Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman
Genehmigung sich sicher eine Weile hinzogen, muss es nicht zwangsläufig historisch falsch sein, dass Königsmarck das Fünffingerkraut schon im Dezember 1647 als Parole benutzte.
Falls Sie sich gefragt haben, was die Krankheit »Nervenfieber«, die Alexandra so sehr traumatisiert hat, eigentlich sein soll: Das ist der gute alte Typhus, bekannt und gefürchtet seit dem Altertum. Seinen modernen Namen hat er erst im 18. Jahrhundert erhalten, weswegen ich die altertümliche Bezeichnung verwendet habe, obwohl sie sich in meinen Ohren nicht ganz so gefährlich anhört wie die heutige.
Das Rezept, mit dessen Aufzählung Pater Silvicola Alexandra vorwirft, eine Hexe zu sein, stammt aus Richard Kieckhefers »Magie in der Volkstradition des Mittelalters«. Schlangenkraut ist eine der volkstümlichen Bezeichnungenfür den Echten Alant, eine seit alters beliebte Heilpflanze, die Vipernzunge ist auch als Zahnlilie bekannt und spielt vor allem in der esoterischen Anwendung der Kräutermedizin auch heute noch eine große Rolle; Bischofswurz (Betonica officinalis) wird ebenfalls in der Kräuterkunde als wirksam gegen Entzündungen beschrieben. Den Anfang von Pater Silvicolas Rede werden diejenigen, die wie ich in der Schule mit Althochdeutsch konfrontiert wurden, als Zitat aus den Merseburger Zaubersprüchen identifiziert haben.
Für alle Leser aus Bamberg: Das Haus zum Blauen Löwen, in dem Alexandra und Wenzel nach ihrer Abreise aus Würzburg wieder aufeinandertreffen, ist selbstverständlich das »Schlenkerla«. Die von mir etwas vereinfachte Chronik des Hauses stammt von der Homepage der Gaststätte, deren kulinarisches Angebot ich übrigens durchaus empfehlen kann.
Der Äskulapstab als Symbol für den Heilberuf gewinnt erst im 16. Jahrhundert in Mitteleuropa an Bedeutung. Insofern ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass Pater Silvicola die doppelte Bedeutung des Schlangensymbols verwendet, um Agnes zu erklären, dies sei einer der Beweise dafür, wie verderbt die Familien Khlesl und Langenfels seien.
»Der Kerl soll was haben für seine Müh’!« Dieser Ausspruch General Königsmarcks bei der Hinrichtung des Deserteurs ist tatsächlich auch ein Zitat. Andreas Khlesl hat das richtig erkannt. Es stammt von Tserclaes Graf von Tilly, dem allerkatholischsten aller kaiserlichen Feldherren, der in jeder Stadt, die von seinen Truppen gestürmt wurde, persönlich dafür sorgte, dass die Kirchen nicht beschädigt wurden. Die Menschen in diesen Städten waren ihm weniger wichtig. Tilly war verantwortlich für die Eroberung Magdeburgs und die sich daran anschließenden grauenhaften Übergriffe des kaiserlichen Heers. Sein Nimbus als ritterlicher Feldherr, der ihm selbst mehr wert war als alle Kriegsbeute, war danach für immer zerstört. Er versuchte hinterher dem ungestümen Pappenheimdie Schuld daran in die Schuhe zu schieben, doch tatsächlich ist bekannt, dass, als das Wüten der Soldaten zu arg wurde, seine eigenen Offiziere bei ihm um Gnade für die Bewohner der Stadt nachsuchten. Tilly ließ sie abblitzen mit der Antwort: »Der Soldat muss etwas haben für seine Müh’.«
Im Roman ist mehrfach von den Heeren und deren Tross die Rede. Tatsächlich wissen wir, dass die Logistik dieses Trosses den Befehlshabern im Dreißigjährigen Krieg oft mehr Sorgen machte als die Soldaten selbst. Neben den üblichen »Etappenhengsten« eines Heeres bestand er zum Großteil aus Dienern – in Tillys Heer zum Beispiel kamen fünf Diener auf einen Leutnant und bis zu achtzehn auf einen Obristen; häufte die Beute sich an, hielten die Offiziere sich Diener als Packesel. Auch die Kanoniere zählten zum Tross; sie waren gemietete Mechaniker, die samt ihrem Stückmeister, den Pferdeknechten sowie den Familien und Dienern der Offiziere eine geschlossene, vom Heer gesonderte, jedoch für dieses wesentliche Einheit bildeten. Des Weiteren kamen Bauernmädchen hinzu, die aus ihrer Heimat verschleppt und zur Prostitution gezwungen wurden, wegen des Lösegeldes entführte und dann nicht weiter beachtete Bürger, außerdem Hausierer, Schwindler, Quacksalber, Vagabunden und nicht zuletzt die Frauen und Kinder der einfachen Soldaten. Die im Roman geschilderten Erlebnisse von Andreas Khlesl und seinen Lieben im Heerlager Königsmarcks einschließlich der Bekanntschaft mit General Königsmarcks unheimlicher Gattin versuchen dies zu illustrieren.
Die Bilder, die Ebba und Samuel in der Wunderkammer in Prag sehen, dürften manchem vielleicht nicht
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