Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Hand, worauf die Bukaniere lauthals ihren Beifall bekundeten.
    »Aye«, meinte McCabe mürrisch. »Und was ist mit mir? Ich bin der Erste Maat, wenn du dich erinnerst. Das ist schon unter Käpt’n Graydon so gewesen.«
    »Kann sein«, erwiderte Nick achselzuckend. »Jetzt bist du’s jedenfalls nicht mehr.«
    »Nein?«
    »Allerdings nicht. Du bist gerade zum Quartiermeister befördert worden. Gratuliere, McCabe …«

11.
    D oña Elena war glücklich.
    So glücklich, wie man eben sein konnte, wenn man Tausende von Seemeilen von zu Hause entfernt in einer Welt lebte, die von vielen Segnungen der Zivilisation noch gänzlich unberührt war. Aber die Tochter des Conde hatte sich inzwischen gut in Maracaibo eingelebt, und abgesehen davon, dass die Karibik mit ihrem exotischen Reichtum an Sinneseindrücken sie in den Banngezogen hatte, ließ ihr Vater nichts unversucht, ihr das Leben in der Fremde so angenehm wie möglich zu gestalten.
    Dazu gehörte auch, dass es seit einigen Tagen im gräflichen palacio sehr geheimnisvoll zuging, sobald sich Elena zur Nachtruhe begeben hatte. Sie hörte dann hektische Schritte durch die weiten Gänge hallen, und wenn sie aus dem Fenster blickte, sah sie Fuhrwerke in den Hof der Festung einfahren, die mit Fässern, Krügen und Kisten beladen waren. Eifrige Diener trugen die Behältnisse ins Haus, und hin und wieder hörte man auch José Bivaro, den Sekretär ihres Vaters, mit heiserer Stimme Anweisungen erteilen.
    »Ich frage mich, was dort unten vor sich geht«, sagte Elena an ihre doncella 10 gewandt, die damit beschäftigt war, das lange schwarze Haar ihrer Herrin zu bürsten, während Elena auf einer samtbeschlagenen Bank vor dem Spiegel saß.
    »Es tut mir Leid, Doña Elena«, sagte die Zofe mit unterdrücktem Lächeln, »aber ich bin nicht befugt, Euch etwas darüber zu verraten.«
    »Das brauchst du auch nicht, Carmenita«, erwiderte Elena kichernd, »denn ich habe es längst erraten.«
    »Tatsächlich?«
    »Allerdings. Die Tatsache, dass sich mein Geburtstag nähert und ich mir von meinem Vater einen prunkvollen Empfang nach spanischem Vorbild gewünscht habe, löst das Rätsel.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Ihr sprecht, Doña Elena«, behauptete die Zofe.
    »Du bist eine schlechte Lügnerin, Carmenita. Ich sehe es dir an der Nasenspitze an.«
    »O bitte, Doña Elena«, sagte die Zofe mit bekümmertem Blick,»sagt Eurem Vater nicht, dass Ihr es bereits wisst. Er freut sich so sehr darauf, Euch zu überraschen.«
    »Keine Sorge, ich werde es ihm nicht sagen, aber ich freue mich von Herzen. Zu Hause in Spanien wusste ich die Annehmlichkeiten der Zivilisation nie zu schätzen. In Madrid hat meine Mutter mich fast jede Woche auf einen Empfang geschleppt, um mich jungen Männern vorzustellen, die sie als eine gute Partie für mich erachtete. Hier jedoch habe ich dergleichen nicht zu befürchten, denn es steht nicht zu erwarten, dass mein Vater mich einem seiner Offiziere in die Ehe geben will.«
    »Das ist nicht sehr wahrscheinlich«, pflichtete Carmen ihr kichernd bei. Und etwas leiser fügte sie hinzu: »Wenngleich der junge teniente 11 der Leibwache ein wahres Bild von einem Mann ist.«
    »Carmenita!«, tadelte Elena mit gespielter Strenge. »Hast du etwa ein Auge auf ihn geworfen?«
    »Natürlich nicht«, verneinte die Zofe errötend, worauf Elena herzhaft lachte. In Spanien, wo schon der Anflug eines Lächelns dezent mit dem Fächer verdeckt werden musste, wäre dies undenkbar gewesen. In den Kolonien hingegen herrschte Freiheit; hier konnte Elena tun und lassen, was ihr beliebte – zumal, wenn ihr Vater nicht in der Festung weilte, wie in diesen Tagen.
    »Ich frage mich, weshalb mein Vater nur wenige Tage vor meinem Geburtstag die Stadt verlassen musste«, rätselte Elena und drehte sich, damit Carmenita auch die andere Seite bürsten konnte.
    »Sicher waren es dringende Geschäfte, die ihn fortgerufen haben. Sonst hätte er die Vorbereitungen der Feierlichkeiten sicher persönlich überwacht.«
    »Das denke ich auch«, meinte Elena nachdenklich. »Glaubst du, es hat etwas mit den Piraten zu tun, Carmenita?«
    »Mit den Piraten?« Die Zofe unterbrach ihre Arbeit und bekreuzigte sich. »Ein so schreckliches Wort sollte einer Dame nicht über die Lippen kommen, Doña Elena.«
    »Weshalb nicht? Sind diese Seeräuber wirklich so schlimm, wie man behauptet?«
    »Noch ungleich schlimmer«, gab die Zofe zurück. »Wenn ich Euch nur ein bisschen von dem erzählen würde, was mir

Weitere Kostenlose Bücher