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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bombe würde verzischen und keine Wirkung zeigen. Außerdem wußte man über Lobow noch sehr wenig; er war erst ins Blickfeld des CIA geraten, als er mit Lyda in Rio seinen Urlaub verlebte.
    Ein Russe als neuer Geliebter der Erbin? Ausgerechnet ein Russe?!
    Beim CIA gab es Alarm. Eine ›Akte Lobow‹ wurde angelegt; sein Leben wurde sorgfältig rekonstruiert.
    Wer ist Lobow?
    Ein hoher sowjetischer Funktionär. Leiter der Sowjet-Export- und Handelsmission. Warum war er bisher nie beachtet worden?
    »Er ist ein netter, freundlicher, sehr musischer Mann«, schrieb Gerald Dumont in einem seiner Berichte. »Er spricht stets mit einer fast zärtlich anmutenden Stimme, ist sehr gebildet, beherrscht, neben Russisch und Englisch, Französisch und Spanisch, liebt Wein, Kognak und gutes Essen und schätzt eine gewisse Bequemlichkeit. Das heißt, er ist nicht einer jener fanatischen Arbeiter sowjetischer Prägung, die überall ein dreifaches Soll erfüllen wollen.«
    »Vielleicht geht alles schnell vorbei«, sagte der Sektionschef im CIA zuversichtlich. »Eine von Lydas Launen! Verbotene Liebe unterm Dachfensterchen, das fehlte noch in ihrer Sammlung. Wenn sich das abkühlt und sie sieht wieder den Unterschied zwischen Lobows Bude und der Suite im Hotel de Paris von Monte Carlo, können wir die Akte Lobow versiegeln.«
    Es schien so, als habe der CIA recht behalten. Gerald Dumont meldete nach einigen Monaten, daß Lyda nur noch selten bei Lobow erscheine. Die Freundschaft zwischen Gerald und Lobow hielt an, man kochte und musizierte miteinander, aber wenn Gerald das Gespräch auf ›Françoise Lebrun‹ brachte, wurde Boris Jegorowitsch einsilbig und bekam traurige Augen wie ein bestrafter Dackel. Was Lyda machte, las man allenthalben in der Weltpresse: Sie tanzte in New York, lebte auf Sapharin, besuchte Gala-Veranstaltungen in Monaco und lief Ski in den Schweizer Bergen. Ohne Männer, ohne Lobow, ohne Skandale. Brav und sittsam wurde sie von Freundinnen begleitet, die mehr für Wirbel sorgten als sie. In Washington war man zufrieden. Die Episode schien zu Ende. Ein Russe! Wie hatte man auch annehmen können, daß diese Affäre länger dauern würde, als erforderlich war, um eine kleine lüsterne Neugier zu befriedigen!
    Lobow und Lyda waren beruhigt. Ihre Tarnung, die Täuschung der Umwelt war gelungen. Sogar auf seinen Urlaub verzichtete Lobow, um keinerlei Gerede aufkommen zu lassen. Daß er in dieser Zeit gelegentlich für ein oder zwei Tage dienstlich verreiste, fiel nicht auf und machte auch Gerald Dumont nicht nachdenklich.
    Dann traf sich Lobow heimlich mit Lyda an den abgelegensten Plätzen. Es war wie in einem billigen Kriminalstück der Stummfilmzeit: Getarnt mit Perücke und Bart, Brille und Schminke, die beide wirklich entstellten, wohnten sie dann eine Nacht, höchstens zwei Nächte, in unansehnlichen Hotels in Londoner Vororten oder in Städten, wo noch niemand Lyda Penopoulos gesehen hatte und wo sie auch keiner vermutete: in Den Haag, Brüssel, Genf, Toulouse, Köln, Düsseldorf und Kopenhagen. Sie reisten getrennt, und da sie wie Kleinbürger auftraten, kümmerte sich niemand um sie. Sie fielen nie auf und lebten glücklich unter dem Mantel des Alltäglichen.
    Bei einem dieser Treffen – es war in Toulouse, sie wohnten in einem kleinen Hotel mit Blick auf den berühmten Kriegshafen – sagte Lyda:
    »Jetzt ist es drei Jahre her …«
    »Was?« fragte Lobow. Er lag im Bett, trank einen Kognak und sah Lyda zu, wie sie in unbefangener Nacktheit durch das Zimmer ging und dem Kühlschrank eine Flasche Fruchtsaft entnahm.
    »Die Sache mit Mutter. Sie ist noch immer nicht geklärt.«
    »Ich kann mich nur schwach daran erinnern.« Lobow blickte in sein Glas. Er wußte, wovon sie sprach. Es ging um den geheimnisvollen Tod von Genia Heraklion, geschiedene Penopoulos. Damals waren sie beide unterwegs gewesen. Masajew und Okoschkin. Was mit dem ›Unglück‹ des Perikles begonnen hatte und den alten Stavros fast um den Verstand gebracht hatte, setzte Pujatkin mit einer Aktion fort, die er ›der griechischen Tragödie nächster Akt‹ nannte. Es war ein Unternehmen gewesen, an das sich Lobow nur mit Widerwillen erinnerte und das ihm bewies, daß er noch nicht die Nervenstärke besaß, die man in Moskau von ihm erwartete.
    »Ich weiß«, sagte Lobow in sein Kognakglas hinein. »Damals waren die Zeitungen voll davon. Die wunderschöne Genia begeht Selbstmord! – War es so?«
    »Ja.« Lyda kam zurück, setzte sich auf

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