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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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geschah es schon wieder. Die kleine Nische, in der es dunkler wurde, als der Lord der Finsternis näher kam, schien sich plötzlich zu strecken, ihr Eingang entfernte sich immer weiter, und ich blieb bewegungslos stehen. Es gab einen Moment der Anspannung, und dann wurde ich wie aus einer Schleuder vorwärtskatapultiert. Wände flogen auf mich zu. Ich schrie und riss die Arme hoch vor meine Augen, obwohl die Wände mich einfach durchdrangen. Und dann stand alles still.
    Langsam senkte ich meine Arme. Bevor ich wieder Herrin meiner Sinne war und mich fragen konnte, ob dies dieselbe Nische war oder eine andere, sehr ähnliche, steckte ein Kind sein Gesicht durch die Öffnung, schaute sich um und entdeckte mich.
    »Komm schon«, sagte es. »Beeil dich. Er wird nicht lange brauchen, um uns zu finden.«
    Die Magie der Arameri hatte mich in einen riesigen, offenen Raum im Herzen von Elysium transportiert. Verblüfft sah ich mich in dem kalten, nichtssagenden Gelände um, während wir hindurcheilten.
    »Die Arena«, sagte der Junge vor mir. »Einige vom hohen Geblüt gefallen sich als Krieger. Hier entlang.«
    Ich warf einen kurzen Blick zurück zur Nische und überlegte, ob es nicht eine Möglichkeit gab, sie zu blockieren, so dass der Lord der Finsternis uns nicht folgen konnte.
    »Nein, das wird nicht gehen«, sagte der Junge, der meinem Blick gefolgt war. »Aber seine Macht wird vom Palast selbst an Nächten wie diesen unterdrückt. Er kann dich nur mit seinen Sinnen verfolgen.« Womit würde er es denn sonst tun?, fragte ich mich. »In einer Neumondnacht hättest du Probleme, aber heute Nacht ist er nur ein Mann.«
    »Das war kein Mann,« sagte ich. Meine Stimme klang selbst in meinen Ohren hoch und zittrig.
    »Wenn das wahr wäre, würdest du jetzt nicht um dein Leben rennen.« Und scheinbar rannte ich nicht schnell genug. Der Junge packte meine Hand und zog mich noch schneller weiter. Er warf einen kurzen Blick zu mir zurück, und ich sah ein spitzes Gesicht mit hohen Wangenknochen, das eines Tages attraktiv sein würde.
    »Wohin bringst du mich?« Meine Fähigkeit, vernünftig zu denken, kehrte zurück, wenn auch langsam. »Zu Viraine?«
    Er stieß ein verächtliches Schnauben aus. Wir verließen die Arena und betraten weitere der labyrinthartigen weißen Hallen. »Sei nicht töricht. Wir werden uns verstecken.«
    »Aber der Mann ...« Nahadoth. Jetzt fiel mir ein, wo ich den Namen gehört hatte. Flüstere ihn niemals in der Finsternis, hieß es in einer Kindergeschichte, es sei denn, du willst, dass er antwortet.
    »Ach, also jetzt ist er doch ein Mann? Wir müssen ihm einfach voraus bleiben, dann wird alles gut.« Der Junge rannte um eine Ecke. Er war wesentlich flinker als ich, und ich stolperte hinterher, um mitzuhalten. Seine Blicke flogen durch den Gang und suchten etwas. »Mach dir keine Sorgen. Ich entkomme ihm ständig.«
    Das erschien mir unklug. »Ich w-will zu Viraine.« Ich versuchte, das mit Nachdruck zu sagen, aber ich war immer noch zu verängstigt und jetzt auch noch außer Atem.
    Der Junge blieb einfach stehen, aber nicht meinetwegen.
    »Hier!«, sagte er und drückte seine Hand gegen eine der perlmuttartigen Wände. »Atadie!«
    Die Wand öffnete sich.
    Es war, als ob man kleine Wellen im Wasser beobachtete. Das Perlmuttmaterial bewegte sich von seiner Hand in regelmäßigen Wellen fort, formte eine Öffnung ... ein Loch ... eine Tür. Hinter der Wand lag ein seltsam geformtes, enges Zimmer — allerdings weniger ein Zimmer als vielmehr ein Zwischenraum. Als die Tür für uns beide groß genug war, zog der Junge mich hinein.
    »Was ist das hier?«, fragte ich.
    »Ungenutzter Raum im Herzen des Palastes. All diese Gänge und runden Gemächer. Es gibt zwischen ihnen genug Platz für einen weiteren halben Palast, den niemand nutzt ... außer mir.« Der Junge drehte sich zu mir herum und setzte ein Grinsen auf, das nichts Gutes verhieß. »Wir können uns für eine Weile ausruhen.«
    Langsam kam ich wieder zu Atem, und eine Schwäche übermannte mich, die ich als Folgeerscheinung des Adrenalins erkannte. Die Wand hinter mir hatte sich wieder geschlossen und war so solide wie vorher. Ich lehnte mich zunächst vorsichtig und dann dankbar dagegen. Erst jetzt musterte ich meinen Retter etwas genauer.
    Er war nicht viel kleiner als ich, vielleicht neun Jahre alt und war schlaksig wie jemand, der schnell wuchs. Er gehörte nicht zu den Amn, denn seine Haut war so dunkel wie meine, und er hatte die scharf

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