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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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durch einen Ausdruck der Überraschung und aufkommende Verwunderung ersetzt worden. Er sah so aus wie ein Mann, der gerade einen Schatz unter einem Haufen Abfall entdeckt hatte. Aber er würgte immer noch Si'eh.
    »Lass ihn los!« Ich ging in die Hocke, um meine Haltung zu verändern, wie meine Großmutter aus Darre es mir beigebracht hatte. Meine Hände zitterten, aber nicht vor Angst, sondern vor rasendem, gerechtem Zorn. Si'eh war ein Kind. »Hör auf damit!«
    Nahadoth lächelte.
    Ich sprang. Das Messer drang tief in seine Brust ein, bevor es so plötzlich auf Knochen stieß, dass mir der Griff aus der Hand gerissen wurde. Einen Augenblick versuchte ich, mich auf seiner Brust abzustützen und ihn wegzuschieben. Ich staunte, dass er aus echtem Fleisch und Blut war, trotz der Macht, die ihn umgab. Ich staunte noch mehr, als seine freie Hand sich wie ein Schraubstock um mein Handgelenk legte. So schnell, obwohl doch ein Messer in seinem Herzen steckte.
    Mit der Kraft dieser Hand hätte er mein Handgelenk zermalmen können, doch stattdessen hielt er mich nur fest. Sein Blut bedeckte meine Hand und war noch heißer als meine Wut. Ich schaute zu ihm auf, der Ausdruck in seinen Augen war warm, sanft, verzweifelt. Menschlich.
    »Ich habe so lange auf dich gewartet«, hauchte der Gott. Dann küsste er mich — und fiel um.
    Magie r
     
    Während der Lord der Finsternis zu Boden sank, ließ er Si'eh fallen, und ich wäre auch beinahe gestürzt. Ich hatte keine Ahnung, warum ich noch lebte. In den Geschichten über die Waffen der Arameri wurde immer erzählt, wie sie ganze Armeen abschlachteten. Es gab keine Geschichten über verrückt gewordene Barbarinnen, die sich wehrten.
    Zu meiner großen Erleichterung stemmte sich Si'eh hoch auf seine Ellenbogen. Ihm schien nichts zu fehlen, obwohl seine Augen beim Anblick von Nahadoths regungslosem Körper kugelrund wurden. »Schau, was du angerichtet hast!«
    »Ich ...«, ich zitterte so sehr, dass ich fast nicht sprechen konnte. »Ich wollte nicht ... er war dabei, dich zu töten. Das konnte ich ...«, ich schluckte schwer, »... nicht zulassen.«
    »Nahadoth hätte Si'eh nicht getötet«, sagte eine neue Stimme hinter mir. Das war zu viel für meine Nerven. Ich sprang auf und griff nach dem Messer, das sich nicht länger in seiner Scheide hinter meinem Rücken befand. Eine Frau löste sich aus dem geräuschlosen Dahintreiben von Si'ehs Spielzeugen. Als Erstes bemerkte ich, dass sie riesig war, wie die großen Kriegsschiffe der Ken. Sie war auch wie eins dieser Schiffe gebaut, breit und kraftvoll, aber gleichzeitig erstaunlich anmutig. Sie hatte kein Gramm Fett zu viel. Ihre Rasse konnte ich nicht erahnen, weil keine Frau irgendeiner Rasse, die ich kannte, so verdammt groß war.
    Sie kniete sich hin, um Si'eh aufzuhelfen. Si'eh zitterte ebenfalls, allerdings vor Aufregung. »Hast du gesehen, was sie gemacht hat?«, fragte er die Neuangekommene. Er zeigte auf Nahadoth und grinste dabei.
    »Ja, ich habe es gesehen.« Die Frau stellte Si'eh auf seine Füße und wandte sich mir zu, um mich für einen Moment anzuschauen. Selbst auf Knien war sie noch größer als Si'eh, der stand. Ihre Kleidung war einfach: graue Tunika, graue Hose — und ein graues Tuch bedeckte ihre Haare. Vielleicht lag es an diesem Grau, aber nach dem erbarmungslosen Schwarz des Lords der Finsternis schien sie mir eine im Wesentlichen sanfte Ausstrahlung zu haben.
    »Es gibt keinen größeren Krieger als eine Mutter, die ihr Kind beschützt«, sagte die Frau. »Aber Si'eh ist bei Weitem nicht so zerbrechlich wie Ihr, Lady Yeine.«
    Ich nickte langsam und ließ nicht zu, dass ich mir wie eine Närrin vorkam. Logik hatte mit dem, was ich getan hatte, nichts zu tun.
    Si'eh kam herüber und nahm meine Hand. »Trotzdem danke«, sagte er schüchtern. Der violette, hässliche Handabdruck um seinen Hals verblasste zusehends.
    Wir alle schauten hinüber zu Nahadoth. Er kniete immer noch so, wie er zusammengesackt war, das Messer steckte bis zum Heft in seiner Brust, und sein Kopf \Var vornübergefallen. Die graue Frau seufzte leise, ging zu ihm hin und zog das Messer heraus. Ich hatte gespürt, wie es sich in den Knochen bohrte, aber sie zog es mit Leichtigkeit heraus. Sie betrachtete es, schüttelte den Kopf und bot es mir dann mit dem Heft zuerst dar.
    Ich zwang mich, es anzunehmen und meine Hand erneut mit dem Blut des Gottes zu besudeln. Meine Hand zitterte so sehr, dass ich der Meinung war, sie hielt die Klinge fester

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