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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Heer auszurüsten.«
    »Ein Heer?« Navarro hatte die Hände sinken lassen. Dass einer der Hunde an seinem Bratenstück nagte, bemerkte er nicht einmal.
    » Bien sûr. Dachtet Ihr wirklich, ich würde mich darauf beschränken, sinnlosen Reichtum anzuhäufen? Haltet Ihr mich für so einfältig? Dann muss ich Euch enttäuschen, Navarro, denn der Sinn steht mir nach ungleich mehr. Zuerst habe ich mir Jamaica unterworfen, aber schon bald werde ich auch Kuba, Tortuga und Hispaniola kontrollieren. Und danach ganz Neugrenada, mit all seinen Schatzhäfen und Festungen.«
    »Ihr? Ein gemeiner Pirat?« Navarro hob die dunklen Brauen.
    » Pourquoi non? Es sieht Euch ähnlich, dass Ihr noch nicht einmal an die Möglichkeit gedacht habt, ich könnte mir ähnlich ehrgeizige Ziele setzen wie Ihr selbst. Ihr wolltet mich benutzen, um die Macht über die Kolonien zu erlangen, Navarro – aber in Wahrheit wird es genau umgekehrt sein. Ich werde herrschen, und Ihr werdet am Ende nichts als mein Gehilfe gewesen sein.«
    »Das könnte Euch so passen, wie?« Der Conde schnaubte. »Ihr stellt es Euch zu einfach vor, wenn Ihr glaubt, dass die spanische Krone sich ihren Besitz so ohne weiteres abjagen lassen wird.«
    »Ich erwarte nicht, dass der gute König Carlos sich freiwillig davon trennt. Aber wenn seine geliebte Armada erst auf dem Grund der See liegt, wird ihm wohl nichts anderes übrig bleiben.«
    »Wie wollt Ihr das bewerkstelligen?«, fragte Navarro. »Cartagena ist schwer befestigt. Ohne einen Landstützpunkt wird es Euch nicht gelingen, die Stadt einzunehmen.«
    »Das stimmt«, räumte der Seeräuber ein. »Aber wir haben ja einen Stützpunkt an Land.«
    »So?« Navarro schwante Übles. »Welchen denn?«
    »Maracaibo«, erwiderte Bricassart schlicht.
    »Das schlagt Euch aus dem Kopf. Ich werde meinen Hafen nicht für Eure Leute öffnen. Wofür haltet Ihr mich? Ich bin von edlem Geblüt und ein offizieller Vertreter der Krone. Erwartet Ihr im Ernst, dass ich mein Vaterland verrate?«
    »Wie wankelmütig Ihr seid. Als es die Silbertransporte betraf, habt Ihr weit weniger Loyalität gezeigt. Aber da ging es ja auch um die Erfüllung Eurer und nicht meiner Pläne, richtig?«
    Navarro wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Er kam sich überrumpelt und in die Ecke gedrängt vor, und wie ein Tier, dem man jede Möglichkeit zur Flucht genommen hatte, begann er blindwütig zu beißen.
    »Ich warne Euch, Bricassart«, zischte er. »Fordert mich nicht heraus. Mich zum Verbündeten zu haben, ist eine Sache – aber mich zum Feind zu haben, ist etwas völlig anderes.«
    »Wer spricht davon, Euch zum Feind zu haben?«, fragte der Pirat, dessen natürliches Auge in einer Mischung aus Gier und Wahnwitz funkelte. »Natürlich werden wir unsere Zusammenarbeit fortsetzen – und ebenso natürlich werdet Ihr mir Euren Hafen als Stützpunkt überlassen. Und um unser neues Bündnis zu besiegeln, werdet Ihr Damian Eure Tochter Elena zum Weib geben.«
    »Das ist zu viel verlangt!«, platzte es undiplomatisch aus Navarro heraus. Wütend wollte er aufspringen – dass er es nicht tat, lag an den blank gezogenen Klingen, die plötzlich auf ihn zeigten. Unbemerkt hatten sich Bricassarts Wachen genähert und hielten sowohl den Conde als auch seine Leute in Schach.
    »Was habt Ihr gegen die Verbindung?«, fragte Bricassart unschuldig. »Die Schönheit Eurer Tochter wird weithin gerühmt, ich bin sicher, sie wird Damians Ansprüchen genügen …«
    »Hütet Eure freche Zunge«, zischte Navarro ungeachtet der Klingen – Bricassart hatte seine verwundbarste Stelle getroffen. »Niemals werde ich zulassen, dass Elena die Frau eines elenden Piraten wird.«
    »Weshalb nicht? Damian ist mein Erbe und Stellvertreter, und sein Besitz ist größer als der manches Edlen. Er führt ein eigenes Kommando und hat sich schon vielfach durch Tapferkeit ausgezeichnet.«
    »Und wenn er der König von Spanien selbst wäre«, konterte Navarro trotzig. »Wen meine Tochter dereinst heiraten wird, bestimme einzig und allein ich.«
    »Ist das Euer letztes Wort?«
    »Gewiss. Wie könnt Ihr es auch nur wagen anzunehmen, dassich zu einer solchen Verbindung mein Einverständnis geben würde?«
    »Um die Wahrheit zu sagen – ich habe es nicht angenommen«, gestand Bricassart gelassen. »Schließlich habe ich von Anfang an gewusst, wie Ihr über mich und meine Leute denkt, Navarro. Deshalb habe ich vorgesorgt.«
    »Vorgesorgt?« Navarro blinzelte nervös. »Wie darf ich das

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