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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Nick. »Bricassart wird der Erste sein, der das zu spüren bekommt. Sobald wir ihn unschädlich gemacht haben, werden wir das Signal zum Angriff geben. Wenn die Fackel auf dem höchsten Turm der Festung geschwenkt wird, habt Ihr und Eure Leute freies Feld – aber das wird nur geschehen, wenn Ihr Euch bereit erklärt, den Fliegenden Drachen zu schleppen.«
    »Und wenn ich nicht so lange warten will?«
    »Ich kann Euch nur davor warnen, früher anzugreifen. Solange der Kopf des Ungeheuers auf seinen Schultern sitzt, ist es gefährlich. Zahlenmäßig sind die Piraten uns weit überlegen. Wenn Bricassart noch dazu kommen sollte, die Verteidigung der Festung zu organisieren, könnte dieses Abenteuer für uns alle in einem blutigen Debakel enden. Also seid vernünftig.«
    »Und das sagt ausgerechnet Ihr, der Ihr im Begriff seid, es den Vögeln gleichtun zu wollen?« Scarboroughs Offiziere, die sich hinter ihrem Kommandanten versammelt hatten, lachten.
    »Bitte, Captain!«, sagte Nick eindringlich. »Ich weiß, dass Ihr mich nicht leiden mögt, und offen gestanden geht es mir mit Euch nicht anders. Aber wir können uns jetzt keine persönliche Rivalität leisten. Der Angriff auf Bricassart steht unmittelbar bevor, und ich habe Euch die Passage nach Port Royal nicht gezeigt, um Eure Leute wie Lämmer zur Schlachtbank zu führen. Wartet ab, bis Ihr das Signal erhaltet, ich beschwöre Euch. Und lasst zumindest ein Schiff an der Hafenausfahrt zurück, um Euren Rückzug zu decken.«
    »Ist das eine Bitte oder ein Befehl?«, fragte Scarborough herablassend.
    »Ihr wisst, dass ich Euch nichts befehlen kann. Aber wenn Ihr schon nicht auf mich hören wollt, gehorcht der Notwendigkeit. Solange Bricassart am Leben ist, ist er ein unberechenbarer Gegner, der immer für eine Überraschung gut ist. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich spreche, und der Chinese wüsste wohl ebenfalls einiges darüber zu berichten, wenn er seine Zunge noch hätte. Also?«
    Scarboroughs Miene zeigte keine Regung. »Seht zu, dass Ihr Euer seltsames Gerät in die Luft bekommt, Flanagan«, sagte er. »Beweist mir, dass Ihr kein geistloser Schwätzer seid, sondern dass hinter Euren Worten Taten stecken. Dann bin ich bereit, Eurem Plan zu folgen.«
    »Meine Hand darauf«, erwiderte Nick und streckte dem Offizier die Rechte hin – die Scarborough jedoch ausschlug, indem er sich abwandte und zum Ruder ging. Schnaubend blickte Nick ihm nach, ermahnte sich selbst, dass es Wichtigeres gab als persönlichen Streit. Es galt, Elena zu befreien – und sollte der Angriff auf Port Royal eine Aussicht auf Erfolg haben, musste Bricassart aus dem Weg geschafft werden.
    Der Chinese und Nobody Jim winkten von der Insel herüberund bedeuteten ihm, dass die Vorbereitungen abgeschlossen waren. Der Flugkörper hatte seine größte Ausdehnung erreicht und stemmte sich kraftvoll gegen die Seile, die ihn noch auf dem Boden hielten. Unquatl war unterdessen schon dabei, in das Netz zu klettern, das die Passagiere tragen würde. Der Indianer war mit Pfeil und Bogen bewaffnet, mit denen er meisterlich umzugehen verstand, die anderen hatten lediglich Entermesser dabei. Steinschlosspistolen und Musketen verboten sich wegen ihres beträchtlichen Gewichts.
    »Wir sehen uns in Port Royal, Captain«, rief Nick Scarborough zu. Dann setzte er auf das Schanzkleid, sprang kopfüber ins Wasser und schwamm unter den bewundernden Blicken der Besatzung an Land. Lauter Jubel war nicht geraten, weil man dem Feind bereits zu nah war und der Wind den Lärm in Richtung Insel getragen hätte. Aber Nick wusste auch so, dass er die Sympathien der Männer gewonnen hatte.
    »Alles bereit?«, erkundigte er sich bei seinen Freunden, als er den Strand erreichte.
    »Aye, Käpt’n«, gab Nobody Jim feixend zurück. »Sieht so aus, als begäben wir uns wieder auf große Fahrt.«
    »Dann immer frisch drauflos. Und – Jim?«
    »Ja?«
    »Ich danke dir«, sagte Nick leise. »Egal, was uns in Port Royal erwartet – du bist der beste Freund, den ich je hatte. Ich wollte nur, dass du das weißt.«
    »Hey, was ist los mit dir?« Jim hob die Brauen. »Wirst du jetzt rührselig?«
    »Bestimmt nicht. Es ist nur … für den Fall, dass ich nicht zurückkehre …«
    »Ich will davon nichts hören.« Jim hob abwehrend die Hände. »Du hast gesagt, dass du nicht vorhast, auf Jamaica vor dieHunde zu gehen, und ich nehme dich beim Wort. Wir beide haben zusammen viel durchgemacht und ebenso viel überstanden – und ich sehe keinen

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