Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
uns!«
    »Aye«, scholl es wieder, aber diesmal nicht nur aus einzelnen Kehlen, sondern aus nahezu allen. Die Männer der Prosecutor verschafften sich damit Erleichterung, und die Blicke, die Nick begegneten, waren gleichzeitig bewundernd und dankbar.
    Nur einer war alles andere als beeindruckt von Nick Flanagans Ansprache – Vincent Scarborough. Mit finsterer Miene kam der Offizier vom Achterdeck herab und bestellte Nick zu sich.
    »Was soll das, Flanagan?«, bellte er beleidigt. »Wollt Ihr eine Meuterei herbeiführen?«
    »Mit Verlaub, Sir – ich habe soeben die Gefahr einer Meuterei gebannt. Habt Ihr nicht in die Gesichter Eurer Männer geblickt? Sie fürchten sich vor dem, was der Morgen bringen könnte.«
    »Unsinn«, schnarrte der Captain. »Britische Soldaten kennen keine Furcht. Und was die Seeleute betrifft – sie haben auf einem Kriegsschiff angeheuert und wissen, was sie erwartet. Sie brauchen niemanden, der ihnen Mut zuspricht.«
    »Vielleicht«, räumte Nick ein. »Dennoch kann es nicht schaden, die Moral ein wenig zu heben.«
    »Ich warne Euch, Flanagan. Mischt Euch nicht in meine Angelegenheiten. Anders als Admiral Lancaster habe ich auf den ersten Blick erkannt, dass Ihr ein Hochstapler seid, und ich werde nicht zulassen, dass Ihr diese Mission gefährdet.«
    »Das erwarte ich nicht. Aber Ihr solltet Euch um Eure Männer kümmern, wie es Eure Pflicht ist als ihr Kommandant.«
    »Ihr wollt bestimmen, wie ich meine Untergebenen zuführen habe?« Scarboroughs Augen verengten sich zu Schlitzen. »Was erdreistet Ihr Euch, Flanagan? Ihr seid auf diesem Schiff geduldet, nichts weiter, also seht Euch vor. Ich bin Euch keine Rechenschaft darüber schuldig, wie ich meine Mannschaft führe.«
    »Das wohl nicht«, gab Nick zu. »Aber wenn Ihr schon verlangt, dass diese Männer für Euch in den Tod gehen, dann solltet Ihr bereit sein, ihnen mehr zu geben als nur Befehle.«
    Scarborough starrte Nick durchdringend an. Es war unmöglich zu sagen, was hinter den hageren, zur Maske erstarrten Zügen vor sich ging. Vielleicht gestand er sich insgeheim ein, dass Nick Recht hatte. Vielleicht empfand er aber auch nur rasende Eifersucht, weil er fühlte, dass die Männer Nicks Worte mit einer Dankbarkeit und Loyalität belohnten, wie sie ihm noch nie zuteil geworden war.
    »Flanagan«, sagte er schließlich, »Ihr seid nur aus einem einzigen Grund hier: weil Ihr mit Eurer Geschichte vom verlorenen Sohn eine empfindliche Ader des Admirals getroffen habt. Eine Laune des Schicksals hat Euch hierher gebracht, aber Ihr solltet nicht zu sehr auf sie vertrauen. Der Mannschaft das Wort zu reden, macht weder einen guten Offizier noch einen guten Anführer aus, und von der königlichen Akademie würde man Euch stehenden Fußes verweisen, wenn Ihr dort Eure Weisheiten dozieren würdet.«
    »Vielleicht«, räumte Nick ein. »Aber die hohen Herren von der Akademie müssen auch nicht auf Leben und Tod auf diesen Planken kämpfen – wie diese Männer.«
    »Untergebene sind wie Vieh, Flanagan. Wenn man ihnen nur bestimmt genug sagt, was zu tun ist, werden sie jeden Befehl ohne Widerspruch befolgen.«
    »Ist es das, was man auf der königlichen Akademie beigebrachtbekommt?« Nick hob die Brauen. »Dann bin ich froh, dass ich nie dort gewesen bin. Mein Vater war der bessere Lehrer.«
    »Euer Vater? Ich dachte, Ihr hättet ihn nie kennen gelernt?«
    »Von diesem Vater spreche ich nicht, sondern von dem Mann, in dessen Obhut ich aufwuchs. Er war nur ein einfacher Seemann, aber er hat mir mehr über die Seefahrt und das Leben beigebracht, als irgendein Gelehrter es könnte.«
    »Ihr langweilt mich mit Eurem moralischen Gewäsch. Sagt mir lieber, wie Ihr in Bricassarts Festung einzudringen gedenkt. Heute Nacht soll der Angriff erfolgen, und Ihr habt mich noch immer nicht in Eure Pläne eingeweiht.«
    »Das stimmt.«
    »Wie sieht Euer Plan aus? Und was hat er mit den Kisten zu tun, die wir auf Admiral Lancasters Geheiß an Bord nehmen mussten?«
    »Alles zu seiner Zeit«, erwiderte Nick gelassen. Er sah keine Veranlassung, Scarborough jetzt schon alles zu verraten. Der arrogante Offizier hätte ohnehin nur versucht, es ihm auszureden.
    »Wollt Ihr mir keine Antwort geben oder wisst Ihr keine?« Scarborough lächelte wissend. »Ich habe nichts anderes erwartet, Flanagan. Wie auch immer, heute Nacht werden wir angreifen. Mit donnernden Kanonen werde ich Bricassart und seiner Höllenbrut den Garaus machen – mit oder ohne Euch.«
    »Ihr

Weitere Kostenlose Bücher