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Die Erben von Hammerfell - 5

Die Erben von Hammerfell - 5

Titel: Die Erben von Hammerfell - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Kannte die Magie seiner Mutter keine Grenzen? Wie dem auch sein mochte, er mußte den Zauber als real ansehen. Alastair richtete sich im Sattel auf und verbeugte sich vor seiner Mutter.
»Die Götter mögen dich behüten, Mutter.«
»Wann wirst du wiederkommen, mein Sohn?«
»Wenn meine Männer – und mein Schicksal es wollen.« In langsamem Schritt ging das Pferd zur Stalltür. Dann, draußen, grub Alastair ihm die Fersen in die Flanken. Zottig mochte es sein, aber es war ein kräftiges und williges Tier. Er fühlte es unter seiner Hand erschauern, beinahe, als verstehe es, welche Aufgabe vor ihnen lag.
Er ritt über den kleinen Hof. Nur Conn, der im Vorraum gewartet hatte, besaß die Geistesgegenwart, das große, mit Eisenspitzen besetzte Tor aufzureißen. Andernfalls wäre das Pferd, jetzt mit Kräften begabt, die weit über die eines natürlichen Wesens hinausgingen, darüber hinweggesprungen.
Es galoppierte bereits, und der Hund blieb ihm mit magisch jugendlichen Sprüngen auf den Fersen. Das Geräusch der Huf schlage verklang schnell. Erminie stand im offenen Tor, und die Tränen liefen ihr über das Gesicht.
»Verdammt, ich wünschte, er hätte mich mitgenommen. Was wird Markos sagen?« fragte sie sich halblaut.
Und Valentin Hastur bemerkte verstimmt: »Du hast einen hartnäckigen Sohn großgezogen, Erminie.«
»Warum sprichst du nicht aus, was du wirklich denkst«, gab sie temperamentvoll zurück, »und nennst ihn dickköpfig und durch und durch verzogen? Aber wenn Juwel ihn führt und Markos ihm hilft, wird er seine Sache gut machen, davon bin ich überzeugt.«
»Auf jeden Fall ist er fort«, sagte Edric, »und die Götter werden ihn schützen oder auch nicht, wie es sein Schicksal verlangt.«
Sie kehrten ins Haus zurück. Aber als die Verwandten gingen, blieb Conn im Hof stehen, den Blick unruhig auf die Straße gerichtet, die sein Bruder genommen hatte. Sie führte nordwärts, auf die fernen Gipfel von Hammerfell zu.
X
    Alastair umklammerte den Hals von Conns Pferd. Er konnte immer noch kaum an die Mission glauben, die ihn von allem, was er je gekannt hatte, wegführte. Der schnelle Galopp unter ihm war wie ein beruhigendes Schaukeln, und er dachte an die Kinderzeit, als er ebenso am Hals seines kleinen Schaukelpferds gehangen und sich in Trance geschaukelt hatte. Oft war er sogar auf dem Pferderücken eingeschlafen. Das könnte ihm jetzt auch passieren, dachte er, aber wenn er dann wieder aufwachte, stellte er vielleicht fest, daß alles nur ein bizarrer Traum gewesen war.
    So schnell ritt er, daß er, ehe er sich dessen bewußt wurde, die Tore von Thendara erreichte. Aus dem Wachhäuschen rief ihn eine Stimme an: »Wer reitet da im Dunkeln zu dieser gottverlassenen Stunde, wenn die Stadttore geschlossen und ehrliche Bürger in ihren vier Wänden und im Bett sind?«
    »Ein ebenso ehrlicher Bürger, wie du es bist«, antwortete Alastair. »Ich bin der Herzog von Hammerfell und nach Norden auf einer Mission unterwegs, die nicht auf das Tageslicht warten kann.«
    »Und?«
    »Und deshalb öffne das Tor, Mann, dazu bist du doch da, oder?«
»Zu dieser Stunde? Ob Herzog oder nicht, dieses Tor wird vor Tagesanbruch nicht geöffnet – nicht einmal, wenn Ihr der König selbst wäret.«
»Laß mich mit deinem Sergeanten sprechen, Soldat.«
»Wenn ich den Sergeanten aufwecke, wird er Euch nur das gleiche sagen, Lord Hammerfell, und dann wird er böse auf uns beide sein.«
»Ich fürchte mich nicht vor seinem Zorn, ich vermute jedoch, du tust es«, gab Alastair zurück. »Es ist schade, daß – Juwel, komm herauf, und setz dich hinter mich.«
Er spürte, daß der alte Hund hochkletterte und sich dicht an seinen Rücken schmiegte. »Halt dich fest«, sagte er leise. »Ich meine, halte Balance, altes Mädchen.«
Hatte er vergessen, wie hoch das Stadttor war – fünfzehn, zwanzig Fuß? In seinem traumartigen, verzauberten Zustand kam ihm überhaupt nicht in den Sinn, an den Kräften des Pferdes zu zweifeln. Er spürte, wie das Pferd sich auf den Sprung vorbereitete, und gleich darauf war die Welt unter ihm entschwunden, und sie stiegen und stiegen. Es schienen Stunden zu sein, die sie fielen, und dann setzte die Stute so weich auf, als habe sie nur einen Baumstamm übersprungen. Juwel glitt aus dem Sattel und rannte wieder lautlos auf dem unebenen Pflaster hinterher.
Alastair erkannte, daß er sich schon weit außerhalb der Stadt befand, ohne eine sehr deutliche Vorstellung davon zu haben, wie er so schnell dorthin

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