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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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jenes Gebilde dort am Strand wird sich schon in Kürze in die Lüfte erheben und fliegen wie ein Vogel.«
    »Ha«, rief Scarborough voller Genugtuung, »wenigstens weiß ich jetzt, dass Ihr kein Lügner seid. Es ist noch viel schlimmer – Ihr seid wahnsinnig. Erwartet Ihr im Ernst, dass ich diesen Unsinn glaube? Ihr müsst den Verstand verloren haben, wenn Ihr …«
    Der Offizier unterbrach sich, als er plötzlich den Eindruck hatte, als höbe der riesige, fischförmige Körper tatsächlich vom Strand ab. Natürlich, redete er sich ein, konnte das nur eine Täuschung gewesen sein. Aber schon im nächsten Moment regte sich das leuchtende Gebilde erneut – und einen Herzschlag später erhob es sich wie von Geisterhand geführt vom sandigen Boden.
    Die Seeleute an Bord der Prosecutor tuschelten aufgeregt miteinander – dergleichen hatte noch keiner von ihnen gesehen. Auch die Offiziere ließen ein Raunen vernehmen, und selbst Scarborough konnte seine Verblüffung nicht länger verbergen.
    »Bei Sankt Edwards Gebeinen«, zischte er, »was …«
    Ein Stück weit stieg das längliche Gebilde auf, bis sich die Leinen spannten, die es am Boden hielten. Es war ein eigentümlicher Anblick, den riesigen, aus bunten Stoffbahnen zusammengeflickten Körper, in dessen Maul loderndes Feuer brannte und dessen Schweif geräuschvoll im Wind flatterte, über dem Strand schweben zu sehen. An die Rahmenkonstruktion hängten Nicks Freunde jetzt ein Netz, das einer riesigen Hängematte glich – welchem Zweck das nun wieder dienen mochte, konnte Scarborough nur vermuten.
    »Was für eine Art Trick ist das?«, wollte er wissen.
    »Es ist kein Trick«, versicherte Nick. »Mein chinesischer Gefährte ist in seinem Heimatland ein großer Gelehrter gewesen. Im Auftrag des Kaisers hat er den Fliegenden Drachen entwickelt, einen Flugkörper aus Seide, der mit erhitzter Luft gefüllt wird unddadurch Auftrieb bekommt, ähnlich wie ein Schiffsrumpf im Wasser. In China werden solche Drachen dazu benutzt, Granaten und Brandsätze hinter die feindlichen Linien zu tragen.«
    »Und?«, fragte Scarborough und gab sich Mühe, dabei so unbeeindruckt wie möglich zu klingen. »Wozu sollte solch ein Spielzeug in unseren Breiten von Nutzen sein?«
    »Sehr einfach, Captain – meine Leute und ich werden uns damit in die Luft erheben und den Rest der Wegstrecke fliegend zurücklegen. Auf diese Weise wird es uns gelingen, Bricassarts Festungsmauern ungehindert zu überwinden.«
    Scarborough blickte fassungslos drein. »Das ist Euer Plan?«, fragte er ungläubig.
    »Allerdings. Bricassart lässt Mauern und Tore bewachen, aber mit einem Angriff aus der Luft rechnet er ganz sicher nicht.«
    Scarborough war sprachlos. »Was für ein törichtes Unterfangen«, platzte er dann heraus. »Es ist offensichtlich, dass Euer großartiger Plan nicht funktionieren wird. Selbst wenn diese Vorrichtungen in China dazu benutzt werden, Granaten zu tragen, bedeutet das nicht, dass sie auch Menschen transportieren können.«
    »Warum nicht?«, hielt Nick dagegen. »Das Prinzip ist dasselbe. Es ist nur eine Frage der Größe des Luftkörpers und des Auftriebs.«
    »Unsinn! Vögel sind dafür geschaffen, die Lüfte zu durchfliegen, aber nicht der Mensch. Wie kann ein Mann nur auf einen solch törichten Gedanken kommen? Was Ihr da vorhabt, ist reiner Wahnsinn. Unabhängig davon, was Euer schlitzäugiger Kumpan behaupten mag, ist das Gesetz der Schwerkraft auch für dieses Ding gültig. Ich sage, dass es keine hundert Yards weit fliegen wird, ehe es ins Wasser stürzt.«
    »Die Wette halte ich«, erwiderte Nick trotzig. »Denn ichsage, dass uns der Drachen bis zu Bricassarts Festung tragen wird. Wenn das Bugfeuer erst erloschen ist, wird uns niemand mehr am dunklen Himmel bemerken, und wir werden Bricassart erledigt haben, noch ehe er überhaupt bemerkt, dass sich Eindringlinge in seiner Festung befinden.«
    »Was Ihr nicht sagt. Und wie wollt Ihr dieses Ding dort lenken? Selbst wenn es fliegen würde, wie Ihr behauptet – ich sehe kein Steuer, das es Euch erlauben würde zu manövrieren.«
    »Das ist richtig. Deshalb werdet Ihr uns mit der Prosecutor schleppen, bis wir die Hafeneinfahrt erreichen.«
    »Ich soll dieses Ding da schleppen?« Scarbarough schüttelte den Kopf. »Das kommt nicht in Frage. Die Prosecutor ist ein Schiff der königlichen Marine. Ich werde nicht zulassen, dass Ihr sie der Lächerlichkeit preisgebt.«
    »Daran ist durchaus nichts Lächerliches«, versicherte

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