Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Vater und mein Haus hinter mir gelassen und bin hierhergekommen. Ich habe mir geschworen, meine Kräfte anzunehmen und mich dem Schwarm entgegenzustellen. Ich kann Euch nicht versprechen, dass ich Erfolg haben werde, ich kann auch nicht garantieren, dass ich lange genug leben werde, um es überhaupt zu versuchen. Aber die Derai sind zu einem Teil dieser Welt geworden, und ich glaube nicht, dass ich einen Teil ohne den anderen retten kann. «
    Trauer schlich sich in Rowan Birkenmonds Gesicht. » Eine echte Derai « , sagte sie. » Eure Worte sind immer gerecht und gut gewählt, aber Ihr versprecht nichts, und am Ende achtet Ihr nur auf Euresgleichen, so wie immer. Ich hoffe jedoch, dass Ihr irgendwann ernsthaft über das nachdenken werdet, um das ich Euch gebeten habe. Vielleicht werdet Ihr sogar in Eurem Herzen die Kraft finden, nicht nur treu zu der Allianz der Derai zu stehen, sondern auch zu Haarth. «
    » Ich hoffe « , antwortete Malian steif, » dass ich mich nicht zwischen beiden entscheiden muss. «
    Innerlich schämte sie sich jedoch für die sorgsam gewählten Worte, mit denen sie die Bitte einer Frau abschlug, die ihr bei der Flucht vor ihren Feinden half.
    » Sie verfolgt eigene Zwecke mit dieser Hilfe « , ermahnte sie sich. Doch die Erinnerungen überwältigten sie beinahe: Haimyr, der ihr die kindlichen Sorgen nahm. Tarathan und Jehane Mor, die ihr zuerst in der Alten Burg geholfen hatten und nun auch in Jaransor – wo Nhenir, der mondhelle Helm, über unzählige Jahre hinweg Schutz gefunden hatte. Der Falke stieß einen wilden Schrei aus, und einen Moment lang sah sie all die Länder von Haarth unter sich, so wie sie auf der Tischplatte in der rotweißen Suite dargestellt waren.
    Malian holte tief Luft und sah Rowan Birkenmond an. » Ich kann nichts für die Derai versprechen « , sagte sie, » nur für mich selbst. Aber ich werde tun, was ich kann, um Haarth zu retten, was auch immer die Zukunft bringen mag. «
    Rowan Birkenmond seufzte tief, so als habe sie die Luft angehalten. » Das muss erst einmal reichen « , antwortete sie. » Und es ist Zeit, dass ich tue, was ich versprochen habe, und Euch helfe, aus Sicht und Wissen getilgt zu werden. «
    Kalan zog die Stirn kraus. » Werdet Ihr nicht in Verdacht geraten, weil Ihr so lange verschwunden wart? «
    Die Winterdame lächelte. » Ich bin nicht verschwunden « , sagte sie. » Ich habe die Burg verlassen, um mit meinen Tieren zu jagen, so, wie ich es oft tue. Eine Wache hat mich begleitet. «
    Ihr Lächeln wurde breiter, als sie Kalans zweifelnden Gesichtsausdruck sah. » Mein Begleiter schläft in einer Höhle nicht weit von der Burg der Winde entfernt, und all meine Tiere – die Falken, die Hunde und die Wildkatzen – bewachen ihn. Wenn ich zurückkehre, wird er erwachen und sich nur daran erinnern, dass wir gemeinsam gejagt haben. Außer uns wird niemand je erfahren, was hier geschehen ist oder welche Rolle ich dabei gespielt habe. «
    » Und was wird hier geschehen? « , fragte Malian.
    » Ich werde eine Tür durch den Winter öffnen « , antwortete Rowan Birkenmond, » die in mein eigenes Land führt. Meine Schwester des Frühlings und mein Bruder des Sommers erwarten Euch bereits. Sie werden dafür sorgen, dass Ihr Euch in der Weite der Winterlande verliert. Von dort werden sie Euch zu einem Ort schicken, der Euren Feinden verborgen ist. Selbst ich werde nicht wissen, wo Ihr seid. « Sie sah die Herolde nacheinander an. » Aber es wäre nicht weise, wenn Ihr gleichzeitig verschwinden würdet. Ihr müsst unauffällig nach Terebanth zurückkehren – auf der Straße, die Ihr nehmen solltet, und zur angegebenen Stunde. Deshalb sollte ich Euch zur Grenzmarkierung zurückbringen. «
    Tarathan sah sie neugierig an. » Könnt Ihr wirklich ein Tor zu mehr als einem Ort öffnen? Und werdet Ihr das wagen, obwohl sich Jaransor regt? «
    Die Winterdame zog die Augenbrauen zusammen. » Es regt sich und muss wieder in Schlaf versetzt werden. Im Moment darf Jaransor nicht in der Welt des Tageslichts erwachen. «
    Ihre Stirn glättete sich. » Doch diese Dinge tue nicht ich, sondern der Winter. Und die Kräfte des Winters sind mindestens so stark wie die Jaransors, wenn er seine Macht erst einmal entfaltet hat. «
    Sie sah zuerst Malian, dann Kalan an. » Traut Ihr Euch, allein zu den Fremden des Winterlandes zu gehen? «
    Kalan nickte. » Wir haben den Telimbras vor drei Tagen überquert. Für uns gibt es kein Zurück mehr. «
    Rowan Birkenmond