Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)
die Feindin Eures Vaters. «
» Ich weiß « , flüsterte Malian erneut. Sie blinzelte die Tränen aus ihren Augen, dann wagte sie es aufzusehen. Die Winterdame lächelte sie an, Kalan räusperte sich.
» Wo wir gerade von Feinden sprechen « , sagte er, » unsere sind uns auf den Fersen. Wir haben ihre Hörner gehört, kurz bevor wir Euch begegnet sind. «
Rowan Birkenmond streichelte den Kopf des Falken mit ihrem Zeigefinger. » Hab keine Angst. Der Sturm bedrängt eure Verfolger. Er wird nicht nachlassen. Sie müssen Schutz suchen, sonst werden sie sterben. «
Kalan warf einen Blick auf den dicht fallenden Schnee hinter ihnen. » Könnt Ihr uns wirklich an einen sicheren Ort bringen? «
Malian richtete sich auf. » Und was verlangt Ihr dafür? «
Sie glaubte Tarathan seufzen zu hören, doch das Geräusch war so leise, dass sie sich nicht sicher war.
» Ihr habt natürlich recht « , sagte Rowan Birkenmond ruhig. » Man muss für alles einen Preis zahlen. Auch das gehört zum Muster: Ursache und Wirkung, Aktion und Reaktion. « Ihre grauen Augen musterten Malian mit einem klaren, gelassenen Blick. » Für mich selbst will ich nichts. Aber für diese Welt, für Haarth, will ich alles. Ich will nicht, dass die Dunkelheit die Sonne und den Mond verschlingt und die Sterne schwärzt. Ich will, dass noch viele kommende Generationen die Schönheit des Falkenflugs genießen und das Heulen des Windes auf der Winterebene hören können. Wenn Ihr wirklich die Macht in Euch habt, die Dunkelheit aufzuhalten, dann verlange ich von Euch, dass Ihr damit diese Welt rettet und Euch nicht mit Eurer Allianz auf das nächste Schlachtfeld zurückzieht. «
Malian hob überrascht die Augenbrauen und biss sich auf die Lippe. Während sie noch über die Worte der Winterdame nachdachte, antwortete Kalan aufgebracht. » Die Derai haben sich in der Vergangenheit nur zurückgezogen, wenn sie vor einer vernichtenden Niederlage standen. Wir verraten unsere Verbündeten nicht und halten unsere Schwüre, selbst wenn es nicht zu unserem Vorteil ist. «
Rowan Birkenmond blieb ruhig. » Es ehrt dich, dass du so denkst, Kalan. Eure Geschichtsbücher lassen jedoch erkennen, dass ihr immer die Welten anderer für euren Krieg benutzt und euch von ihnen zurückgezogen habt, wenn es opportun schien. Das erklärt vielleicht, weshalb die Derai nie ein Teil von Haarth geworden sind. Sie isolieren sich von unseren Völkern und lehnen Allianzen ab. Ich werde euch in jedem Fall helfen, aber ich hoffe, dass der Pfad, dem ihr folgt, Hoffnung für die Derai und für Haarth birgt. «
Kalan öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder. Malian nahm an, dass er daran dachte, wie selten die Derai Übereinkommen mit Völkern außerhalb ihrer eigenen Allianz trafen. Und der Grund, den Rowan Birkenmond dafür angab, klang ebenso unerfreulich wie überzeugend.
» Es könnte sein « , sagte Malian vorsichtig, » dass wir keine Rückzugsmöglichkeit mehr haben, seit das Goldene Feuer in den Burgen verloren ging. Und selbst wenn das Feuer zurückkehrt, glaube ich nicht, dass die Derai noch über die alten Kräfte verfügen, mit denen sie einst Tore zwischen den Sternen öffnen konnten. « Sie sah ein kurzes Zucken in den Augen der Winterdame und wusste, dass sie recht hatte.
» Oh ja « , sagte sich Malian im Stillen, » Ihr habt in diesen drei Jahren viel über die Derai gelernt. Und was ist mit Haimyr? Dient er meinem Vater, um unsere Stärken und Schwächen auszukundschaften? Und wenn ja, für wen? «
Sie berührte Yorindesarinens stumpfen, silbernen Armreif. Die flüsternde Stimme der Heldin antwortete ihr. » … nicht alle Kräfte, die in deiner Nähe auftauchen und dich umgeben, sind feindlich. Es gibt auch viele, die freundlich gesinnt sind. Manche sind noch vor dir verborgen. «
» Aber bin ich ihnen freundlich gesinnt? « , fragte sich Malian. » Werde ich ihnen die Treue halten? Das fragt die Winterdame. «
» Mein Vater « , sagte sie langsam, über jedes Wort nachdenkend, » ist durch die Grauen Lande bis jenseits des Walls gereist. Er hat Euch und Haimyr zu den Derai geholt. Ich glaube, dass zumindest er die anderen Völker von Haarth als potentielle Verbündete betrachtet. «
» Das glaube ich auch « , sagte Rowan Birkenmond ohne Ironie. » Aber ich habe nicht Euren Vater gefragt, sondern Euch, Malian der Nacht. «
Malian gab ihr nickend recht. » Ich habe den Pfad der Hoffnung gewählt « , sagte sie noch vorsichtiger. » Deswegen habe ich meinen
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