seiner blutrünstigen Kumpane. Noch ehe Nick recht erfasste, was geschehen war, stürzten mehrere Gestalten durch das offene Fenster, die er zunächst nur als verschwommene Schatten wahrnahm. Erst als sie sich schützend vor ihn stellten, wurde ihm klar, dass sich bei ihnen um McCabe, Nobody Jim und Unquatl handelte.
    »Zurück, ihr Höllenhunde!«, hörte er McCabe brüllen. »Wenn ihr unseren Käpt’n wollt, müsst ihr zuerst an uns vorbei, arh!«
    Es krachte entsetzlich, als der Blunderbuss des Schotten Feuer spuckte. Ein Bleihagel fegte aus dem trichterförmigen Lauf und schlug eine blutige Bresche in die Angreifer. Gleichzeitig hieben Jim und Unquatl mit ihren Äxten auf sie ein.
    »Zurück, zurück!«, ließ sich der Anführer der Piraten vernehmen. »Wir haben, was wir wollten! Zurück zum Schiff …!«
    Nicks Kameraden schossen ihre Pistolen ab und gaben den Räubern feurige Grüße mit auf den Weg, die zwei von ihnen das Leben kosteten. Rumpelnd und polternd zogen sich die Piratenüber die Treppe zurück. Jim und Unquatl schlossen die Tür und verbarrikadierten sie mit der Kleidertruhe Doña Elenas, um nach ihrem Käpt’n sehen zu können.
    »Arh, es hat ihn übel erwischt«, stellte McCabe mit Blick auf

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