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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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hörte sich selbst zu, wie er hervorsprudelte: »Das Kind … mein Gott, das Kind … was kann ich ihm schon geben? Welche Zukunft hat es denn hier? DieKleine hat eine Mutter verdient, einen Vater … ich kann das nicht. Ich sehe viel zu viel von Popelka in ihr. Ich könnte ihr nie unbefangen entgegentreten. O Gott … es wird mir das Herz brechen, sie gehen zu sehen, aber es wird ihr irgendwann das Herz brechen, wenn sie bleiben muss! Ich wünschte, jemand würde sich ihrer annehmen …«
    Alexandra von Langenfels und ihr Mann wechselten einen Blick.
    »Darüber wollten wir mit dir sprechen«, sagte sie. »Fráňa … wie heißt die Kleine?«
    »Ich habe mal von etwas gehört …«, stotterte František Biliánová, »von einem Land … drüben, in der Neuen Welt … wo die Menschen hingehen, die alles hinter sich lassen und von vorne anfangen wollen. Es heißt … es heißt … Virginia. Ich habe die Kleine Virginia getauft.«
    Alexandra und Wenzel wechselten einen erneuten Blick. Alexandra begann wieder zu weinen.
    »Virginia«, sagte sie. »Virginia.« Sie nickte langsam. František fühlte, wie sie seine Hand drückte. »So steckt in jedem Ende ein neuer Anfang.«

Nachwort
    Was soll man über einen Krieg noch schreiben, über dessen Grauen andere schon so viel gesagt haben – von seinen Teilnehmern, wie Peter Hagendorf und Hans Jakob von Grimmelshausen, bis hin zu Ricarda Huch, deren historisches Standardwerk über den Dreißigjährigen Krieg noch immer seinesgleichen sucht? Über einen bewaffneten Konflikt, der ein ganzes Menschenalter dauerte, von seinen Befehlshabern mit unglaublichem Zynismus nach der Devise geführt wurde, dass der »Krieg den Krieg ernähren« müsse, und der am Ende fast alle seine Protagonisten verschlungen hatte. Kriege sind Katastrophen, aber keine Naturphänomene. Sie werden von Menschen gemacht. Deshalb kann man eine Geschichte über den Krieg auch nur aus der Perspektive der Menschen erzählen, die in ihn hineingeraten.
    Als ich DIE TEUFELSBIBEL schrieb, ahnte ich noch nicht, dass die Geschichte des Codex Gigas sich über drei Bücher hinweg erstrecken würde. Dann aber erkannte ich, dass der letzte Band der Trilogie am Ende des Dreißigjährigen Krieges spielen müsse. Diese dramaturgische Notwendigkeit liegt für mich zum einen darin begründet, dass eines der Schlüsseljahre für den Codex Gigas das Jahr 1648 ist; zum anderen im Auf bau meiner Geschichte selbst, deren erster Teil mit Liebe, deren zweiter mit dem Glauben und deren dritter Teil mit Hoffnung zu tun hat. Wann braucht man mehr Hoffnung als am Ende eines Krieges? Also befasste ich mich mit dieser schrecklichen Zeit. Einen Bruchteil dessen, was ich aus meiner Lektüre und aus vielen Gesprächen mit Historikern und Archivaren herausdestilliert habe, haben Sie in den Seiten, die vor diesem Nachwort liegen, erfahren können. Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass die Grausamkeiten nicht erfunden sind. Was den Dreißigjährigen Krieg betrifft, kann kein Autor sich so große Gemeinheiten ausdenken, wie sie inWahrheit begangen wurden; und jeder, der eine Geschichte verfassen würde, in der die Menschen aus fanatischem Aberglauben unschuldige Frauen und Kinder auf den Scheiterhaufen ihrer Städte verbrennen, während draußen die Belagerungsheere die Stadtmauern in Stücke schießen, würde als unrealistischer Effekthascher bezeichnet. Und doch ist es genau so geschehen.
    ***
    Im Zentrum der ERBIN DER TEUFELSBIBEL stehen die Hexenverbrennungen der Jahre 1623–1631 in Würzburg. Lassen Sie mich kurz den Autor Hans-Jürgen Wolf aus seinem Buch »Geschichte der Hexenprozesse« zitieren: »Mit unglaublicher Grausamkeit lässt der Würzburger Fürstbischof Adolf von Ehrenberg Kinder und Jugendliche richten. (…) Bei den Sammelhinrichtungen stoßen wir auf Kinder von sieben, zwölf und vierzehn Jahren.« Eine Liste in der Bibliotheca sive acta et scripta magica gibt Aufschluss über die Opfer. Wortwörtlich heißt es da, säuberlich sortiert unter den Rubriken »Erster Brandt« bis »Neunundzwanzigster Brandt« unter anderem: »Ein fremd Mägdlein von zwölf Jahren. Ein klein Mägdlein von neun oder zehn Jahren. Ein geringeres, ihr Schwesterlein. (…) Des David Croten Knab von zwölf Jahren in der andern Schule. Des Fürsten Kochs zwey Söhnlein, einer von vierzehn Jahren, der ander von zehn Jahr aus der ersten Schule. Zween Knaben im Spital. Des Raths-Vogts klein Söhnlein.« Die Auflistung trägt das Datum vom 16. Februar

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