Die Erben von Hammerfell - 5
denn das verstehen? Welcher Gott hat dir diesen Ort geschenkt, daß du mich von ihm vertreiben kannst? Ich bin ebensoviel wert wie du – glaubst du, du kannst mich hinauswerfen?«
»Ich werde gewiß mein Bestes tun.« Alastair faßte ihn bei der Schulter. »So, hinaus!« Er drängte den jungen Mann zur Tür. Diesen überraschte es anscheinend, daß er und seine Freunde überhaupt auf Widerstand stießen. Er drehte sich um und rang mit Alastair.
»Hilf mir bei dem hier, Vetter!« rief Alastair, aber Gwynn beschützte Floria. Über die Schulter sah Alastair, daß auch in andere Logen Fremde eingedrungen waren. Weitere junge Männer, Gefährten dessen, den er wegzuschieben versuchte, hatten sich sofort auf den Tisch mit den Erfrischungen gestürzt und griffen mit beiden Händen nach den Leckerbissen und stopften sie in Taschen und Säcke. Unwillkürlich kam Alastair der Gedanke: Ob sie wirklich Hunger haben?
Als habe sein Gedanke den Lord erreicht, erklärte Edric gelassen: »Wenn ihr Hunger habt, junge Leute, nehmt, was ihr wollt, und geht wieder. Wir sind hergekommen, um Musik zu hören; wir tun niemandem etwas.«
Die ruhigen Worte bewirkten, daß die meisten Eindringlinge sich zurückzogen. Sie stopften sich die Taschen voll Essen und eilten in den Gang hinaus. Aber der Anführer, der mit Alastair kämpfte, wich nicht.
»Ihr reichen Blutsauger bildet euch wohl ein, ihr könnt uns mit ein paar Kuchenstücken abspeisen? Ihr habt euch in all diesen Jahren von unserem Blut ernährt – sehen wir mal, welche Farbe das eurige hat!« Plötzlich war ein Messer in seiner Hand. Er stieß nach Alastair, der damit nicht gerechnet hatte. Das Messer ritzte ihm den Unterarm. Er schrie vor Schmerz auf, riß sein eigenes Messer hoch und wickelte sich ein Ende seines Mantels um den Arm.
Erminie rief verzweifelt: »Wachen! Wachen!«
Plötzlich füllten junge Gardisten in grünen und schwarzen Mänteln die Loge. Der Eindringling starrte noch immer wie betäubt auf das Blut, das aus Alastairs Wunde tropfte, als er von den Gardisten ergriffen wurde.
»Seid Ihr in Ordnung, vai dom?« erkundigte sich einer von ihnen. »Heute abend ist ein Haufen von diesem Gesindel in der Stadt; es hat die Sänfte der Königin umgeworfen.«
»Mir fehlt weiter nichts«, sagte Alastair. »Ich verstehe nicht, was er wollte…« Geschwächt sank er in einen Sessel.
»Das wissen die Götter«, meinte der Gardist. »Ich bezweifle, daß er es selbst weiß – oder, du Schwein?« Er versetzte dem jungen Mann einen Stoß. »Wie schwer seid Unverletzt, Sir?«
Lord Edric zog sein eigenes leinenes Taschentuch hervor und gab es Alastair zum Stillen der Blutung.
Alastair saß halb betäubt da und blinzelte beim Anblick des blutgetränkten Taschentuchs. »Ich bin nicht schwer verletzt; laßt den Kerl laufen. Aber wenn ich ihn jemals wiedersehe…«
Fiona kam und beugte sich zu Alastair herab. Befehlend sagte sie zu den Gardisten: »Es ist mir gleich, was ihr mit ihm macht, aber schafft ihn uns aus den Augen.« Dann nahm sie ihm das Taschentuch weg und erklärte sanft: »Ich bin Überwacherin; laßt mich sehen, wie tief die Wunde ist.« Sie hob die Hand und führte sie über Alastairs Arm, ohne ihn zu berühren. »Sie ist nicht tief, aber eine kleine Ader ist getroffen worden.« Nun holte sie ihren Sternenstein hervor und konzentrierte sich auf die Wunde. Sekunden später hörte sie auf zu bluten. »So, ich glaube, ein wirklicher Schaden ist nicht angerichtet worden.«
»Mein Junge, ich bin entsetzt, daß das in unserer Loge passiert ist«, beteuerte Lord Edric. »Wie kann ich das wiedergutmachen?«
»Anscheinend trifft das heute abend jeden.« Erminie sah sich im Zuschauerraum um. Die Gardisten hatten inzwischen die Oberhand gewonnen, und überall im Gebäude wurden schäbig gekleidete junge Männer abgeführt.
Ein älterer Mann, ebenso ärmlich aussehend wie die Eindringlinge, protestierte lautstark, als die Gardisten ihn wegzerren wollten. »Ich gehöre nicht zu denen, ich habe mir eine Eintrittskarte gekauft wie jeder andere auch! Brauche ich eine Seidenhose, um mir ein Konzert anhören zu dürfen, meine Lords? Ist das die Gerechtigkeit der Hasturs?«
Dom Gavin Delleray, der an der Rampe gestanden hatte, sprang zu den unteren Sitzreihen hinunter. »Laßt ihn in Ruhe!« rief er. »Er ist meines Vaters Friedensmann!«
»Wie Sie wünschen, mein Lord«, sagte der Gardist und wandte sich wieder dem älteren Mann zu: »Entschuldigt, aber wie soll man das wissen, wenn er
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