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Die Erben von Hammerfell - 5

Die Erben von Hammerfell - 5

Titel: Die Erben von Hammerfell - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gekommen war. Er raste weiter in die Dunkelheit, sicher, daß sein Pferd durch die Magie seiner Mutter nicht stolpern würde.
Kurz vor Morgengrauen passierte er Hali, hörte die Hufe seines Pferdes auf den Steinen von Neskaya klappern, und gerade als im Osten die große rote Sonne wie ein bluterfülltes Auge hochstieg, sah er den Kadarin-Fluß wie geschmolzenes Metall vor sich schimmern. Zu seiner Überraschung stürzte sich das Gebirgspferd wie ein Wassergeschöpf in die Wogen, kletterte mit Schwung das jenseitige Ufer hinauf und setzte den schnellen Lauf ohne merkliche Pause fort.
Zurückblickend sah Alastair, daß Juwel aus dem Wasser kam und in langen, geschmeidigen Sprüngen dem Pferd folgte. Er war in einer einzigen Nacht so weit gekommen, daß er den Kadarin, der zwei Tagesreisen nördlich der Stadt floß, überquert hatte.
Jetzt hatten sie das Land, das er kannte, verlassen; er war noch nie so weit in die Berge vorgedrungen. Einen Augenblick lang wünschte er, sein Bruder könne ihn fuhren, aber Juwel war zu seiner Führerin ernannt worden. Juwel! Wann war sie das letztemal gefüttert worden? »Tut mir leid, altes Mädchen«, entschuldigte sich Alastair, »eine Minute lang hatte ich dich vergessen.« Er hielt das Pferd auf einer Waldlichtung an und stieg ab. Seine Knie zitterten. In einer Satteltasche – er erinnerte sich nicht, sie gepackt zu haben – fand er kaltes Fleisch, Brot und eine Flasche Wein. Er teilte das Fleisch mit Juwel und trank etwas von dem Wein. Auch davon bot er Juwel an, aber sie schnaubte, lief davon, löschte ihren Durst an einer Quelle, kam dann zurück und rollte sich neben ihm zusammen, den Kopf auf seinem Schoß. Alastair wäre am liebsten gleich weitergeritten, doch im Gegensatz zu seinem Pferd und seinem Hund, die nicht einmal außer Atem waren, zitterte er noch immer vor Erschöpfung. Jeder Muskel bebte, als sei er nicht nur die wenigen Stunden zwischen Mitternacht und Morgen geritten, sondern die zwei Tage und zwei Nächte, die er normalerweise bis zu diesem Punkt gebraucht hätte. Juwel und das Pferd mochten dank der Magie nicht ermüden, doch das traf nicht auf ihn zu.
Er hatte keine Decken, und er fror. So wickelte er sich in seinen Mantel ein und rief Juwel zu sich, damit sie sich neben ihn legte und ihn wärmte. Sie schüttelte sich, kratzte sich kurz und rollte sich dann in seinen Armen zusammen. Die welken Blätter knisterten unter seinem Körper und strömten Feuchtigkeit aus, aber Alastair war zu müde, sich daran zu stören. Gerade als er dachte, er sei zu aufgedreht, um schlafen zu können, übermannte ihn die Erschöpfung. Er schlief, bis das schräg durch die Bäume einfallende Licht ihn weckte. Dann aß er noch ein bißchen von dem Fleisch und Brot, trank den restlichen Wein und sagte zu Juwel: »Jetzt bist du an der Reihe, uns zu führen, altes Mädchen. Von hier an werde ich dir folgen.«
Es war wie ein Traum. Obwohl er eigentlich nicht wußte, wohin der Ritt ging, schien jeder Schritt vorherbestimmt zu sein. Welchen Pfad er auch wählte, er würde an seinem Ziel ankommen. Normalerweise wäre es gefährlich gewesen, so planlos vorzugehen, auch hier handelte es sich um echte Magie, und nichts, was er tat, konnte den Ausgang dieser phantastischen Reise ändern. Deshalb hielt er sich zurück und überließ dem Hund die Führung.
Schon bald nach ihrem Aufbruch begann es stark zu regnen. Alastair war gezwungen abzusteigen, und als er bei schlechter Sicht weiterstolperte, hätte er sich beinahe in einem großen Netz verfangen, das von den Wipfeln der dichten, überhängenden Bäume herunterbaumelte. Juwel beschnüffelte den Köder, den abgehäuteten Kadaver eines Rabbithorns, das seiner Hörner und Zähne beraubt war. Aber was sollte es anlocken? Dann begann Juwel zu bellen, in kleinen Kreisen herumzulaufen und zu winseln. Alastair hob den Kopf und erblickte ein äußerst merkwürdiges Wesen. Es sah aus wie ein kleiner Mann, nicht größer als vier Fuß, Gesicht und Körper von dichtem dunklem Haar bewachsen, knorrig und dickbäuchig. Es sprach eine alte Form der Bergsprache.
»Wer bist du? Und was ist das?« fragte es, Juwel anstarrend. »Du hast meine Falle zerrissen. Welche Wiedergutmachung bietest du an?«
Alastair betrachtete das kleine Wesen. Stand da ein Kobold aus dem Märchen vor ihm? Offenbar nahm das Männchen den strömenden Regen kaum wahr, beobachtete Juwel jedoch mit Argwohn und wich zurück, als sie an seinen nackten Füßen schnüffelte.
Alastair war

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