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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geschehen:
    An einem frühen Morgen landete an der türkischen Küste bei Hopa ein Ruderboot mit zwei total erschöpften Menschen. Eine Frau und ein Mann. Sie kamen von Rußland, aus Kobuleti, und waren die ganze Nacht in einem weiten Bogen übers Meer gerudert, um die sowjetischen Wachboote zu umgehen. Nun trieben sie an Land, und als sie festen Boden unter den Füßen hatten und hörten, daß es türkischer Boden war, baten sie darum, sofort in die nächste größere Stadt, nach Trapezunt, gebracht zu werden.
    Der Bürgermeister von Trapezunt ahnte Böses, als man ihn benachrichtigte. Bisher war die türkische Schwarzmeerküste politisch ruhig gewesen. Wenn jetzt von drüben etwas an Land schwamm, war die Ruhe vorbei. Aber eingedenk der Tatsache, daß die Türkei zum Westen und zur NATO gehörte und ›der östlichste Eckpfeiler der Verteidigung‹ war, ließ er die beiden Flüchtlinge mit dem griechischen Botschafter in Ankara telefonieren.
    Und in diesem Augenblick hatte die Welt ihre Sensation: Boris Jegorowitsch Lobow flüchtet mit seiner Frau Lyda Penopoulos aus den Flitterwochen in die Freiheit. Mit einem einfachen Ruderboot! Über das Schwarze Meer!
    Lobow bittet um politisches Asyl, zunächst in der Türkei. Später in Griechenland.
    Moskau verlangt seine sofortige Auslieferung.
    Griechenland gewährt Lobow Asylrecht.
    Boris und Lyda auf dem Weg nach Sapharin!
    Ein Heer von Reportern lauerte ihnen auf. Aber niemand sah sie. Ihr Flugzeug landete nicht in Athen, sondern auf Kreta. Von dort brachte eine Maschine des Konzerns die beiden nach Sapharin. Aus der Insel wurde eine Festung. Eine Kompanie Polizei stellte die Regierung zur Verfügung, um Lobow zu schützen. »Ich weiß, daß ich jetzt auf der Liste stehe!« hatte er bei seinem ersten Gespräch mit einem Mitglied der griechischen Regierung gesagt. »Okoschkin, der Spezialist für solche Fälle, hat bereits eine Order erhalten. Ich kenne das ja genau! Aber ich habe keine Angst. Ich weiß, daß mich der freie Westen schützen kann.«
    Man bestätigte dies lebhaft, auch wenn keiner daran glaubte. Aber damit tat man den Russen Unrecht. Denn in Paris saß jetzt Okoschkin in großer Verwirrung und wußte nicht mehr, was er von Moskau halten sollte. Kein Befehl hatte ihn erreicht. Der KGB schwieg. Man strich Lobow aus den Akten und bereitete seine Ausbürgerung vor. Die weltpolitische Lage zwang Rußland, die Krallen einzuziehen. Das freundliche Gesicht war gefragt, die versöhnliche Geste … Ein Lobow durfte doch nicht das Potemkinsche Dorf der sowjetischen Außenpolitik einreißen!
    Nur Oberst Pujatkin nahm sich alles sehr zu Herzen. Er hatte seinen besten Mann, seinen ›Sohn‹ verloren. Das will überwunden werden.
    »Boris Jegorowitsch ist jetzt glücklich«, sagte er am Krankenbett zu seinen Freunden. »Darf er auch sein! Eine schöne Frau, unzählbare Millionen, Direktorposten in der Reederei, ein Leben wie in einem Honigtopf! Aber er bleibt ein Russe! Sage mir keiner, daran werde sich durch Geld und gutes Leben etwas ändern: Wenn er in seinem Palast sitzt, wird er oft in die Weite blicken und Rußland suchen. Ein Russe ohne den russischen Boden unter seinen Füßen ist ein Waisenkind. Seine Seele wird immer trauern.«
    Es war ein diesiger Herbsttag, als Lyda am Landesteg von Sapharin die Jacht ›Helios III‹ erwartete. Die Familie aus Athen kam zu Besuch.
    Tante Andromeda war die erste, die die Gangway hinunterlief und Lyda an sich riß. Etwas abseits stand Boris Jegorowitsch, schüchtern, verschämt, lächelnd. Der Wind zerzauste sein blondes Haar. Wie ein großer Junge sah er aus.
    »Mein Liebling!« rief Tante Andromeda. »Mein Püppchen! Wie freuen wir uns. Laß dich anschauen! So sieht man also aus, wenn man glücklich ist! Wo ist dein Mann? Ich will ihn umarmen! Nun ist ja alles gut!«
    »Es wird alles noch besser werden, Tante«, sagte Lyda laut. Sie zeigte auf Boris, während Onkel Lakadonis von Bord tappte. »Dort steht er! Beglückwünsche ihn! Er hat mich zur glücklichsten Frau der Welt gemacht. Geh vorsichtig mit ihm um, Tante … Er wird in sieben Monaten Vater …«
    Boris Jegorowitsch wurde rot wie ein schüchterner Jüngling. Er ging Tante Andromeda entgegen und küßte sie so demütig, wie das nur ein Russe vermag.
    Aber der Welt der Penopoulos' würde er etwas bescheren, was man nicht kaufen kann: einen neuen Erben.
    Es hatte schon einen Sinn, daß gerade jetzt – über dem Grabmal von Stavros und Perikles auf Sapharin die

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