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Die Erde ist nah

Die Erde ist nah

Titel: Die Erde ist nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludek Pesek
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ist.
    Nach drei Tagen gibt der Kapitän seinen Widerstand auf. Er teilt O'Brien mit, daß wir umkehren. Das Maß seiner Erbitterung ist so groß, daß er O'Brien einen unverantwortlichen Wahnsinnigen nennt.
    Wir verteilen die Vorräte auf zwei Anhänger. Den dritten, leeren Anhänger lassen wir beim defekten Schlepper, der uns jetzt wie das Gerippe eines urzeitlichen Tieres anmutet. Ein letzter Blick auf den ungastlichen Ort, an dem wir ein Stück unseres Lebens gelassen haben, und dann fährt die Grüne Eidechse los. Der Morgen kann nur der Uhr nach als solcher bezeichnet werden, und nur die gewundenen, im Nebel verschwindenden Staubsträhnen verleihen ihm wenigstens einigermaßen den Schein von Wirklichkeit. So beginnt eine Fahrt, die begleitet ist vom ständigen verzweifelten, einförmigen Abzählen von Sauerstoff- und Lebensmittelvorräten. Unter großen Schwierigkeiten schleppen wir in drei Tagen die beiden Anhänger bis zum Fuß der Barriere. Danach kommen wir nur noch meterweise vorwärts. Compton und ich sondieren mit Stangen den Boden vor der Grünen Eidechse. Das felsige Gelände, voll von staubverwehten Kratern, droht uns zu verschlingen. Wir schleichen wie Roboter weiter. Mein Gehirn versucht, dem Körper einzureden, daß er sich völlig zwecklos bewegt. Wozu die Muskeln durch Bewegungen quälen, die keinen andern Sinn haben, als das Häufchen Knochen und Fleisch dreihundert Kilometer weit nach Norden zu befördern? Dreihundert Kilometer grausamer Anstrengung und Qualen für etwas, das nicht existiert. Die Basis? Das ist etwas, worauf man sich stützen könnte. Aber auf das Wort kann ich mich nicht stützen. Vielleicht ist dies alles nur ein Traum, dieses quälende Stolpern, Holpern, Vorwärtsrücken, Sandschaufeln - und die überflüssige Angst vor einem gefräßigen, im Staub verborgenen Rachen. Vielleicht träume ich so schrecklich und sinnlos, während unter meinen Füßen nicht Staub, sondern Gras knistert. Wenn ich erwache, werde ich einen Bach rauschen hören, mit alten Erlen, in deren Wurzeln Bachamseln nisten, werde ich in der Ferne scheckige Kühe weiden sehen und über ihnen riesige Wolkenballen, gefüllt mit lauem Regen, der so herrlich leise niederfällt, meine nackten Füße benetzt und den Staub abwäscht. . .
    Der Staub hat mich wieder wachgerüttelt. Vorn ist Alarm. Radcliff ist in einen verwehten Graben gefallen. Der Kapitän und Sheldon ziehen ihn an einem Sicherungsseil heraus. Ich hoffe, daß er nicht verwundet ist.
    Begreiflicherweise finden wir bei der schlechten Sicht nicht die Linie, auf der wir schon einmal die Barriere überquert haben. Der Hang, den wir emporsteigen, ist nicht steiler und das Gelände ist nicht zerklüfteter, aber als die Grüne Eidechse zum drittenmal auf dem Geröllhang steckenbleibt, erwägen wir die Möglichkeit, einen Anhänger abzukoppeln. Der Kapitän, wie von einer krankhaften Habsucht besessen oder vielleicht in der Vorahnung weiterer Verluste, will nicht ein einziges Kilogramm der Vorräte aufgeben, obwohl der Vorrat an Treibstoff jetzt, nachdem die Rote Eidechse ausgefallen ist, überflüssig groß ist. Der Kapitän schlägt deshalb vor, erst den einen Anhänger auf den Kamm der Barriere zu schleppen und dann den zweiten zu holen. Weil aber das Gelände unübersichtlich ist und die an und für sich schon schlechte Sicht noch schlechter werden kann, müßte ein Mann beim Anhänger bleiben, um zu verabredeter Zeit eine Leuchtrakete abzufeuern. Vorausgesetzt, daß keine größeren Komplikationen eintreten, könnte die Grüne Eidechse bis zum Abend des nächsten Tages zurückkehren. Die schwache Seite dieses ganzen Planes bilden zwei Dinge: Erstens durfte beim Anhänger nur ein Mann bleiben, damit die Gruppe nicht übermäßig geschwächt ist, wenn während des Vordringens irgendwelche außergewöhnliche Schwierigkeiten entstehen sollten, und zweitens ist es nicht ausgeschlossen, daß sich bei einer plötzlichen Wetterverschlechterung die sechsunddreißig Stunden Einsamkeit in eine grausame, mehrere Tage dauernde Einzelhaft verwandeln könnten.
    Trotz dieser zumindest unangenehmen Aussicht meldet sich sofort Gray. Wegen des verletzten Knies von jedweder physischen Arbeit ausgeschaltet und vom Gewissen gequält, weil er seit seiner Verwundung für die Expedition - rücksichtslos gesagt - geringeren Wert hat als ein Faß Treibstoff, ergreift er mit fieberhaftem Eifer die Gelegenheit, sich zu bewähren. Der Kapitän, der Grays Beweggründe zweifellos gut

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